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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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gefühlt.
    Das Plasma-Netz hatte sich mittlerweile auch über das Haus, vor dem wir standen, gelegt und verschloss nun den Eingang. Mei, Anna und ich standen wie drei Schachfiguren auf der Betonplatte und harrten dem, was da kommen mochte. Schaum hielt die Datenplatte wie ein Baby in den Armen.
    Ich lauschte angestrengt in die Dunkelheit hinaus. Kein Zeichen von Daac und dem Quad. Würde er uns im Stich lassen? Der Gedanke verwandelte sich zu einer Paranoia.
    Die Ruhe, die mich eben noch beseelt hatte, war mit einem Mal verschwunden.
    Es war meiner Laune auch nicht zuträglich, dass Mei nun unseren Streit wieder aufnehmen wollte. »Daac wird niemals dir gehören, Parrish.«
    »Dein Gewäsch interessiert mich nicht, Mei«, zischte ich in scharfem Ton. »Außerdem dachte ich, Stolowski wäre die Liebe deines Lebens. Oder betrügst du ihn genauso, wie du mich betrogen hast?«
    Nun gab es auch für sie kein Halten mehr. »Loyl ist unser Herrscher. Also hat er auch gewisse Vorrechte. Habe ich nicht Recht, Doc?«
    Schaum errötete ob dieser peinlichen Verwicklung in den Streit.
    Ich musste mich vergewissern, dass ich das richtig verstanden hatte: »Herrscher? Du hast merkwürdige Vorstellungen von deinem Boss, Mei. Verschließ deine Augen nicht mehr länger vor der Realität.«
    »Warum wiegelst du immer die Leute gegeneinander auf, Parrish? Das ist dein wirkliches Problem. In unserem neuen Reich wird es für Menschen wie dich keinen Platz mehr geben.«
    Neugierde gesellte sich zu meiner Wut. »Euer neues Reich?«, fragte ich erstaunt.
    »Wir haben Pläne. Der Tert wird wie einst wieder unser sein. Wir werden all den Abschaum und die Einwanderer hinausfegen. Torley, Shado, der Slag und auch Plastique werden wieder zivilisierte Gegenden sein. All das wird unser Reich sein.«
    Unser Reich?
    Daac unterbrach unsere Auseinandersetzung im rechten Moment. Ich stand kurz davor, Mei zu packen, sie in den giftigen Schlamm zu werfen und dabei zuzusehen, wie die Säure langsam ihre Haut wegätzte, als er das Quad vor der Betonplatte zum Stehen brachte.
    Er sah aus, als hätte er sich im Schlamm gesuhlt; seine ganze Kleidung war von oben bis unten voll mit schmierigem Schleim.
    »Ihr müsst euch beeilen. Das Plasma-Netz hat sich weiter ausgedehnt und versperrt bald den Durchgang durch die Mauer!«
    Bevor ich etwas entgegnen konnte, nahm er Schaum auf seinen Schoß und Mei sprang auf den Sitz hinter Daac. Mir blieb nur noch die Wahl, mich entweder neben Daac zu zwängen, oder mich auf Meis Knie zu setzen. Angesichts unserer jüngsten Unterhaltung entschied ich mich für Ersteres.
    Sofort spürte ich die Wärme von Loyls Körper, als ich in dem Sitz an ihn heranrutschte. Es war ein Gefühl wie ein guter Whisky nach einer Woche Abstinenz.
    Der Motor des Quad keuchte und hustete, als Daac die Maschine in westliche Richtung lenkte. Rasch näherten wir uns den Villenblocks und erblickten schon bald die lange Mauer. Das Plasma-Netz hatte sie schon fast völlig eingeschlossen.
    »Du hast mir doch vorhin erzählt, dass hier Brennstoffe gelagert wurden«, schrie ich gegen das Dröhnen des Motors an. »Sind denn alle Fabriken im Tert von hier aus versorgt worden?«
    Daac nickte. »Das vermute ich zumindest. Später wurde es den Bossen zu teuer, den Boden von den Rückständen zu säubern. Natürlich wollte dann niemand mehr hier leben.«
    Außer dem verrückten Ike, dachte ich. Das Exoskelett, diese altertümliche Brille – noch nie zuvor war ich einem so eigenartigen Menschen begegnet. Von ihm ging etwas Unheimliches aus – das pflegte meine Mutter Irene zumindest ständig über seltsame Leute zu sagen. Andererseits lebte sie in einer Welt, in der man Gewöhnliches und Ungewöhnliches einfach von einander unterscheiden konnte; im Tert verwischten sich diese Grenzen. Hier spielte sich das Leben in einer einzigen, großen Grauzone ab, und meistens scheiterte man bei dem Versuch, die Guten von den Bösen zu unterscheiden. Loyl Daac war das beste Beispiel dafür: gut aussehend, maskulin, eine Führungspersönlichkeit. Drehte man die Münze jedoch um, verbarg sich unter dieser Schale ein rassistischer Fanatiker.
    Wie dachte er wohl über mich?
    Einerseits impulsiv und irrational, aber andererseits… impulsiv und irrational.
    Ich verwarf diese Gedanken und versuchte, mich auch nicht darüber aufzuregen, dass Mei andauernd Daacs Rücken massierte. Wenn ich gegen sie bestehen wollte, würde ich mich beherrschen müssen; sie wusste genau, auf welche

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