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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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ein paar Schritte, blieb dann aber plötzlich wie angewurzelt stehen. Die Hintertür der Villa war nur angelehnt, und durch den schmalen Spalt drang der intensive Geruch von Blut und Innereien zu uns herüber. Es war ein bestialischer Gestank, der uns warnte, dass dieses Haus nicht nur weitere Tote, sondern auch bereits verwesende Leichen beherbergte.
    Dank dieses bedrängenden Szenarios – der faulige Gestank, Pas rasselnder Atem, Roos zu allem entschlossener Blick – waren meine Nerven zum zerreißen gespannt. Ich schlug alle Vorsichtsmaßnahmen in den Wind, rannte an Pas vorbei und riss die Tür mit einem kräftigen Tritt aus den Angeln. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Die Luger in der einen und den Würgedraht in der anderen Hand betrat ich einen zum Leben erwachten Albtraum – einen Traum jener Art, an den man sich am nächsten Morgen nur ungern erinnert.
    Die Villa war bis unters Dach mit Utensilien für die schrecklichsten Voodoo-Rituale voll gestopft, und die Küche war das reinste Schlachtfeld. Blut – auf den Wänden und auf dem Fußboden. Jede Oberfläche dieses Hauses war mit Blut verschmiert.
    Wenn man hier die Petro Loa anbetete, dann hatte man den Gottheiten wahrlich ein Festmahl bereitet.
    Mit drei großen Schritten ging ich ins Wohnzimmer hinüber. Roo deckte meinen Rücken, und ich spürte seinen trockenen Atem in meinem Nacken.
    Der Raum wurde fast gänzlich von einem gigantischen Altar ausgefüllt, den man mit Brokattüchern bedeckt hatte. Auf ihm standen eine Ansammlung kleiner und großer Kerzen, Flaschen mit bunten Flüssigkeiten und kleine Objekte, die mit Perlen verziert waren. In der Mitte lagen zwei einfache Puppen in einem Sarg, deren Genitalien miteinander verbunden waren. Die eine Puppe war eine Frau mit kurzem, dunklen Haar, kleinen Brüsten, Beinen, die zu lang für ihren Körper waren, und einem Gesicht, das von Narben und Brüchen gezeichnet war.
    Ich musste nicht lange darüber nachdenken, wen diese Puppe verkörpern sollte.
    Die andere war männlich, groß und hatte das Gesicht eines Gottes.
    Loyl. Die Puppen zeigten Loyl und Parrish, die es miteinander trieben.
    Eine beinahe greifbare, alles erstickende Boshaftigkeit umgab diesen Altar und zog mich in ihren Bann.
    Roo schien das alles nicht zu erschrecken; er scannte den Raum nach Lebenszeichen.
    »Boss, hier drüben«, flüsterte er heiser.
    Nur mit Mühe löste ich den Blick von dem Altar und begab mich zu Roo, der unter einer Treppe hockte. Dort lag zwischen einigen leeren Kartons etwas auf dem Boden. Als ich näher kam, erkannte ich, dass es sich dabei um ein Tier handelte: Sein Fell und seine Ohren waren mit verkrustetem Blut überdeckt, doch es lebte noch; seine starken Hinterbeine zuckten reflexartig. Aus einem langen Schnitt in seinem Bauch strömte weiteres Blut und bildete eine Lache auf dem Boden. Die Augen des Tieres öffneten sich kurz, rollten dann aber nach hinten weg.
    »Ein… Ein richtiges Beuteltier«, sagte ich überrascht.
    Roo stand neben mir. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. »Wie nennt man seine Art?«, fragte er mit leiser Stimme.
    »Ich weiß es nicht genau. Ich hab in meinem ganzen Leben noch kein Beuteltier gesehen.«
    Roo kniete sich hin und wollte das Tier vorsichtig berühren, doch es wich verschreckt zurück.
    »Boss?«, sagte Roo mit zitternder Stimme.
    Ich wusste, was er mich fragen wollte. So sehr ich mich selbst dagegen sträubte: Ich konnte Roo diese Last nicht aufbürden. Schließlich war ich die Erwachsene von uns beiden. Ich schickte ihn fort, um die Hintertür zu bewachen; dann erlöste ich das Tier von seinen Qualen.
    Pas kam zu mir herüber. Als er das tote Tier erblickte, fiel er auf die Knie und bekreuzigte sich.
    »Ein Beuteltier«, sagte er traurig. »Das ist kein gutes Zeichen.«
    »Was meinst du damit?«
    Er stand wieder auf und führte mich in den angrenzenden Raum.
    Dort lag eine Frau mit dem Gesicht nach unten zwischen einigen Kissen vergraben. Pas räumte den Körper frei und drehte die Frau auf den Rücken. Der Inhalt ihrer Bauchhöhle verteilte sich auf dem Fußboden.
    »Dalatto.« Pas’ Gesicht wurde aschfahl. »Ich kenne diese Handschrift… Das ist das Werk einer Hohepriesterin mit Namen Leesa Tulu.« Schiere Angst nahm seiner Stimme jegliche Kraft.
    »Leesa Tulu?«
    Pas griff mit einer Hand nach seiner Borstenkette.
    »Opfergaben mit einheimischen Tieren sind sehr selten. Es gibt zwei, höchstens drei Hohepriester in diesem Land, die solche Rituale

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