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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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nicht, wie ich das alles ohne einen einzigen Kredit besorgen sollte.
    Aus reiner Verzweiflung durchsuchte ich die Taschen meiner Gammlerklamotten. Nichts. Natürlich hätte ich Teile meiner Ausrüstung eintauschen können. Ich durchforstete meine Waffentasche, schloss sie aber schnell wieder, unfähig, mich von irgendetwas darin zu trennen.
    Ich ließ meine Hände unbewusst an den zerrissenen Nähten meiner Hose hinabgleiten. Plötzlich blieb ich an einem Hindernis hängen; etwas war in den Saum eingenäht. Ich riss den Gegenstand heraus und betrachtete ihn.
    Ein Fischhaken?
    Was sollte ein verlotterter Penner auch sonst in seinen Hosen mit sich herumtragen?
    Ich hastete zum nächstgelegenen Tauschgeschäft, einem Familienunternehmen, dessen kleine Behausung von einer Horde Straßenkinder umschwärmt wurde. Ohne große Vorrede fragte ich nach dem Preis für meinen Fischhaken.
    Der Händler lachte spöttisch.
    »Ich brauche Geld«, insistierte ich.
    Er starrte mich mit hartem Blick an. Anerkennung lag in seinen Augen.
    »Du bist diejenige, die versucht hat, das Straßenkind zu retten. Ich habe es in der LT gesehen. Du hattest einen verdammten Verhör-Mecha auf den Fersen, und die Miliz sucht dich.«
    LT! Live Transmission. Ich hielt gespannt die Luft an. Was würde er mit seinem Wissen tun?
    »Meine Frau sagt, du seist eine Heilige. Hier. Fischhaken sind sehr selten.« Mit einem breiten Grinsen gab er mir eine Hand voll Kredits für den winzigen Haken. »Es ist kein Vermögen, aber genug für ein Essen und noch ein paar andere Dinge.«
    »Danke«, sagte ich. »Das werde ich dir nicht vergessen. Wie heißt du?«
    »Fleshette. Aber erzähl das bloß nicht herum. Du bist gefährlich. Halt den Kopf unten.«
    Ich dankte ihm nochmals und machte mich ohne Umschweife auf den Weg zu einer Essensbude.
    »Destilliertes Wasser und drei Quesadillas. Weißt du, wo ich eine Schamanin namens Mei Sheong finden kann?«, fragte ich die Bedienung.
    Sie runzelte konzentriert die Stirn, während sie die Quesadillas zubereitete. »Die kenne ich nicht.«
    Ich dachte einen Augenblick lang nach. »Wie ist es mit einem Dealer namens Styro? Kennst du den? Ein Typ aus Plastique.« Sicherlich würde Daacs Kumpel in dieser Gegend bekannt sein.
    Sie knallte das gereinigte Wasser und das Essen auf die schmale Theke. »Den kenne ich. Zuerst die Kredits.«
    Ich musterte sie einen Moment; dann schob ich ihr die Kredits rüber. Sie ließ sie schnell in ihrer schmierigen Schürze verschwinden und machte sich wieder daran, stinkendes Hackfleisch mit einer langstieligen Gabel zu kneten.
    »Hey!«, rief ich entrüstet. »Was ist mit Styro? Wo kann ich ihn finden?«
    Sie warf mir einen flüchtigen Blick über die Schulter zu. »Dreh dich um.«
    Das tat ich, die Quesadilla halb in meinem Mund.
    Styro lehnte keine drei Meter von mir entfernt an einer behelfsmäßigen Raucherzelle. Er hatte seine bunte, scheckige Haut durch eine sanfte olivfarbene ersetzt; doch seine Stiefel reichten ihm noch immer bis zum Oberschenkel und erstrahlten weiterhin in grellem Pink. Sein Haar türmte sich auf seinem Kopf in die Höhe und glich einer gotischen Kathedrale samt Zinnen. Er lächelte affektiert, als hätte ihm meine Vorstellung gefallen.
    Persönliche Notiz: Bring Styro ein paar Manieren bei.
    Ich schlenderte lässig zu ihm hinüber und schlang auf dem kurzen Weg schnell mein restliches Essen herunter.
    »Kann ich dir helfen?«, fragte er schüchtern.
    Ich zögerte völlig paralysiert von dem Gedanken, dass Daac vielleicht in der Nähe sein könnte. Dann erinnerte ich mich an seine Warnung: Die Gentes befinden sich im Krieg. Mit ziemlicher Sicherheit würde er sich auf seinen Teil des Kampfes vorbereiten und nicht hinter mir herspionieren.
    Ich wollte nicht darüber nachdenken, was seine Bemerkung bedeutete. Schon der kleinste Gedanke daran ließ mich schwindeln. Und ich wollte die Nummer mit meinen Halluzinationen nicht vor Styro aufführen.
    »Nette Stiefel«, murmelte ich.
    Er sah mich argwöhnisch an.
    »Wirklich«, sagte ich.
    »Du hast doch nicht nach mir gesucht, um meine Stiefel zu bewundern.«
    »Nein. Wo ist Mei Sheong?«
    Styro gab sich desinteressiert und kaute auf seinen messerscharfen Fingernägeln herum. »Warum sollte ich dir das sagen?«
    Ich schluckte den letzten Bissen meiner Quesadilla herunter und packte ihn am Kragen seines bunten T-Shirts. Mein Gesicht dicht vor dem seinen, konnte ich erkennen, dass er nicht auf einem Trip war. Die besten Dealer

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