Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
hatten, fand ich mich auf einem langen Korridor wieder.
In diesem Augenblick geriet meine Selbstbeherrschung ins Wanken.
Lust überwältigte mich. Ich wollte meine Hüften an etwas reiben. Ich wollte stöhnen und auf einen großen…
Himmel, Parrish. Reiß dich zusammen.
Ich sprang auf einen Tisch und schlug die Überwachungskamera aus ihrer Aufhängung. Dann trat ich ein Terrarium mit Singfröschen um und hämmerte ein Loch in einen Glasgobelin. Ich stampfte und fluchte und schlug um mich, bis meine Hände bluteten, mir der Schweiß herunterlief und das Verlangen endlich nachließ.
Als ich mit dem Korridor fertig war, sah er aus wie ein Abrissgebiet, und die Alarmsirenen hatten ihr Lied angestimmt.
Ein einziger Kerl hockte am einen Ende. Er hielt ein Tablett mit Gratisholokarten wie einen Schild vor sich.
»Was glauben Sie denn, wer Sie sind?«, quietschte er aufgebracht.
»Na, Garter Thin natürlich.« Ich lächelte, nahm ihm eine Karte ab und stolzierte an ihm vorbei zum Ausgang.
Kaum hatte ich das Gebäude verlassen, begann ich zu rennen.
Draußen strahlte Viva. Im wahrsten Sinne des Wortes. Verchromte Dachrinnen, Ablaufrohre und Fensterrahmen waren der letzte Schrei, und die Scheiben aus Regenbogenglas erzeugten einen ganz eigenen Glanz. Als ich glaubte, ich hätte genügend Abstand zwischen mich und die bofistförmige Ankunftshalle gebracht, blieb ich stehen, um zum millionsten Mal über die aromatisierte Luft der Supercity, ihre adretten Straßen und gesetzestreuen Bürger zu staunen.
Ich war in der Vorstadt aufgewachsen, wo der Glanz schon ein wenig stumpf wurde. Das Zentrum von Viva weckte bei mir noch immer Ehrfurcht. Ich sog seine Sauberkeit in mich ein und ging ohne nachzudenken zu einem öffentlichen San, wo ich mir die Hände wusch und sie mit Pflaster aus dem Gratismedikit neben dem Spermokill-Spender versorgte. Während ich darauf wartete, dass sie zu bluten aufhörten, hielt ich mir eine Standpauke.
Den Korridor zerlegen – dumm.
Ich holte ein Paar Handschuhe (Geschenk der Babes auf dem Strich – eine hatte mir sogar einen königsblauen Cheongsam mit Schlitzen bis zu den Achselhöhlen gegeben: Er war ein bisschen ausgefranst, aber nicht so abgetragen wie das Lamekleid, das sie auch loszuwerden versucht hatte) aus dem Koffer und ging zu einem Interchange-Café, setzte mich an einen Tisch, von dem aus ich die Tür sehen konnte, und studierte meine Gratiskarte.
Meine Falschidentität machte keine Mucken, als ich mir damit einen Tee bestellte. Ich entspannte ein wenig. Ibis hatte mir – mit Honeys Unterstützung – eine Auftrittshistorie gefälscht. Über die Details meines Profils hatten die beiden gestritten, als hätte ich nicht dabeigestanden. Ibis wollte mir einen imaginären Kundenkreis in Eurasien zuschanzen.
Honey hielt das für aufgesetzt und unrealistisch.
Teece hatte angemerkt, dass es meine ungeschliffenen Kanten und perverse Natur erklären würde, wenn ich mich als Anfängerin ausgab…
Ungeschliffene Kanten? Pervers? Ich? Er war wohl an das falsche Grrl geraten.
»Am wichtigsten ist allerdings«, hatten mir alle immer wieder vorgehalten, »dass du keine unnötige Aufmerksamkeit erregst.«
»Aufmerksamkeit bekommen Amoratos sowieso – dazu müssen sie nichts beitragen«, fügte Honey hinzu.
»Es gibt Aufmerksamkeit«, entgegnete Ibis, »und es gibt AUFMERKSAMKEIT. Keine Gewalt, Parrish. Keine Schlagzeilen. Einer genauen Überprüfung hält deine Identität nicht stand.«
Ich nahm an, seine Warnung schloss auch verwüstete Korridore ein.
Ich zückte Merry 3# aus der Handtasche und befestigte ihren Prozessor an meinem Handgelenk. Dann schaltete ich sie um. Das kleine, diskrete 2-D-Display spulte die Geschichte ab, die sie zusammengebraut hatten.
Jales Beliiere wurde in Katchemite geboren und stammt von der berühmten Familie von der Westküste ab…
Ich blätterte zum letzten Abschnitt vor. Ich empfand ein vages Misstrauen, was den letzten Schliff betraf, der hinzugefügt worden war, während ich mich bei den Babes ausgestattet hatte.
Jales Belliere hat als Amorato zweiter Position an der Yo-Rakine-Schule abgeschlossen. Zu den Spezialitäten ihres Repertoires gehören fortgeschrittene Auto-Erotik, transzendentalenergetischer Sex, verlängerter Orgasmus und verwandtes Ausdauertraining, Gruppenarbeit und elegantes mündliches Geschichtenerzählen.
Mir schnürte sich die Kehle zu.
Was hat sich Ibis dabei gedacht? Warte, Freundchen, wenn ich dich in die Finger
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