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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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zu entlocken, blockte sie ab. Ich war nicht sicher, ob ihr Wissen damit einfach erschöpft war, oder ob sie mir nicht mehr erzählen wollte.
    »Du wirst den Ort erkenn’, wenn du da bist«, wiederholte sie immer wieder.
    »Wie werde ich ihn erkennen, Glida?«
    »Daran wie er ist.«
    »Wie er ist?«
    »Wirst schon sehen.«
    Auf diesem Weg würde ich nichts erfahren. Ich schnitt ein anderes Thema an. Vielleicht würde es mir ja gelingen, Glida auszuhorchen, wenn sie sich in falscher Sicherheit wog.
    »Warum bist du niemals von hier weggegangen?«, versuchte ich es.
    »Seit die Monster das Sagen hab’n, spricht niemand mehr von den fernen Orten«, antwortete Glida.
    »Monster?«
    »Ja, auf ’er anderen Seite des Wassers.«
    »Das sind doch ganz gewöhnliche Tiere. Echsen und Kanratten.« Die wahren Monster leben hier in dieser Stadt. »Wer sind die anderen Kinder, die sich in den Schatten verstecken, Glida?«
    Sie machte mit der Zunge ein paar Klicklaute, die nur von wenigen Worten unterbrochen wurden. Ich hatte schon einmal von der Klicksprache gehört und verfügte selbst über einige rudimentäre Kenntnisse; doch die Laute, die Glida ausstieß, ergaben für mich keinen Sinn.
    ›Klick‹ zeigen ›grunz‹, kam aus ihrem Mund.
    Ein halbes Duzend anderer Kinder trat langsam in den schummrigen Lichtschein, der durch die Dachsparren fiel. Wie Glida-Jam trugen auch sie von Kopf bis Fuß ein dichtes Fell; doch im Gegensatz zu dem kleinen Mädchen ähnelten diese Kinder in ihrem gesamten Äußeren eher urtümlichen Affen. Und sie rochen auch wie solche. Einige von ihnen zogen lange Schwänze hinter sich her.
    Schockiert wich ich vor ihnen zurück.
    »Das ist meine… wie würd’ste sie nenn’… meine Familie«, sagte Glida und machte eine ausladende Geste.
    »Was ist mit ihnen geschehen?«, schrie ich auf.
    Glida stutzte. »Wie meinst’n das? Sie gehör’n zu Ike. So wie wir alle. Sie ham nur nicht funktioniert.«
    Nicht funktioniert? Ich atmete tief durch.
    »Dort, wo ich herkomme, leben Kinder mit mechanischen Körperteilen. Wir nennen sie Robokids. Ein paar verrückte Mediziner haben mit ihnen herumexperimentiert. Hat man euch etwa das Gleiche angetan?«
    »Es war nur ein Mediziner, Boss«, sagte eine bekannte Stimme hinter mir.
    Ich fuhr herum. »Du!«, blaffte ich in die Dunkelheit.
    Roo kroch aus den Schatten hervor und stellte sich vor mich. Er kratzte sich mit einer Hand am Kopf, auf dem er einen Hut trug. In der anderen hielt er einen kleinen Rucksack.
    »Ja, ich bin’s.«
    »Was… Was zum…«, stammelte ich.
    »Teece meinte, er würde kündigen, wenn du mich noch mal zu ihm zurück schickst.«
    »Das ist Erpressung!«, sagte ich empört.
    »Ja.«
    Glida schlich vorsichtig an Roo heran und legte eine kleine, pelzige Hand auf seinen Arm.
    »Die Frau is’ genau, wie du gesagt hast. Völlig durchgeknallt«, flüsterte sie.
    Ich war verärgert, aber zur gleichen Zeit auch unheimlich erleichtert, Roo zu sehen. »Wie bist du…?« Ich brachte den Satz nicht zu Ende.
    »Dein kleiner Freund hat mir geholfen«, sagte Roo und öffnete den Rucksack; eine schäbige Kanratte streckte den Kopf heraus.
    »Loser!« Ich freute mich, dass ihm nichts zugestoßen war.
    »So nennst du ihn?«, fragte Roo und grinste schief. »Ich war dir schon auf der Spur, da hattest du den Kanal noch nicht einmal überquert.« Er machte große Augen. »Wie bist du denn mit dem Dinosaurier zurecht gekommen?«
    »Das war kein Dinosaurier, sondern eine Echse«, bemerkte ich schnippisch. »Du willst mir doch wohl hoffentlich nicht erzählen, dass du alles mit angesehen hast, ohne einen Finger zu rühren, oder?«
    »Teece hat mir befohlen, nur einzugreifen, wenn dir jemand ernsthaft ans Leder will. Es sah so aus, als hättest du die Situation im Griff… meistens jedenfalls.«
    Meistens!
    Roo kratzte sich wieder am Kopf. »War ganz schön beeindruckend, wie der Kleine hier die große Kanratte fertig gemacht hat.«
    Loser kletterte aus dem Rucksack auf den Holzboden. Ich starrte die hässliche Kreatur bewundernd an.
    »Tja«, sagte ich, »diese kleine Kanratte hat wirklich Charisma.«
    »Chari… was?«, fragte Roo.
    Ich seufzte. »Nicht so wichtig.«
    »Danach habe ich dich kurz aus den Augen verloren, aber Loser hat mich zum Kanal geführt. Er hat so laut geheult, dass mir rasch klar geworden ist, dass du ihn zurückgelassen hast. Er ist dann bereitwillig ins Boot gesprungen, das ich für uns gebaut habe.« Roo hielt die rechte Hand in die

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