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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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töten.
    Loyl riss einen Streifen von seinem Hemd ab und hielt es mir hin. »Verbinde lieber deine Finger, bevor du verblutest.«
    Erst jetzt fühlte ich wieder die Schmerzen in meiner Hand. Von den Knochen hingen lange Hautfetzen herunter, und mein gesamter Arm war mit Blut verschmiert. Ich sah Daac und Mei entsetzt an; auch sie waren am ganzen Leib mit meinem – und ihrem eigenen – Blut beschmutzt. Wir alle sahen aus, als würden wir von einer schlechten Folter-Session kommen.
    Als ich mich weiter im Raum umsah, stellte ich fest, dass wir alleine waren.
    »Wo sind die Karadji?«, fragte ich Loyl.
    »Ich habe sie fortgeschickt. Die Cabal werden sie schon finden.«
    »Du hast WAS getan?« Mordgelüste stiegen wieder in mir auf. »Sie werden niemals lebend aus Mo-Vay herausfinden. Tulu und Ike halten sich nicht an unsere Spielregeln, Loyl!«
    Er musterte mich nachdenklich.
    »Und welche Regeln sollen das sein, Parrish?«
    »Es gibt gewisse Grenzen. Ike betreibt seine Forschungen an lebenden Menschen, und Tulu experimentiert nicht nur mit den Körpern, sondern auch den Seelen der Menschen herum.«
    Mei erschauderte. »Diese Verrückte glaubt, dass Marinette ihr für immer wohl gesonnen bleibt, wenn sie den anderen Schamanen die Energie entzieht. Aber Marinette hat andere Pläne. Sie will dich, Parrish, und sie ist eine verflucht mächtige Loa Göttin. Sie hat mit unserer kleinen Oya noch einen Rechnung zu begleichen.«
    Ich blickte Daac mit gerunzelter Stirn an. »Scheint so, als würde ich nur das Beste in den Leute zum Vorschein bringen.«
    Darauf wusste er keine Antwort. Stattdessen sah er mich mit glasigen Augen an. Ich hasste diesen Blick; er führte mit Sicherheit schon wieder etwas im Schilde. Dann half er Anna auf die Beine und versicherte sich, dass die Datenplatte noch intakt war.
    »Ich werde dich und Mei an einen sicheren Ort bringen, und dann kümmere ich mich um Ike«, sagte er an Anna adressiert.
    Sie warf die Arme um ihn und schmiegte sich an seine breite Brust; ihr Plasma durchtränktes Haar hinterließ feuchte Spuren auf seinem Hemd.
    »Ich bin am Ende meiner Kräfte; weiter schaffe ich es nicht mehr«, jammerte sie.
    »Parrish und ich werden dich stützen«, sagte Loyl. Scheinbar war er sich meiner Unterstützung genauso sicher, wie er von seinem Gefolge absoluten Gehorsam erwartete.
    »Was ist mit den anderen Schamanen?«, verlangte ich zu wissen. Wollte er sie hier zurücklassen?
    »Das hier ist wichtiger.« Er trommelte mit den Fingern auf der Speicherplatte.
    Ja, natürlich. Sein Egoismus machte mich krank. Immer setzte er seinen Willen durch; immer wollte er seinen Gewinn einstreichen; immer zählte nur sein persönlicher Erfolg. Alles andere war ihm unwichtig.
    Ich hatte ebenfalls Abmachungen getroffen, die ich einzuhalten gedachte, und das Kindermädchen für seine kleine Freundin zu spielen, gehörte ganz gewiss nicht zu diesen Plänen. Er hatte mir die Entscheidung abgenommen; ich war erleichtert.
    Von draußen drangen die Schreie von Söldnern herein. Ein infernalischer Lärm zerschnitt die Ruhe wie eine Kreissäge.
    Wir liefen aus dem Raum und schwärmten automatisch in verschiedene Richtungen aus.
    Daac drehte sich um und packte meine Schultern. »Wo willst du hin, Parrish?«
    »Ich werde mein Versprechen einhalten.«
    Ehrliche Überraschung verdrängte seinen Ärger. »Aber ich bin deine einzige Hoffnung, wenn du den Parasiten bezwingen willst.«
    »Ja. Vielleicht.«
    Er schaute mir verständnisvoll in die Augen; der Moment schien ewig zu dauern.
    Wir begriffen beide, dass wir verschieden waren.
    Dann erinnerte ich mich an etwas, das ihn schon seit einer ganzen Weile fragen wollte.
    »Du hast gesagt, Ike hätte früher unter einem anderen Namen gelebt.«
    »Er nannte sich«, Daac hielt kurz inne, »Doc Del Morte.«
    Schaum stützte sich auf seine Schulter, und gemeinsam gingen sie in Richtung Treppe.
    Del Morte? Scheiße! »Ach, Loyl… das Messer!«
    Er legte das Gurkha-Messer auf die oberste Treppenstufe und verschwand.
    »Nicht das Messer, du Idiot!«
    Zu spät.

 
KAPITEL FÜNFZEHN
     
     
    In einer dunklen Seitengasse fand ich einen Unterstand. Dem Kompass-Implantat entnahm ich, dass der Dachboden, auf dem Glida-Jam und die Masoops lebten, nördlich von der Stelle lag, an der wir die Mauer durchstoßen hatten. Daac hatte gesagt, die Invasion habe begonnen; in den Straßen war es dennoch relativ ruhig, und an fast jeder Ecke standen Ikes Söldner, die über ihre Umgebung

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