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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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bei dem Geruch nach Erbrochenem und Blut; also stellte ich mich ans offene Fenster und beobachtete, wie Daacs Leute die Straßen und Gassen um das Haus herum absuchten. Hier brauchte ich auch nicht mehr den Anblick von Stolowski ertragen, der noch immer völlig bleich auf dem Fußboden lag.
    Kurz darauf erklärten die Mediziner, Jenn sei über den Berg, und Lila würde ebenfalls überleben. Nur Sto befand sich noch in einem kritischen Zustand.
    Zwei von Vieren. Tulu hat zwei Unschuldige auf dem Gewissen. Wenn Stolowski der dritte wird, werde ich diese Frau bis in die tiefsten Winkel der Hölle jagen.
    Ich half den Medizinern dabei, die leblosen Körper ins Labor zu tragen, bis schließlich einer von Daacs Männern über die Suche Bericht erstattete. Ich ging in dem Labor herum und hörte dem Mann aufmerksam zu, doch was er zu sagen hatte, waren nur vage Vermutungen.
    In Daacs Augen begann etwas zu glühen, das ich mit Unbehagen registrierte: Leidenschaft und Fanatismus. Der versöhnliche Gutmensch hatte sich mit einem Mal in eine dunkle, gnadenlose Kampfmaschine verwandelt.
    Wenn sich jemand mit Daacs Freunden und Verwandten anlegte, halste er sich echten Ärger auf. Dabei ging es um den einzigen Wert, der sowohl für Daac als auch für mich von gleichgroßer Bedeutung war: Loyalität. Mit dem kleinen Unterschied, dass meine Loyalität all meinen Freunden galt und nicht nur meinen Blutsverwandten.
    Es war Zeit aufzubrechen. Daacs Mann hatte mir mit seinem Bericht bereits das einzige Detail verraten, das ich wissen musste: Tulu hatte Mei entführt und bewegte sich mit ihr in Richtung Süd-Ost auf Dis zu. Ich packte meinen Rucksack und lief auf die Straße hinaus. Hinter mir hörte ich noch Daacs lautes Fluchen. Es kümmerte mich nicht. Ich war zu allem entschlossen.
     
    Meine Wege hatten mich bisher noch nie nach Dis geführt, in das tiefe Herz des Tert, und ehrlich gesagt zitterte ich bereits beim Gedanken daran, dort hingehen zu müssen. Da ich noch nicht einmal den genauen Weg kannte, zeichnete ich meine Bewegungen mit dem Kompass-Implantat auf und hielt mich in östliche Richtung.
    Der Tert erstreckte sich in gerader Linie von Norden nach Süden über mehr als einhundert Klicks. Das Problem war nur, dass man dieses Gebiet nicht auf direktem Wege durchqueren konnte: Mit jedem Schritt, den man sich dem Zentrum näherte, wurde die Reise gefährlicher.
    Torley, Plastique und sogar der Slag waren auf Import und Export von Waren von und nach Viva oder anderen Städten in der Umgebung angewiesen. Die Handelswege waren relativ sicher, und die Menschen konnten die meisten der Waren ohne Probleme kaufen. Doch in Dis liefen die Geschäfte anders. Dis war, wenn man den Gerüchten Glauben schenkte, eine völlig andere Welt. Niemand wusste genau, wer dieses Gebiet bevölkerte und wovon sich die Menschen dort ernährten. Und zugegeben: Mich hatte das bisher auch nicht interessiert.
    Mit einem wechselnden Rhythmus aus Rennen und Gehen kam ich zügig voran; ich verlangsamte mein Tempo nur gelegentlich, wenn mich das Atmen schmerzte. Nach einer Weile bekam ich Hunger und begann, nach einem halbwegs ordentlichen Rastplatz Ausschau zu halten.
    Der Schweiß lief mir in langen Bahnen den Rücken hinunter, auf dem noch immer der Rucksack lastete, dessen Träger in meine Schultern schnitten. Das verdammte Ding war schwer geworden, doch ich wusste nicht warum. Ich kniete mich hin, um die Last gleichmäßiger zu verteilen und erschrak fast zu Tode, als ich den Rucksack öffnete.
    Die Kanratte, die sich auf meinem neuen Kostüm zusammengerollt hatte und nun langsam die feine Seide voll sabberte, hatte ich völlig vergessen. Verschlafen öffnete sie die Augen und leckte sich hoffnungsvoll um das Maul.
    Ich zog die Kanratte aus dem Rucksack, doch sie krabbelte sofort wieder hinein; ihre Läufe bewegten sich wie große Paddel über den Asphalt. Als ich versuchte, das Biest am Nacken zu packen, bleckte sie die Fangzähne und knurrte mich an.
    Verdammt!
    Ich zog es vor, mich lieber nicht von solch einem stinkenden Monstrum beißen zu lassen und verschloss den Rucksack wieder. Dann besorgte ich uns bei einer Shoarmahändlerin am Ende einer langen Geschäftsstraße zwei extra große Portionen und suchte uns einen stillen Ort zum Essen.
    Ich verteilte die kleinen Fleischstücke auf einem kleinen Papier und ließ die Kanratte frei. Sie streckte den Kopf heraus, schnüffelte kurz und machte sich dann über das Essen her; anschließend kroch sie zu

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