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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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einer Pfütze herüber, um etwas zu trinken. Ich nutze die Gelegenheit, mich ihrer Gesellschaft zu entledigen, und ging zu der Händlerin zurück, um mir einen kleinen Nachtisch zu besorgen.
    »Schon mal von Loyl Daac gehört?«, fragte ich die Frau.
    Die Händlerin zog die dichten Augenbrauen bis zu ihrem graumelierten Pony hoch und verdrehte die Augen.
    »Na klar, wer kennt den nicht? Den Kerl würde ich sicher nicht von der Bettkante stoßen«, antwortete sie.
    Ich stieß einen lauten Seufzer aus. Scheinbar verdrehte er allen Frauen den Kopf.
    »Was kannst du mir über ihn erzählen?«, erkundigte ich mich.
    Die Frau deutete auf den gegenüberliegenden Händler-Stand. Daacs Gesicht prangte auf einem leicht grünstichigen, verwitterten Werbe-Schirm. Trotz der schlechten Farbe strahlte er eine unglaubliche Präsenz aus. Auf der braunen Backsteinwand hinter dem Schirm standen in bunten Graffitis zahlreiche Treueschwüre auf Daac zu lesen.
    »Wo kommst du her, Kleine?« Die Frau setzte eine ungläubige Miene auf. »Dieser Mann wird aus dem Tert wieder das machen, was er einmal war. Er wird uns zurückgeben, was uns gehört. Es wird einen großen Kehraus geben, und wir werden alle glückliche Menschen sein«, prophezeite sie mir voller Inbrunst.
    Dieser Weltverbesserer sollte am besten damit anfangen, dieser Frau das Kochen beizubringen, dachte ich bei mir; doch das ich wollte ihr lieber nicht unter die Nase reiben, wie schlecht ihr Essen war, nun da sie langsam gesprächig wurde.
    Die Verkäuferin beugte sich zu mir herüber, ganz so, als wäre ich ihre engste Vertraute.
    »Hier geschehen in letzter Zeit sehr merkwürdige Dinge. Formwandler, Blutsauger und Voodoo. Und ich hasse diesen Voodoo-Mist«, flüsterte sie mit feuriger Stimme.
    Da bist du nicht allein, dachte ich.
    Sie hatte ihrem Ärger Luft gemacht, ging zu dem rotierenden Grillstab in ihrem Stand zurück und schnitt weiter kleine Fleischstücke ab.
    »Du solltest dir deine Visage richten lassen, Kleine. Sähst bestimmt ganz hübsch aus.«
    Ich verschluckte mich beinahe an einem Bissen ob dieses gut gemeinten Ratschlages. Es war Zeit, schleunigst das Thema zu wechseln.
    »Sind dir hier ein paar merkwürdige Frauen aufgefallen? Eine von ihnen trägt ein buntes Hemd, Kopftuch und hat viele Tätowierungen in ihrem Gesicht; die andere ist eine Chino-Schamanin in einem… ähm… Federmantel«, fragte ich.
    »Kleine, das hat man mich heute bestimmt schon zwei Mal gefragt, und ich hab den anderen das Gleiche erzählt, was ich dir nun sagen werde: ja und nein. Vielleicht habe ich sie gesehen, vielleicht aber auch nicht. Kommt halt ganz darauf an, verstehst du?«, sagte sie mit einem hinterlistigen Lächeln.
    Natürlich verstand ich den Wink mit dem Zaunpfahl.
    »Wieviel willst du?«
    »Dreitausend.«
    Dreitausend. Ich hatte nicht einmal einen Bruchteil dieser Summe bei mir. »Willst du hier eine Bank eröffnen?«, fragte ich.
    Die Frau trat wieder näher an mich heran, und das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. »Das ist nun einmal der Preis, den Fremde und Leute wie du hier für eine Information bezahlen müssen. Leg das Geld auf den Tisch oder verzieh dich, Kleine.«
    Ich hätte die Information aus ihr herausprügeln sollen, doch das hier war Daacs Gebiet, und diese Frau stand unter seinem Schutz; ich hatte schon genug Sorgen. Die Frau hatte Tulu und Mei gesehen, so viel stand fest, und alles deutete darauf hin, dass sie sich in die gleiche Richtung bewegten wie ich.
    Als ich mich wieder auf den Weg machte, dachte ich über mein Gesicht nach. Ich hasste diesen ganzen Schönheitswahn – was natürlich nicht bedeutete, dass ich nicht gerne schöne Menschen sah. Nein, ganz im Gegenteil. Sogar Daac versteckte sein wahres Ich hinter einer prächtigen und strahlenden Erscheinung.
    Mein Äußeres bedeutete mir einfach nicht so viel wie anderen Menschen. Die Leute sollten mich so akzeptieren, wie ich war, oder sich von mir fernhalten. Letzteres war mir ohnehin lieber; als Einzelkämpfer fühlte ich mich wohler. Natürlich träumte auch ich manchmal von Schlössern, schönen Prinzen und Prinzessinnen; doch meist endeten diese Träume damit, dass ich der Prinzessin einen Tritt in den Hintern verpasste.
    Die Schönheit war ein Hindernis für das menschliche Miteinander; sie veränderte alles. Die ganzen Schönheitsideale verdrehten den Leuten die Köpfe, oder genauer gesagt: Die Schönheit, wie man sie an jeder Straßenecke kaufen konnte, war eine künstliche,

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