Parrish Plessis 01 - Nylon Angel
bedeuten?
»Warum siehst du wie ein Engel aus?«
Das ist eure Vorstellungskraft. Für jeden von euch erscheinen wir in einer anderen Form. Unser tatsächliches Äußeres hat bisher noch niemand von euch zu Gesicht bekommen.
»Wie nennt ihr euch?«
Der ursprüngliche Name unserer Rasse ist für euch unaussprechlich. Einige kennen uns als die Eskaalim. Freue dich, und sei glücklich, Wirt. Wir werden euch in etwas verwandeln, das viel mehr ist, als ihr je sein könntet. Ihr werdet wir sein.
»Aber was ist passiert? Was hat sich verändert?«, rief ich. »Was hat euch befreit?«
Ich bin jetzt bereit. Wieder der Jemand in meinem Ohr.
Wozu bist du bereit?
Und nun geh!, befahl der Engel.
Der Boden unter meinen Füßen begann zu vibrieren. Ich versuchte verzweifelt, mich aufrecht zu halten, stolperte von einer Seite zur anderen.
Trenn unsere Verbindung nicht. Warte! Noch nicht!
»Ich versuche es ja«, krächzte ich krampfhaft. »Aber ich muss wissen… was sich verändert hat … ?«
Die Haut an meinen Schultern riss auf, und ein Strom bunter Flüssigkeit schoss heraus. Ich fiel vor Schmerzen auf die Knie, versuchte aber dennoch zu sehen, was mit mir passierte.
Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, wie ein Vogel aus mir herausbrach. Energetische Felder in der Form eines großen Brachvogels mit dünnen Beinen und einem langen, krummen und spitzen Schnabel. Mit einem unirdischen Schrei stürzte sich der Energievogel auf die gigantische Silhouette des Engels. Sein Körper formte sich zu einem Speer, der scharfe Schnabel zu einer tödlichen Spitze.
Die Augen.
Der Vogel wollte die Augen des Engels durchbohren. Er folgte dem Flug des Engels so schnell er konnte, bis er dem Schlund des Engels direkt gegenüber war. Ein reißender Schmerz durchfuhr mich. Ich trieb in die Bewusstlosigkeit ab, und aus der Ferne tönte der Kampfschrei des Brachvogels…
Als ich wieder zu mir kam, brannte ein Feuer in meinen Schultern. Ich lag auf dem Bauch und rang nach Luft.
Eine Hand rüttelte an meinem Oberarm.
»Fass mich nicht an!«, bellte ich.
»Parrish?« Es war Sto. Er schien in Panik zu sein. »Was ist passiert, Parrish? Mit Mei stimmt etwas nicht.«
Ich riss den Kopf herum und ignorierte den Schmerz in meinen Schultern. Schweiß rann meinen Rücken herunter. Ich biss die Zähne zusammen und rappelte mich langsam auf.
Mei lag wenige Meter neben mir auf dem Boden; ihr Hals war in einem unmöglichen Winkel verdreht. »Rühr sie nicht an, Sto. Hol einen Arzt. Beeil dich!«
Er rannte davon.
Ich hockte mich neben Mei und fühlte ihren Puls. Er war schwach. Was auch immer gerade mit mir geschehen war, Mei hatte versucht, es zu beenden.
Wenige Minuten später war der Mediziner an ihrer Seite. Sto und Styro blickten ihm besorgt über die Schulter.
Der Mediziner warf mir einen schnellen, verwirrten Blick zu. »Was ist hier geschehen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Sie ist eine Schamanin. Sie… Wir… waren in einer Art Trancezustand. Als ich wieder zu mir kam…«
Er schob ein flaches Kissen unter Meis Kopf, das sich von selbst aufblies und sie stützte.
»Es sieht so aus, als hättest du versucht, ihr das Genick zu brechen.«
Das hatte ich nicht. »Sie lebt doch noch, oder?«, verlangte ich zu wissen.
»Im Augenblick ja«, murmelte der Mediziner. Dann wandte er sich an Sto: »Bring die Trage herüber.«
Mit großer Sorgfalt hob der Mediziner Mei auf die Bahre und sicherte sie mit einigen Gurten. Seine Ruhe irritierte mich. Mediziner schienen immer alle Zeit der Welt zu haben. Schließlich bedeutete er Sto, ihm beim Tragen zu helfen.
Der Mediziner schaute mich kurz an. »Es wäre besser, du würdest mit uns kommen, sonst verblutest du noch.«
Plötzlich wurde mir bewusst, dass das prickelnde Gefühl auf meinem Rücken nicht Schweiß, sondern Blut war. Unter mir hatte sich auf dem Boden bereits eine Lache gebildet. Erschrocken presste ich beide Hände auf meine Schultern und versuchte, die Blutung zu verlangsamen. Schwindel und Übelkeit überfielen mich, und ich konnte mich nicht mehr länger aufrecht halten. Ich fiel rückwärts auf den Boden…
»Parrish!« Ein fast bestialisches Fauchen weckte mich. Ich wollte mir die Augen reiben, doch meine Hände waren über und über mit getrocknetem Blut verkrustet. Ein fauliger, stickiger Geruch drang in meine Nase.
Ich spürte Hände auf meinem Körper, die mich der Länge nach abtasteten. Normalerweise hätte ich mich nicht einfach von jemand anderem betatschen
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