Parrish Plessis 02 - Code Noir
Großer Typ, dunkle Haut.«
Er nickte schüchtern.
Ich deutete mit dem Kopf auf das Hotel.
»Er ist dort drüben in eine Falle geraten.«
Der Gauner wusste sofort, wovon ich sprach.
»Clancy-hatt’as-Plasma-Netz-benutzt. Verbeitet-sich-schn’ll.« Er sah mit einem beinahe bekümmerten Gesichtsausdruck zum dem Haus hinüber. »Clancy-kann’s-sich-leisten. Ist-eine-Epox.«
»Clancy? Meinst du das Mädchen an der Rezeption?«
»Uhu. Das-is-sie«, nuschelte der Mann.
»Und was ist eine Epox?«
»Lass-dich-überraschen. Wirst-noch-ander’n-ihrer-Art-begegnen.«
Dann verstummte er mit einem Mal, als habe er bereits zu viel gesagt. Die Leute verhielten sich immer gleich, wenn sie nicht reden wollten.
Doch ich brauchte noch mehr Informationen von diesem verkommenen Subjekt. Ich packte ihn am Kragen.
»Erste Frage: Wer hat meinen Freund in seiner Gewalt. Und Zweitens: Wo finde ich ihn?«
Der Gauner versuchte, sich aus meinen Griff zu befreien.
»Hey-meine-Infos-sin’-nich-umsonst.«
Allmählich hing mir dieses Feilschen zum Halse heraus. Ich lockerte den Griff, und der Python schlang sich augenblicklich wieder um den Hals des Gauners.
Er flehte wie ein kleines Kind: »Schaff-mir-d’s-verfluchte-Bie’s-vom-Hals! Kann-so-n’ch-reden.«
Ich hätte darauf gewettet, dass er auch Unterwasser mit gerissener Lunge noch geredet hätte, um sein Leben zu retten. Ich befreite ihn von der Schlange. Warum rannte auch jeder verfluchte Penner auf diesem Planeten immer nur den schnöden Kredits hinterher?
Der Mann massierte sich den Hals und betrachtete ehrfürchtig meine Luger und den Python.
»Ike-hat-ihn«, brachte er schließlich heraus.
»Wo?«
»Ikes-Haus.«
»Lebt mein Freund noch?« Angesichts des schlechten Karmas, das offenbar über meiner gesamten Reise lag, war das eine probate Frage.
»Vielleicht. Hängt-davon-ab-wie-lang’s-dauert-ihn-zu-häuten.«
Ihn zu häuten?
»Wer ist dieser Ike?«
»Er ist der Konstrukteur.«
»Was meinst du mit ›Konstrukteur‹?«
Der Gauner betrachtete mich nachdenklich, als suche er nach einer verständlichen Erklärung. Dann sprach er sogar sehr langsam, damit ich jede Silbe verstand.
»Der Konstrukteur ist Gott.«
KAPITEL NEUN
»Ach so«, war alles, was ich hervorbrachte. Der Konstrukteur war also der Gott dieser Menschen.
»Wir-handeln-m’t-Körperteiln.« Der Gauner wies mit dem Daumen auf seine ausgemergelte Brust. Dann fuhr er fort, ohne auch nur einen Deut langsamer zu sprechen als zuvor: »Ich. Ich-trage-den-Sebar-Virus-in-mir. Ich-lebe-länger-als-all-die-ander’n. Ike-sagt-ich-bin’n-scheiß-Wunder. Gibt-mir-jetzt-Ess’n-umson’s. Aber-nur-solang-ich-in-sein-Labor-kom.«
Sebar Virus? Davon hatte ich noch nie gehört; allerdings verrieten mir die Hämatome im Gesicht des Mannes genug über die Auswirkungen dieses Virus auf den menschlichen Körper. Was ich bisher über diesen Ike – Gott – erfahren hatte, klang sehr beunruhigend.
Ich zog ein Haarbüschel von Loser aus dem Rucksack hervor und warf es dem Mann zu.
»Hier«, sagte ich. »Die stammen von einer Kanratte mit Dingo-Genen. Ist hier sicherlich einiges wert. Besorg dir davon ordentliche Medikamente.«
Er sah mich verwirrt an.
Die restlichen Haare ließ ich wieder in meinem Rucksack verschwinden, bevor ich den Python ebenfalls darin verstaute.
Als ich meinen Blick wieder auf den Mann richtete, glaubte ich meinen eigenen Augen nicht zu trauen: Dieser kleine Kretin zog tatsächlich ein Vergrößerungsglas aus der Jackentasche hervor und untersuchte die Haare eingehend. Was stimmte mit den Leuten in Mo-Vay nicht? War hier jeder ein verkappter Laborant?
Das hinterhältige Grinsen des Mannes verwandelte sich in ein strahlendes Lächeln.
»’n-paar-Blocks-weiter-findst’n-Restaurant. Sag-ihnen-dass-Monts-dich-schickt. Soll’n-dir-ein’n-von-den-großen-Vögeln-braten.«
Monts ? Ich legte die Stirn in Falten.
»Schmeck’-gut. Steht-nich-auf’er-Karte. Nur-für-Freunde-d’s-Hauses.«
Freunde des Hauses? Wovon redete diese kleine Ratte?
Mit einem grimmigen Lächeln ließ ich ihn zurück.
Ich bewegte mich in südliche Richtung. Mein Magen knurrte vor Hunger, doch meine Paranoia, die inzwischen wohl fester Bestandteil meines Lebens war, hielt mich davon ab, das Restaurant aufzusuchen, das mir Monts empfohlen hatte. Und abgesehen von den fragwürdigen hygienischen Bedingungen in dieser Gegend, traute ich den Einheimischen nicht über den Weg.
In den äußeren
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