Parrish Plessis 01 - Nylon Angel
zuschnappen und sah mich um.
Es sah nicht sehr heimelig in dem Zimmer aus. Ein Bett, das aus den Überresten eines Schranks zusammengezimmert worden war, ein Spiegel, der sich in seine Einzelteile auflöste – aus Glas, nicht einmal synthetisch –, und ein Spülbecken, das als San-Einheit diente. Aber es war auffallend sauber hier, und es roch flüchtig nach Jasmin.
Mei hatte sich über den Fenstersims gebückt, eine kleine Aluminiumtasse in der Hand, die sie über einen Brenner hielt. Geistesabwesend schaute sie auf die Straße hinab.
»Mei«, sagte Sto nervös. »Wir haben Besuch.«
»Parrish.« Sie drehte sich noch nicht einmal um, um mich anzusehen. Vielleicht war sie noch immer wütend auf mich.
»Sto, verzieh dich. Geh ein wenig trainieren«, sagte ich leise zu ihm.
Er ließ seinen Blick zwischen uns beiden hin und her wandern, als warte er darauf, dass Mei ihm sagte, was er tun sollte.
Ich seufzte. Einige Frauen wussten gar nicht, was für ein Glück sie hatten.
»Geh spazieren, Schätzchen.«
Sto umarmte Mei kurz und verließ uns dann folgsam.
Als die Türe hinter ihm ins Schloss fiel, drehte Mei sich breitbeinig zu mir um, die Hände in die Hüfte gestemmt. Für so eine kleine Person hatte sie beachtlichen Mumm.
»Du möchtest also wissen, was deine Halluzinationen verursacht, ja?«
Ich konnte sie nur offenen Mundes anstarren.
»Woher…?«
Sie redete weiter. »Es ist so, als wärest du besessen. Ich habe schon zuvor eine Präsenz in dir gespürt, aber ich war mir nicht völlig sicher. Dieses Mal konnte ich sie spüren, noch bevor du überhaupt im Raum warst.«
»Könntest du das vielleicht noch einmal wiederholen?« Was ich soeben gehört hatte, gefiel mir ganz und gar nicht. Nur völlig Verrückte sind besessen!
»Ich bin mir wie gesagt nicht sicher. Setzt dich auf den Boden«, wies sie mich an. »Trink das hier. Nur so können wir es herausfinden.«
Ich zögerte, setzte mich aber schließlich hin. Ich vertraute Mei nicht, aber offensichtlich blieb mir keine andere Wahl.
Wir saßen einander mit verschränkten Beinen gegenüber. Mei reichte mir die Tasse, die sie zuvor erwärmt hatte. Sie beobachtete mich ungeduldig, während ich die bittere Flüssigkeit herunterschluckte. Psyilocbe oder Datura, vermutete ich. Halluzinogene für die Frau mit den Halluzinationen.
Nachdem ich die Tasse geleert hatte, reichte Mei mir ihre Hände. Die meinen fühlten sich grob und rau an, als sie sich gegen ihre kleinen, weichen Finger pressten.
»Ich kann dir nichts versprechen, aber ich werde alles versuchen. Doch was wir nun tun, wird sich nicht gut anfühlen; das solltest du wissen, Parrish«, warnte sie mich.
Ich blickte ihr tief in die kalten, mandelförmigen Augen. »Warum hilfst du mir, Mei? Willst du Geld?«
»Wer hat behauptet, dass ich dir helfen kann?« Sie zuckte mit den Schultern. »Das ist mein Job, Parrish. Ich würde das Gleiche auch für die meisten anderen Menschen tun.«
Ihre Ehrlichkeit beruhigte mich nicht wirklich.
»Jetzt konzentriere dich«, befahl sie. »Denk an das, was du erlebt hast. Lass den Visionen in deinem Geist freien Lauf. Hab keine Angst. Ich werde da sein. Und was auch immer passiert: Löse unsere Verbindung nicht. Hast du das verstanden, Parrish? Ich werde mich um den Rest kümmern.«
Ich nickte verängstigt bei dem Gedanken, die Visionen von meinem Engel absichtlich heraufzubeschwören.
Hatte ich bereits erwähnt, dass ich diesen Voodoo-Zirkus hasste?
Mei stimmte ein melodisches Summen an. Sie machte einige Handbewegungen, und der Geruch nach Jasmin verstärkte sich – das war der letzte Eindruck, den ich von der wirklichen Welt hatte.
Bilder blitzten vor meinen Augen auf. So schnell, dass mir der Atem stockte. Gestalten, Orte in einem Strudel. Schwindel. So intensiv, dass ich stöhnte und mich zusammenrollte. Obwohl ich meine Augen fest geschlossen hatte, konnte ich noch immer etwas sehen. Erinnerungen. Schreie. Farben, die ich nicht aufhalten konnte, die an den Seiten in die Bilder meiner Vision flossen, so sehr ich meine Augen auch zusammenpresste. Magenta, das in Braun überging. Fluoreszierende Farben, die durch silberne und goldene Ketten aneinander gebunden waren.
Ketten, die auf mich herabstürzten, sich um meine Arme und Beine schlangen. Sie zogen in verschiedene Richtungen an mir. Sie versuchten, meinen Körper auseinander zu reißen, bis meine Schreie sich bunt vor meinen Augen färbten.
STILLE.
Das Schreien hatte aufgehört.
Mein Körper
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