Parrish Plessis 02 - Code Noir
Krätze.«
Er rieb sich die Augen; dann streckte er sich ausgiebig, wobei sein Hemd hoch rutschte und seine nackten Rippen entblößte. Ich wandte mich rasch ab, damit sich mein Verlangen nach ihm nicht weiter steigerte. Wie konnte jemand in der einen Minute nur so verführerisch wirken und in der anderen völlig abstoßende Dinge sagen oder tun?
Wir machten uns auf den Weg und waren gerade erst einige Treppenstufen hinunter gestiegen, da blieb ich entsetzt stehen.
»Loyl?«
Während er mich zur Seite schob, fand die Sprang automatisch den Weg in seine Hand. Eine Mauer aus blassem Gewebe versperrte uns den Weg.
Ich berührte die Masse. »Fühlt sich an wie ein dickes Spinnennetz. Es ist warm und… ich glaube, es ist Plasma.«
Daac brachte sich vor mir in Schussposition.
»Das wird ganz schön Krach machen.«
»Nun ja, ein bisschen Action kann nie schaden.«
»Ich weiß, Parrish. Geh trotzdem lieber in Deckung.«
Während ich zum nächsten Treppenabsatz hinaufstieg, wunderte ich mich darüber, wie in so kurzer Zeit aus Feinden Freunde geworden waren.
Daac feuerte in die Mitte der Wand. Ohne Erfolg.
Er betrachtete den Schaden aus der Nähe, den die Halbautomatik angerichtete hatte.
»Ich hab dem Ding ein paar Löcher verpasst, aber sie schließen sich wieder«, stellte er enttäuscht fest.
Ein Anfall von Klaustrophobie überfiel mich.
»Schnell, wir müssen nach einem anderen Ausweg suchen!«, rief ich ihm zu.
Wir marschierten in das Stockwerk zurück, in dem unser Zimmer lag, und durchsuchten die übrigen Räume. Es gab sechs, und sie waren alle leer.
Zurück in unserem Zimmer, ging Daac ans Fenster und deutete auf die Straße.
»Lust auf eine kleine Kletterpartie, Parrish?«
Ich wollte so schnell wie möglich aus diesem Hotel verschwinden, koste es was es wolle. Ich packte den Fensteröffner. »Sicher.«
Doch das Fenster war verschlossen, was im Tert nicht weiter ungewöhnlich war.
»Zieh den Kopf ein!«
Daac schleuderte den Stuhl gegen das Fenster, der ihn fast erschlagen hätte, als er, ohne Schaden anzurichten, abprallte. Daac berührte das Fenster.
»Es ist aus dem gleichen Material wie das Netz im Treppenhaus. Nur durchsichtig.«
Ich zog ein Messer aus dem Stiefel und stach auf das Fenster ein. Das scheinbare Glas wölbte sich unmerklich, und die Oberfläche gab der Klinge nach, ohne zu zerbrechen.
»Parrish!« Daacs Stimme hatte wieder diesen angespannten, heiseren Klang. Und ich konnte seine Besorgnis nachempfinden: Wir waren eingesperrt!
Ich lief noch einmal durch die anderen Räume und suchte die Decken nach Dachluken ab. Fehlanzeige. Warum war mir das nicht schon früher aufgefallen? Die einzige Öffnung, die ich weit und breit finden konnte, war der Ventilator der Klimaanlage am Ende des Korridors.
»Daac, sieh dir das an!«, schrie ich.
»Nein. Komm du lieber her und sieh dir das hier an!«
Ich rannte in unser Zimmer zurück. Loyl stand am Fenster und winkte mich zu sich herüber. Draußen vor dem Hotel erkannten wir im Licht der ersten Sonnenstrahlen eine quirlige Menschenmasse. Daac deutete auf ein Quad, um das sich eine Armee junger Männer und Frauen versammelt hatte; sie hielten alle Gewehre im Anschlag und trugen bunte Tätowierungen auf ihren muskulösen Körpern. Ihre schnellen, übertriebenen Bewegungen strahlten jene Art von Arroganz aus, die von der Überzeugung her rührte, unbezwingbar zu sein.
Ich drehte mich wieder zu Daac um. »Der Ventilator auf dem Flur ist offenbar nicht blockiert; sonst wäre die Klimaanlage bestimmt schon in die Luft geflogen.«
»Wie groß ist die Öffnung?«
Ich taxierte seine Schultern.
»Sie ist groß genug. Aber es könnte trotzdem nicht schaden, wenn du ein wenig abspecken würdest.«
Er lud die Sprag durch. »Ich gebe dir Rückendeckung. Öffne das verdammte Ding irgendwie. Und zwar schnell!«
Dieser Ermahnung hätte es nicht bedurft. Ich hatte mir bereits den Stuhl geschnappt und rannte den Korridor hinunter.
Ich versuchte, den Ventilatorkasten mit dem Messer aufzubrechen; doch selbst mit grober Gewalt bewegte sich die Frontklappe keinen Millimeter.
Für ein heruntergekommenes Hotel war dieses Haus in der Tat mit einigen sehr interessanten Extras ausgestattet.
Ich griff nach dem Dolch, den mir die Cabal gegeben hatten – es war zumindest den Versuch wert.
Der Dolch schnitt in das Metall wie ein Schweißkolben.
»Loyl! Komm her!«, schrie ich über den Flur.
Von weitem erkannte ich, wie das Plasma-Netz im Treppenhaus
Weitere Kostenlose Bücher