Parrish Plessis 02 - Code Noir
wie glühende Nadeln. Die Welt um mich herum verschwamm, und alles wurde schwarz.
Zu meinem eigenen Erstaunen erwachte ich einige Zeit später.
Zuerst sah ich nur Schwarz-weiß. Meine Schultern schmerzten zwar noch, doch ich hatte einen klaren Kopf. Mit einem kurzen Blick versicherte ich mich, dass der Bungarra von mir abgelassen hatte. Ich drehte mich auf die Seite, hustete und spuckte Schleim.
Geräusche drangen in mein Bewusstsein. Wenige Schritte von mir entfernt standen die Kanratten knurrend und angriffsbereit in einer Reihe. Ich stützte mich auf einen Arm und sah mich um. Der Bungarra stand reglos zwischen mir und den Kanratten. Er taxierte mich mit einem Auge, als überlege er, ob ich den Ärger wert sei.
Mein Herz pochte in meinen Ohren. Ein Mal, zwei Mal…
Dann wandte sich die Echse mit einem Fauchen von mir ab und verschwand.
Der Lärm hatte Loser geweckt, und nun kroch er ebenfalls benommen von dem Sturz vorsichtig aus dem Rucksack.
Ich stand unbeholfen auf und sah mich nach meinen Pistolen um: Sie lagen nebeneinander in unmittelbarer Nähe der größten Kanratte. Während ich mir in Gedanken noch einen Plan zurechtlegte, wie ich an die Luger herankommen könnte, löste sich die große Kanratte aus der Menge und stapfte auf mich zu.
Loser überraschte mich mit einem markerschütternden Heulen, als er sich auf sie stürzte. Die beiden Tiere prallten aufeinander und rollten mit verschlungenen Fangzähnen über den Boden.
Loser bohrte seinem Gegner die Krallen ins Gesicht.
Die große Kanratte wand sich vor Schmerzen, dann schwoll ihre Zunge grotesk an, und binnen weniger Sekunden war das Tier tot. Vergiftet.
Das schien die anderen Kanratten zu beeindrucken; ich hatte noch nie eine ganze Herde dieser Tiere so schnell flüchten sehen.
Loser stolperte keuchend zu mir herüber, als hätte er eine Staublunge. Ich schüttelte bewundernd den Kopf. Auf seltsame Weise wirkte er stolz und Mitleid erregend zugleich.
Mit zitternder Hand schob ich die Granate, die ich beinahe gezündet hatte, zurück in den Rucksack.
Die nächsten Stunden wanderten wir ohne weitere Zwischenfälle durch einen monotonen Nieselregen.
Unterwegs sah ich Pflanzen, die Tieren ähnelten, und Tiere, deren Namen ich bereits vor langer Zeit vergessen hatte. Zu allem Überfluss entdeckte ich auch drei Arten von Giftschlangen: die graue Todesotter mit ihrem breiten Kopf, eine Rotbauch-Schwarzotter und – am schlimmsten von allen – den Taipan.
Nach dieser Entdeckung trat ich bei jedem Schritt fest auf, damit die Viecher genügend Zeit hatten, sich vor mir zu verstecken und ihrer eigenen Wege zu kriechen.
Bald hatte ich genug von Losers ohrenbetäubendem Schnarchen und wollte nicht mehr länger sein Gewicht tragen. Ich setzte den Rucksack auf den Boden, und Loser verschwand eilig und mit einem Fauchen hinter der Wand einer Villa.
Hatte er noch mehr Schlangen entdeckt?
Ich warf den Rucksack wieder auf meinen Rücken, zog die Pistolen und folgte Loser ins Dickicht.
Hätte ich vielleicht besser das Gurkha-Messer gezückt? Es wäre sicherlich hilfreicher gewesen, sollte mich eine Schlange anfallen. Doch als ich Loser wieder eingeholt hatte, wurde mir klar, dass er etwas völlig anderes entdeckt hatte.
Zuerst roch ich den Gestank; dann sah ich, was er gefunden hatte.
Es war ein riesiger Abwasserkanal voller Schlamm und öligem Brackwasser.
KAPITEL ACHT
Das laute Plätschern des verfallenen Kanals durchbrach die Ruhe des Urwalds. Die Überreste der menschlichen Zivilisation waren an diesem Ort wie ein Echo aus einer anderen, längst vergessenen Zeit.
Von einer solchen Kanalisation hatte ich noch nie gehört, doch ihre Existenz erklärte vieles. Im Tert erzählte man sich, Dis sei autark vom übrigen Tert, obwohl das Gebiet doch im Herzen der Villenmetropole lag.
Während ich vorsichtig einen Blick in das weite Kanalbett wagte – das eher einem großen Fluss ähnelte als einem Abwassersystem –, begriff ich allmählich, dass diese Gerüchte nicht frei erfunden waren.
Die menschliche Siedlung, die hier einmal vor langer Zeit existiert haben musste, hatte sich mit dem klaren Wasser versorgt, das einst durch diesen Kanal geflossen war. Wer weiß, vielleicht hatten sogar Fische darin gelebt. Das einzige Leben, das heute noch hier existierte, waren mutierte Entenmuscheln, die wie ein Krebsgeschwür an den Betonwänden des Ufers wucherten.
Ich hätte sicherlich ohne weiteres durch den tiefen Kanal schwimmen
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