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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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Rinde der Caapi-Waldlianen. Im Tert mussten sie allerdings meist mit Datura oder Morning Glory vorlieb nehmen.
    Die Schamanen behaupteten, mit den Drogen in höhere geistige Sphären zu gelangen.
    Mei Sheong hatte mir einmal von ihren Vertrauten berichten, Geistern, die sie auf ihrem Weg durch diese grausame Welt beschützten. Doch das waren Phantasiegestalten, heraufbeschworen mit halluzinogenen Drogen, und keine lebendigen Tiere wie Loser und der Python.
    Und dennoch konnte ich mich der Möglichkeit nicht verschließen, dass die beiden tatsächlich meine Schutzgeister auf der Reise hierher gewesen waren. In meinem derzeitigen Geisteszustand erschienen mir selbst die wildesten Phantasien plausibel. Hatte mich nicht der Python, wenn auch indirekt, zu eben jener Bar geführt, in der ich Leesa Tulu gefunden hatte? Das konnte nicht alles reiner Zufall gewesen sein.
    »Ich wusste nicht, dass sie meine Schutzgeister waren«, erklärte ich zu meiner Entschuldigung. »Woher hätte ich das auch wissen sollen?«
    Die Frau begann wieder, auf der Trommel zu spielen, die auf ihren Knien ruhte. Mein Herzschlag passte sich dem ruhigen Rhythmus an und wurde immer langsamer. Mit den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne verschwamm die Frau vor meinen Augen.
    »Sie beschwört Baron Samedi und Marinette. Mit deren Kraft wird sie dich aussaugen«, sagte die Schamanin mit bedrohlichem Unterton.
    Meint sie Tulu? »Was weißt du? Du musst es mir erzählen…«, ich streckte Hilfe suchend die Hand aus, »bitte…«
    Mit einer schnellen Bewegung sprang die Frau auf und lief die schmale Gasse hinunter. Dann verschwand sie im grellen Tageslicht.
    Ich blieb fassungslos zurück und kauerte mich mit dem Rücken an den feuchten, kalten Stein einer Hauswand. Angesichts meines Elends sah ich keinen Grund, mich auch nur einen Millimeter von der Stelle zu rühren. Hatten die anderen Formwandler vor mir Ähnliches durchgemacht? Der Verlust jeglicher Hoffnung und diese plötzliche Leere und Ziellosigkeit des Lebens…
    Was würde als nächstes geschehen? Wann würde der Eskaalim die vollständige Kontrolle über meinen Geist und meinen Körper erlangen? Wie lange würde es noch dauern, bis die Veränderungen in der Zellstruktur meines Körpers unumkehrbar waren?
    Ich war des Kämpfern überdrüssig. Und ich hatte nicht die geringste Ahnung, womit ich den Verlust und den Tod meiner spirituellen Vertrauten aufwiegen konnte. Ehrlich gesagt wusste ich noch nicht einmal, ob ich überhaupt an ihre Existenz glaubte.
    Ich wollte weinen, doch ich konnte es nicht. Vor meinen Augen hing nur ein grauer Schleier…
    Kleine, pelzige Hände betasteten plötzlich meine Knie. Mühsam fand ich in die Realität zurück. Als ich wieder klar sehen konnte, blickte ich in das Gesicht eines kleinen Mädchens. Wie in Trance musterte ich die Kleine völlig unbeteiligt: Haut, Arme und Füße des Mädchens waren mit borstigem Haar bewachsen, doch ihr Kopf war fast kahl. Auf ihren Oberarmen klafften tiefe Wunden, aus denen Blut floss.
    »Essen. Bitte. Ich zahle mit Haaren«, bettelte sie und riss sich eines der verbliebenen Haarbüschel vom Kopf.
    Ich schüttelte den Kopf, wobei ich mich beiläufig fragte, warum sie nicht ihre unschöne Köperbehaarung als Währung verwendete.
    Mit betrübter Miene wandte sie sich von mir ab und machte sich daran, die Abfallhaufen zu durchforsten, die sich zu beiden Seiten der Gasse türmten. Das Mädchen wühlte sich mit frohem Gesichtsausdruck durch den Dreck, als pflücke sie Blumen auf einer grünen Wiese. Erstaunt stellte ich fest, dass sie sich wie ein kleines Kind benahm und jeden Gegenstand zunächst prüfend in den Mund steckte. Jene Teile, die ihr nützlich erschienen, schob sie in ihre Taschen.
    Ich hob eine Hand und versuchte, ihr etwas zuzurufen, doch allein diese kleine Bewegung erschöpfte meine Kräfte, und ich ließ mich wie gelähmt wieder gegen die Hauswand fallen.
    Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte ich, wie eine Gruppe hagerer Frauen in unsere Richtung kam. Im Dämmerschlaf musterte ich ihre großen, haarlosen Körper und die bunten Tätowierungen auf ihrer nackten, vernarbten Haut. Sie gehörten offenbar zu den Söldnern, die Daac und ich vor dem Hotel beobachtet hatten.
    Eine der Frauen packte das Mädchen am Bein und hob es kopfüber in die Höhe. Das Mädchen setzte sich mit wilden Faustschlägen zur Wehr – ohne Erfolg. Die Gegenstände, die es zuvor in seine Taschen gesteckt hatte, fielen heraus und auf den Boden.
    Die

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