Parrish Plessis 02 - Code Noir
funktionieren. Ich würde es nicht gerne sehen, wenn jemand das Mädchen tötet, weil er sie mit mir verwechselt.«
Teece presste die Lippen aufeinander und hob eine Augenbraue. »Parrish, du bist einzigartig. Wie könnte man jemanden mit dir verwechseln?«
»Ich fasse das jetzt mal als Kompliment auf«, sagte ich.
Dann beendete ich die Verbindung. Auf meinem weiteren Weg durch die hereinbrechende Nacht fand ich genügend Hinweise, die mir verrieten, dass ich Tulu und Mei dicht auf den Fersen war.
Am frühen Morgen ruhte ich mich in einer Wäscherei aus und wachte erst wieder auf, als ein paar Frauen hereinkamen, um ihre Wäsche zu machen. Sie umzingelten mich augenblicklich mit gezückten Messern oder Schlagstöcken in der Hand. Erst als ich ihnen versichern konnte, dass ich für Daac arbeitete, beruhigten sie sich wieder.
Überraschenderweise zauberte die Erwähnung seines Namens sogar ein verlegenes Lächeln auf ihre Gesichter; einige von ihnen kicherten gar hinter vorgehaltener Hand. Die Jüngeren wollten wissen, wie nahe ich Daac stand und was ich über ihn wusste, während die Alten Desinteresse vortäuschten und sich um die Wäsche kümmerten.
Die Gelegenheit erschien mir äußerst günstig für einen kleinen Tauschhandel: einige schlüpfrige Details über Daac gegen handfeste Informationen über Tulu und Mei. Die Nachricht über unser kleines Geschäft verbreitete sich schnell, und die Frauen bestätigten mir bald, was ich ohnehin schon vermutet hatte: Mei und Tulu bewegten sich per Ped in Richtung Zentrum.
Im Gegenzug bekamen sie von mir einen Insiderreport über den Mann, den sie alle anhimmelten: Ich beschrieb Daacs hübsches Gesicht, seinen kräftigen Körper und berichtete über seine schnell wechselnden Gemütszustände, die von sehr charmant bis völlig verrückt reichten. Ich erzählte ihnen auch, wie stark seine künstliche Hand war und wie er mir einmal Frühstück zubereitet hatte. Ich beschrieb sogar die Einrichtung seines Zimmers, ohne peinliche Details auszusparen.
»Die Sache ist nur – aber das dürft Ihr natürlich nicht weitererzählen – er ist… na, ihr wisst schon, er ist impotent«, log ich.
Die Alten rieben ihre schmutziggelben Kleider verärgert über die Waschbretter und warfen mir wütende Blicke zu. Die jungen Mädchen jammerten enttäuscht.
Die ganze Szene steigerte meine Laune erheblich – ich meine, irgendwie muss sich eine Frau ja rächen.
Ich verabschiedete mich mit einem verdorbenen Grinsen und verließ die Wäscherei. Dies wäre ein perfekter, ja, denkwürdiger Tag gewesen, wenn Tulu nicht Mei entführt hätte.
Am späten Morgen versetzte mir ein näher kommendes Rotorengeräusch einen gehörigen Schrecken. Zunächst hörte es sich an wie eine ganze Raubvogel-Schwadron, doch ein Blick in den Himmel beruhigte meine Nerven – es war nur ein einsames Ultraleichtflugzeug, das über die Dächer der Villen hinweg zur Landung ansetzte.
Ich folgte dem Geräusch, bis mir eine Wand aus verrotteten Rohrleitungen den Weg versperrte. Ich setzte meinen Rucksack ab und versuchte, mich zwischen ihnen hindurch zu zwängen, doch es war unmöglich. Der einzige Spalt zwischen den Leitungen, der groß genug für mich gewesen wäre, war von dichtem Schlamm verstopft. Mit einer Hand versuchte ich, den Modder bei Seite zu schaffen, erweckte dabei aber nur ein Ameisennest zum Leben. Während ich die kleinen Quälgeister vertrieb, verstrichen wertvolle Sekunden.
Als ich schließlich ein Guckloch freigeschaufelt hatte, sah ich auf ein Freiterrain hinaus, eine der kostbaren Flächen im Tert, die nicht mit einem Villenblock verbaut worden waren. Auf dem weiten Platz vor mir hatte es einmal eine Vielzahl unterschiedlich großer Schwimmbecken gegeben – vermutlich war das hier früher einmal eine Art ›Wasserpark‹ gewesen, wie Teece das große Bad in Plastique nannte. Die Becken, auf die ich blickte, hatte man mit Beton gefüllt, und eine brüchige Teerpiste diente nun als behelfsmäßige Rollbahn.
Durch das Guckloch erkannte ich, wie Leesa Tulu Mei auf dem Rücksitz des Leichtflugzeugs festband. Sofort wurden bei mir Erinnerungen wach, wie ich selbst einmal mit einer solchen Höllenmaschine über die Dächer von Viva geschwebt war.
Ich schob eine Pistole durch das Loch und feuerte. Der erste Schuss ging daneben, doch der zweite traf die Cockpitscheibe.
Der Pilot ließ den Motor aufheulen, und Tulu kletterte hektisch auf den Co-Pilotensitz. Die Maschine jagte mit Vollgas die kurze
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