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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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Ähnlichkeit mit mir.
    »Leesa Tulu«, sagte Mei, »darf ich dir Parrish Plessis vorstellen.«
    Leesa Tulu! Ihr Name traf mich wie ein Schlag in die Magengrube.
    Mit drei schnellen Schritten durchmaß ich das Zimmer. Ich trat Tulu die Füße unter den Beinen weg und presste sie dann mit beiden Knien hart auf den Boden. Sie schlug hart mit dem Kopf auf, allerdings nicht hart genug, um die Boshaftigkeit und den befriedigten Blick aus ihrem Gesicht zu vertreiben. Diese Frau freute sich auf bösartigste Weise darüber, mich zu sehen.
    Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie im gleichen Moment Loyl auf mich zu sprang, die Wachen an der Türe die Gewehre auf mich richteten und Mei ein Messer zog.
    Ich ließ mich nicht irritieren. Diese Frau hatte die Schamanen entführt und Voodoo-Puppen von mir gebastelt. Ich wollte eine Antwort.
    »Die Kopfgeldjägerin, die du mir auf den Hals geschickt hast, war leider noch ein Küken. Und dieser Puppen-Sarg… tja, leider eine Nummer zu klein für mich«, fauchte ich sie an.
    Tulu antwortete mit einem milden Lächeln – ein Lächeln, das einem zuerst das Herz gefrieren ließ und es dann mit einem Vorschlaghammer in tausend Stücke zerbrach. Ungläubig musste ich mit ansehen, wie sie mit wachsender Kraft den Arm aus meinem Griff löste und mit einer wilden Geste ein Zeichen in die Luft malte. Ihr Gesicht verwandelte sich in eine grimmige Fratze. Ihre Augen weiteten sich, und sie zog die Oberlippe unter die Nase.
    »Orisa!«, spuckte sie mich wütend an.
    Ihre Worte verhallten in der Ferne. Pechschwarze Finsternis löschte mein Bewusstsein aus wie eine Axt.
     
    Der Engel breitete seine gigantischen Schwingen aus, eine riesenhafte Gestalt in Form eines Datenflusses. »Wenn du sie herein lässt, Mensch, bezahlst du dafür mit deinem Leben.«
     
    Ich erwachte mit trockenem Hals und hämmernden Kopfschmerzen. Loyl Daac blickte auf mich herab. Ich versuchte, meine Arme und Beine zu bewegen, doch nach einem kurzen Blick wusste ich, dass er mich an ein Bett gefesselt hatte.
    Nein, falsch. Es handelte sich nicht um irgendein Bett.
    Es war Daacs Bett.
    »Zum Teufel mit dir! Lass mich frei!«, bellte ich.
    »Du hast mich enttäuscht, Parrish, und das zum wiederholten Male«, sagte er betrübt.
    Ach, tatsächlich?
    Er fuhr fort, bevor ich ihn unterbrechen konnte.
    »Leesa Tulu ist eine sehr mächtige, von allen respektierte Schamanin. Sie ist mein Gast.«
    »Greif in meine Hosentasche«, befahl ich ihm.
    Daac sah mich verdutzt an; eine solche Einladung hatte ich ihm gegenüber noch nie ausgesprochen.
    »Na los, mach schon. Ich habe keine Sprengfallen in den Taschen. Da ist etwas, was du unbedingt sehen musst.«
    Loyl tastete vorsichtig meine Hose ab.
    Es kitzelte, und ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. Sein Atem berührte meine Haut. Ich befahl mir, ruhig und gleichmäßig zu atmen und mich nicht von seinem Geruch betören zu lassen. Lieber hielt ich Ausschau nach dem Rucksack mit meinen Waffen und war erleichtert, als ich ihn in der Nähe von Daacs Com-Station entdeckte.
    Wie in meinem neuen Quartier nahm auch Daacs Com-Ausrüstung einen Großteil des Raumes ein; doch im Gegensatz zu meinem Anwesen, war in dieser Behausung nur wenig Platz für andere Dinge: In einer Ecke stand ein schmales Feldbett, daneben ein Kocher und ein kleiner Kühlschrank; Stiefel, Socken und Kleider lagen wild auf dem Boden verstreut. Ihr Anblick machte mich verlegen, als würde ich in den verborgenen Winkeln seines Gehirns herumspionieren.
    Daac trat einen Schritt zurück; in der Hand hielt er die verknitterten Puppen, die an den Genitalien miteinander verbunden waren.
    »Was… Wer soll das sein?«, fragte er.
    »Du und ich. Ich komme gerade aus dem Mueno-Gebiet. Hast du schon einmal von Dalatto gehört?«
    Er nickte. »Eine Schamanin der Muenos. Sie ist aber nicht mehr aktiv… hat sich meines Wissens mit ziemlich üblen Sachen beschäftigt«, antwortete Daac nachdenklich.
    »Nun ja, wie es aussieht, war sie gerade aus dem Ruhestand zurückgekehrt. In aller Kürze: Dalatto hatte ebenfalls Besuch von Leesa Tulu. Sie haben gemeinsam Marinette angerufen. Das Ergebnis: Dalatto liegt mit aufgeschlitztem Bauch in ihrem Wohnzimmer, neben ihr auf einem Altar kleine Puppen von dir und mir, die es in einem Sarg miteinander treiben.«
    Daacs verzog angewidert das Gesicht. »Willst du damit etwa sagen, Leesa Tulu habe diese Puppen gemacht?«
    Ich nickte bestätigend. »Ganz genau. Diese Figuren stammen von Tulu; ich

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