Parrish Plessis 01 - Nylon Angel
lassen, aber im Moment fühlte es sich sehr gut an. Warm.
Die Hände schienen das gefunden zu haben, wonach sie suchten. Sie packten mich am Kragen und zogen mich unsanft in die Höhe.
Durch meine geschwollenen Augenlider erkannte ich Loyl Daacs Gesicht. Er war rasend vor Wut.
»Was geht hier vor?«, knurrte er.
Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien. Meine Schultern schmerzten nicht mehr so stark wie zuvor. »Warum schreist du mich so an?«, fragte ich ihn benommen.
Er schüttelte mich, als hoffe er, auf diese Weise schneller eine Antwort zu erhalten. »Ich dachte, du wärst tot.«
Ich lächelte. »Nein, ich habe mich nur ein wenig ausgeruht.«
Daac fletschte die Zähne, als wolle er mich beißen. Dann ließ er mich plötzlich los.
Ich ließ mich wieder auf den Boden sinken. Schweigend hockte sich Daac neben mich, während ich versuchte, zu mir zu kommen und meine Gedanken zu sortieren. Erstaunlicherweise fühlte ich mich recht gut… und ich hegte den Verdacht, dass ich meine schnelle Genesung diesem Ding in meinem Körper zu verdanken hatte.
Ich konnte die Erinnerung an das, was geschehen war, nicht ertragen. Es war wie der Versuch, einen schlechten Trip zu vergessen.
»Wie geht es Mei?«, fragte ich heiser.
Daac starrte auf den Boden. »Ich weiß nicht, ob wir etwas für sie tun können. Der Mediziner hat sie mit allen Mitteln vollgepumpt, die er auftreiben konnte; aber ihr Hals ist gebrochen, und sie scheint sich in einer Art Koma zu befinden. Die Messungen ihrer Gehirnströme zeigen extreme Schwingungen. Wir haben so etwas noch nie zuvor gesehen. Etwas Seltsames geht hier vor. Was habt ihr beiden nur getan?«
Mir war nicht wohl bei dem Gedanken daran, dass ich alleine war und Mei mir nicht mehr helfen konnte. Und dennoch wusste ich eines mit absoluter Sicherheit…
»Was auch immer du planst, du musst es stoppen«, sagte ich in entschlossenem Tonfall und packte Daacs Handgelenk. »Es darf keinen Krieg geben. Es darf kein Blutvergießen geben.«
Er sah mich abwehrend an. »Dafür ist es zu spät. Der Krieg hat bereits begonnen.«
»Nein!«
»Was ist mit dir passiert? Erzähl es mir, um Himmels willen!«
Ich versuchte auszuweichen. »Das würde sich völlig verrückt anhören. Außerdem hast auch du mir nicht die ganze Wahrheit erzählt.«
Daac hob die Augenbrauen, und mit meiner nächsten Frage traf ich genau ins Schwarze.
»Mit wem habt ihr eure Experimente durchgeführt? Wer waren eure Testpersonen?«
Er wich abrupt zurück, doch so einfach ließ ich ihn nicht davonkommen.
»Ich weiß, dass es Nebenwirkungen gibt. Ich habe Annas Aufzeichnungen gelesen.«
»Du warst es also doch! Anna hatte dich bereits in Verdacht, aber Ibis hat sie davon abgebracht.«
Ibis hatte mich gedeckt? »Hast du etwa gedacht, du könntest mich einfach benutzen, um an die Sicherungsdateien zu gelangen? Ich will wissen, was hier vor sich geht. Schließlich ist die ganze Welt hinter mir her.«
Daac ging im Zimmer auf und ab; dann antwortete er langsam und mit wohl bedachten Worten:
»Es hat einige Nebenwirkungen gegeben. Ja. Die Tests haben gezeigt, dass die von uns behandelten Personen eine Immunität gegen Umweltgifte entwickelt haben; doch einige von ihnen zeigten ungewöhnliche Symptome.«
»Die Testpersonen?«
»Sie wurden willkürlich ausgewählt. Und sehr gut bezahlt.«
»Erzähl mir von den Symptomen.«
»Kopfschmerzen, Halluzinationen. Einige von ihnen behaupteten, von einer Kreatur besessen zu sein. Wir wissen nicht genau, was sie auf diesen Gedanken gebracht hat. Ohne Liones – Razz’ – Unterstützung können wir die Forschungen nicht fortsetzen.«
Von einer Kreatur besessen? Klasse! »Und nun hat jemand ihre Daten gestohlen.«
Daac stutzte. »Lang hat dich benutzt, um Razz’ Daten zu vernichten. Aber ich sehe da keine Verbindung. Warum sollte er das wollen?«
Ich dachte an das Treffen bei Jamon. Lang, Road und Topaz. Was für einen Deal hatten sie in jener Nacht geschlossen?
Ich atmete tief durch. Jedes Mal, wenn ich zwei und zwei zusammenzählte, ergab das fünf bei mir. Langsam hatte ich die Nase voll.
KAPITEL ACHTZEHN
Ein Krieg im Tert ist eine bizarre und ziemlich schreckliche Angelegenheit. Die gewöhnlichen Leute verschanzen sich in ihren Unterkünften und würden lieber verhungern, als auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen. Auf der anderen Seite gibt es solche, die einer Gang angehören und sich mit einer Mischung aus primitiven Waffen und
Weitere Kostenlose Bücher