Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
nutzte sie mir kaum etwas, und ihr Schrei war beinahe so furchteinflößend wie eine Atombombe.
Ich schloss den Klettverschluss des geborgten Gepäcks, hängt es mir über die Schulter und warf noch einen Blick in den Reflektor.
Neue Kleider.
Neues Haar.
Die gleichen alten Grolle.
Zeit umzuziehen.
5
Ich wackelte mit den Zehen, damit ich mich nicht mehr wand, während der Laser mein Gesicht modellierte und sich über die harte Schuppe auf meinem Jochbein wunderte.
Dr. Yan Drastic, der beste Kosmetiker von Plastique, sagte mir rundheraus, dass er nichts dagegen unternehmen könne; die Schuppe ließ sich nicht entfernen. Er wusste nicht einmal, was sie wirklich war. Als er die Kanten sondieren wollte, hatte ich gewalttätig reagiert.
Wir einigten uns auf Bemalung. Er sagte, er werde das Ganze aussehen lassen wie einen Schönheitsfleck.
Auf die Gesichtmodellierung folgte eine Irisfärbung – alles im Quicky-Paket inbegriffen. Für Geld konnte man in Plastique so gut wie alles kaufen.
Während ich wartete, dass sich die Gesichtshaut über die Narben legte und die Nanos meine Schönheitsfehler auffraßen, kam mir der Gedanke, wie ironisch es doch sei, mich körperlich zu verändern, wo ich doch nur aufhören müsste, gegen den Parasiten anzukämpfen, und ich könnte die Gestalt wandeln.
Nachdem die Gesichtsbehandlung beendet war, kaufte ich mir in Leong Shus Smart-Shit-Büdchen eine Sprachinjektion. Er verpasste sie mir gleich an Ort und Stelle. Als ich ihn nach der Garantie fragte, legte er noch ein Konversationslexikon drauf, damit ich bloß den Mund hielt.
»Wie lange?«
»Drei Monate, vorausgesetzt, Sie überstrapazieren es nicht«, antwortete er auf seine perfekt snobistische Art.
Meine eigenen Regeln brechend winkte ich ein Ted heran, das mich zu Trans-Station bringen sollte. Wenn Loyl Daac dort nach mir Ausschau hielt, wollte ich es ihm nicht allzu leicht machen.
Geistig ging ich wieder eine Liste durch, während das Ted mich zum Depot von Pomme de Tuyeau brachte.
Einen Job in der Fleischindustrie suchen.
Ihn benutzen, um in Mervs Nähe zu kommen.
Merv überzeugen, das Impartial auf Canbarra zu knacken.
Dort herausfinden, wer Ike del Morte finanziert hat.
Ihn oder sie fertig machen.
Wombebe suchen.
Abhauen… Kinderspiel.
Ich holte Ikes Wetware hervor und befingerte das zierliche Webwerk. Vielleicht erfuhr ich im Laufe der Sache endlich, was der Eskaalim wirklich war.
Meistens hielt ich ihn für ein Alien. Gelegentlich durchlebte ich jedoch eine Verschiebung der Wirklichkeit, besonders, wenn solche Menschen wie Loyl Daac ihre Manipulationsspielchen mit mir trieben.
Ich meine, wenn mir jemand erzählt hätte, dass er von einem außerirdischen Parasiten befallen sei, der sich vom Epinephrin des Wirtskörpers ernährte, hätte ich angenommen, einem Verrückten gegenüberzustehen.
Andererseits war ich es, die mit Halluzinationen lebte und eine Stimme im Kopf hörte. Obwohl die Halluzinationen seit Dis nachgelassen hatten, war die innere Stimme genauso allgegenwärtig wie das Atmen.
Ich wollte glauben, dass es ein Parasit war, und das war das Gefährliche daran. Hoffnungslos bescheuert zu sein, hat keinen Funken Glanz an sich.
Oder wenn man unter Verfolgungswahn leidet.
Und ich hatte eine ganze Tankwagenfüllung Probleme, anderen zu trauen.
Teece hatte sich in eine andere verliebt, und Daac… nun, mit seiner Hinterhältigkeit konnte er einem Judas Konkurrenz machen.
Ich seufzte und wandte mich wieder meiner geistigen Liste zu, als das Ted sich einen Weg an Slummern aus Fishertown vorbei bahnte, die gerade eine Prügelei ausfochten.
Bei Bros vorbeischauen.
Bras war eine Jugendliche, die mir einmal geholfen hatte und schließlich von einem Banker-Blaublut aus Vivacity adoptiert worden war. Heute besaß sie ihre eigene Firma – das neue Gesicht der Prothesen.
Und bei Gwynn.
Gwynn war ein Amputierter, der in einem Entwässerungsgraben an der Grenze zwischen Tert und Viva lebte. Früher war er einmal ein Pan-Sat-Athlet gewesen, ein Gewichtheber, der nun nur noch eine Öffnung zum alten Kanallabyrinth bewachte. Ich hatte ihm versprochen, dafür zu sorgen, dass ein Türke namens Trunk ihn in Ruhe ließ, hatte mein Versprechen jedoch nicht so wortgenau einhalten können, wie es mir lieb gewesen wäre.
Ich beschloss, die letzten beiden Punkte auf meiner Liste zu guten Vorsätzen zu machen, bevor mich jemand mit Kugeln vollpumpte, und ging wieder an ihren Anfang…
Ich
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