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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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der offenen Stelle.
    »Eure Fingerabdrücke«, bemerkte sie knapp und hielt uns ein Registrier-Pad vor die Nase. »Mit ihnen öffnet ihr auch die Zimmertür. Womit wollt Ihr bezahlen?«
    Loyl und ich tauschten einen flüchtigen Blick aus; dann zogen wir gleichzeitig unsere Kredit-Sticks aus der Tasche.
    Das Mädchen betrachtete sie ausdruckslos. »Für die Fingerabdrücke bekommt Ihr ’ne warme Dusche. Eure Kredits nehm’ ich nich’ an. Wenn Ihr’n Bett wollt, müsst Ihr schon was eintauschen: Haut, Haare, Sperma, Hormone. Ist alles sehr gefragt in Mo-Vay. Mein DNA-Sampler ist allerdings hinüber; werd’ euer Zeug also unter der Lupe untersuchen müssen.«
    Sie nannte diesen Ort Mo-Vay?
    »Und was willst du mit unseren… Körperproben anfangen?«, hakte Daac nach.
    Die Frage machte das Mädchen stutzig. »Werd’ das Zeug natürlich an Ike verkaufen«, antwortete sie schließlich. »Was soll ich denn sonst damit machen?«
    »Wer ist dieser Ike?«
    »Ike? Für dich, Schätzchen, ist Ike Gott.«
    Ich wusste nicht, was ich als Nächstes sagen oder tun sollte. Also wartete ich einfach ab, ob sich Daac eine Fingerkuppe abschnitt oder ein Haar ausriss. Vermutlich erwartete er dasselbe von mir, doch von meinem Körper würde diese Kleine keinen Krümel bekommen.
    Das Mädchen trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Pult; einer von ihnen hinterließ nasse, rosige Flecken.
    Ich wollte schließlich nicht mehr länger warten und kramte in meinem Rucksack nach etwas Wertvollem. Als ich meinen Arm wieder herauszog, hielt ich ein Fellknäuel von Loser in der Hand. Ich legte es auf den Tisch.
    »Hier. Das sind Körperhaare«, log ich das Mädchen an.
    Sie holte ein Vergrößerungsglas aus der Schublade und untersuchte argwöhnisch die Haarprobe. So viel zu der Geschichte mit dem kaputten DNA-Sampler: Dieses Mädchen brauchte ihn nicht; sie war eine Expertin.
    Daac sah mich verwundert an. Sein Blick schien zu fragen: Was zum Teufel hast du ihr da gegeben?
    Das Mädchen beantwortete die Frage, bevor ich es konnte. »Die Haare stammen von ’ner Kanratte. Ist eigentlich nichts wert, aber die hier hat Dingo-Gene. Davon gibt’s nich mehr viele hier.«
    Sie legte die Lupe zur Seite und setzte ein breites Lächeln auf.
    »Wie lange wollt Ihr bleiben?«
     
    Ich folgte Daac durch die Gäste-Lounge die Treppe hinauf. Nun ja, Gäste-Lounge war vielleicht nicht der richtige Ausdruck, ›Lazarett‹ traf es besser. Ich wusste zwar, dass die Schwermetalle in der Luft und im Boden die Menschen im Tert krank machten, doch ich hatte bisher niemals das ganze Ausmaß des Schreckens gesehen.
    Die meisten Leute, die hier saßen, waren an medizinische Pumpen angeschlossen, und ihre unkontrollierten Zuckungen sowie die Warzen und Ausschläge auf ihrer Haut waren Anzeichen für die unterschiedlichen Vergiftungen, an denen sie litten. Einige schrien laut oder halluzinierten in ihren fiebrigen Träumen. Eine von ihnen – ich glaube, es war eine ältere Frau –, beobachtete uns mit einem breiten Lächeln, das ihr blutendes Zahnfleisch entblößte. Ihre vom Gift zerfressene Haut erinnerte mich an Stellar, Jamons Ex-Geliebte.
    Ich wandte mich ab, bevor sich mir der Magen umdrehen konnte.
    Wir stiegen drei Stockwerke hoch, bis wir endlich den Korridor erreichten, auf dem unser Zimmer lag. Daac zog einen Handschuh mit imitierter Haut an und berührte dann mit einem Finger das Ident-Pad an der Tür.
    Nichts geschah.
    Während er den Handschuh wieder auszog, sah Daac sich im Korridor um. Als er sicher war, dass ihm niemand zusah, nahm er Anlauf und trat die Tür ein.
    »Hinterlasse niemals deine Fingerabdrücke, wenn es nicht unbedingt notwendig ist, Parrish«, feixte er und führte mich mit einer einladenden Geste ins Zimmer.
    Der beißende Geruch von Urin und anderen Ausscheidungen empfing uns aus der San-Einheit. Das Tageslicht drang nur spärlich durch das kleines Fenster in den Raum, das auf die Straße vor dem Hotel hinaus blickte. Die Decke war voller dunkel gefärbter Schimmelflecken. Selbst für ein Hotel im Tert war die Ausstattung dürftig: ein Bett, eine kleine Kommode mit einer kaputten Schublade und ein harter Plastikstuhl. Die Klimaanlage gab nur ein asthmatisches Husten von sich.
    »Du schläfst zuerst«, sagte Daac. Er schob die Kommode vor die Tür und stellte den Stuhl ans Fenster. Dann zog er eine Sprag Halbautomatik aus seiner Provianttasche.
    Ich hatte Daac noch nie mit einer solchen Waffe gesehen.
    Er bemerkte meine

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