Parrish Plessis 02 - Code Noir
Bohnen und Teig in den Mund zu schieben.
Pas klatschte in die Hände, und seine Frau brachte mir ebenfalls einen Teller.
Ich wünschte, sie hätte Pas einen Tritt in den Hintern gegeben und ihm gesagt, er solle mir das Essen selbst servieren. Doch ich beherrschte mich. Eine Oya respektierte die Sitten anderer Völker.
»Wir haben auf deine Rückkehr gewartet, Geheiligte«, sagte Pas.
Mit der Anrede Oya konnte ich ganz gut leben, aber ›Geheiligte‹…
»Gibt es Neuigkeiten über Topaz?«
»Topaz weiß, dass die Muenos ihn nicht mehr respektieren; er versteckt sich vor uns. Wie du sicherlich schon bemerkt hast, sind die Muenos nun dein Volk.«
Pas wuchtete seinen schweren Körper vom Stuhl und betätigte einen Hebel: Metallene Fensterläden öffneten sich daraufhin und gaben den Blick nach draußen frei. Die Menge auf dem Vorplatz hatte sich seit unserer Ankunft vergrößert. Die Muenos hielten Kerzen in den Händen.
»Was… Was soll das?«
»Sie sind gekommen, um dir ihre Ehre zu erweisen«, erklärte Pas.
Beim bloßen Gedanken an eine neuerliche Zeremonie zu meinen Ehren wäre ich am liebsten aufgesprungen und um mein Leben gelaufen. Ein ehrfürchtiges Raunen ging durch die Menge, als die Muenos meine Silhouette auf dem Knochen-Thron sahen.
Pas schloss die Jalousien wieder. Mit einem kurzen Blick registrierte ich die Sicherheitsvorrichtungen an der Rückseite der Fensterläden: Seit meinem letzten Besuch hatte sich Pas offenbar eine ordentliche Ausrüstung zugelegt.
Er beobachtete mich mit wachsamen Augen, fast so wie ein Vater, dem gewahr wurde, dass sich sein jüngster Spross heimlich von einer Familienfeier verdrücken wollte.
»Enttäusche ihre Hoffnung nicht, Parrish, denn Hoffnung ist das wertvollste Gut von allen.«
Das war das erste Mal, dass Pas mich bei meinem richtigen Namen nannte. Er hatte die Maske des ehrfürchtigen Anhängers abgelegt, und ich blickte nun in das scharfsinnige Gesicht seines wahren Ichs. Die Möglichkeit, dass das Oberhaupt meiner Verehrer ganz eigene Ziele mit unserem kleinen Rollenspiel verfolgte, bereitete mir mit einem Mal ernsthafte Sorgen.
Ich versuchte, das Thema zu wechseln.
»Es gibt da ein Problem, das uns alle angeht, Pas. Du hast den Formwandler gesehen?«, fragte ich.
Er fluchte und bekreuzigte sich rasch.
Ich machte eine kleine Pause und überlegte, wie viel ich ihm anvertrauen konnte. Pas hatte mich bisher nicht betrogen, doch andererseits waren wir auch keine wirklichen Freunde. Dennoch brauchte ich seine Hilfe mehr denn je.
»Einige glauben, dass die Formwandler von einem Parasiten besessen sind. Diese Kreaturen verändern nicht nur das Wesen, sondern auch das Äußere eines Menschen«, versuchte ich, ihm zu erklären.
»Was für eine Art Parasit könnte zu so etwas imstande sein?«, fragte er besorgt.
»Nur ein Wesen, das nicht von dieser Welt ist, Pas.«
Er riss die Augen auf. Wie jeder andere Mueno, so besaß auch er eine tiefe Ehrfurcht vor allen Dingen, die das Spirituelle und Übernatürliche berührten.
»Ich muss verhindern, dass sich das Böse ausbreitet«, sagte ich bestimmt.
»Wie kann ich dir dabei helfen, Oya?«
»Ich habe mein Gebiet und meine Freunde schutzlos zurückgelassen, als ich zu dieser Mission aufgebrochen bin, Pas. Kannst du ihnen deine Leute als Verstärkung schicken?«
Er schnippte mit den Fingern. »Schon so gut wie erledigt.«
»Sag ihnen, sie sollen sich an meinen Partner wenden, Teece Davey«, fügte ich hinzu.
Pas strich sich mit seinen dicken Fingern durch das lange Haar. Manchmal benahmen sich die Muenos wie eitle Pfaue.
»Ja, ich kann mich an diesen Mann erinnern, Oya. Er ist mir sehr ähnlich: stark und potent.«
Ich musste ein Lachen unterdrücken. Diese Gemeinsamkeit war mir noch nicht aufgefallen. »Teece hat während meiner Abwesenheit die volle Verfügungsgewalt über all meine Unternehmungen.«
»Deine Leute sind mit den Riten der Muenos nicht vertraut. Das könnte Probleme geben«, gab Pas zu bedenken.
»Teece wird sich um alles kümmern.« Mir war klar, dass dieser kleine Schwindel Teece vielleicht vor einige Probleme stellen könnte.
Doch meine Versicherung schien Pas zu genügen. »Was kann ich sonst noch für dich tun, Oya?«
»Ich bin auf der Suche nach den Karadji der Cabal. Jemand hat sie entführt. Als meine Leute angefangen haben, Fragen nach ihnen zu stellen, wurden einem von ihnen die Gedärme herausgerissen. Irgendjemand hat mit seinen Innereien ein Voodoo-Ritual durchgeführt.
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