Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
bekomme.
Ich steckte die P-Assistentin wieder in die Tasche und befasste mich mit der Karte des Innenrings, bis ich das Hi-Tel gefunden hatte, das Honeys ehemaliger Boss besuchte.
Ich seufzte. Was würde ihre Verwicklung am Ende bedeuten? Wenn man im Voraus wüsste, wie etwas das Leben anderer beeinflusst, würde man wahrscheinlich niemals tätig werden.
Ich kostete den Tee und die kostbaren ruhigen Minuten aus. Allmählich gelang es mir immer besser, die kleinen Freuden zu würdigen.
Ich stand auf und reihte mich in eine Schlange vor den öffentlichen Netzzugängen des Cafes ein. Als ich an der Reihe war, ersuchte ich nach aktuellen Bildern von James Monk und dem berüchtigten ›Delly‹.
Dabei achtete ich darauf, meine Suche schön unscharf zu gestalten, damit kein Überwachungsprogramm ausgelöst wurde. Die Suche nach ›Delly‹ ergab nichts, was bedeutete, dass ich mich auf Honeys Beschreibung verlassen musste.
Was jedoch James Monk anging, so fand ich eine Vielzahl von Bildern eines massig gebauten älteren Mannes und eine öffentliche Adresse, an die ich direkt eine Mail schicken konnte. Ich grübelte ein wenig über Honeys Bemerkung nach, ihr Ex-Boss sei von Monk besessen.
Der Köder musste perfekt sein.
Ich schrieb mir Monks Rufadresse auf und begann mit der Planung meiner Falle.
6
Das Foyer des InterGlobe befand sich im siebzigsten Stock. Ich schwebte am menschlichen Türsteher vorbei in den Raum und versuchte dabei, behandschuht und geschmeidig zu erscheinen. Er folgte meiner Flugbahn mit Augen, die an mir klebten wie eine Klette, und zuckenden Fingern. Sein Blick erklärte sich durch den ID-Abtaster, seine Finger jedoch… nun, ich nahm an, dass mir vielleicht noch immer etwas von dem zügellosen Sex-Geruch anhaftete. Oder er benutzte irgendeine altmodische Zeichensprache.
Ich marschierte zum Schreibtisch. »Ich erwarte eine Nachricht von James Monk. Mein Name ist Jales Belliere.«
Der Angestellte sah nach.
»Es tut mir Leid, Ms Belliere. Nichts für Sie da. Haben Sie reserviert?«
Ich schniefte, als sei ich verärgert. »Das war nicht meine Sache. Ich werde ihn anrufen.«
Ich stolzierte zu einer der plüschigen Comm-Nischen und ließ mich, ohne den Vorhang zu schließen, auf den Lehnstuhl nieder. Ein Pad glitt mir automatisch und unsichtbar in die Hand.
Ich dachte an die ›privaten‹ Kabinen, die ich im Tert und in Mo-Vay benutzt hatte. Hier bekam man vor parfümiertem Samt kaum Luft. Im Tert konnte man sich alles holen.
Nachdem das Comm mein Geschlecht festgestellt hatte, öffnete sich in der samtigen Wand ein Fach und bot kostenloses Lippentattoo, Faltencreme und eine Haarbürste an. Ich klaute die Creme und schloss das Fach wieder.
Laut rezitierte ich die Adresse und begann mein Schauspiel. Honey hatte’ gesagt, dass Delly über sämtliches Kommen und Gehen im Globe Bescheid wisse. Wenn sie Recht hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis er auf mich aufmerksam wurde.
Das Comm hieß mich im Interchange Globe willkommen, gab mir eine Liste anderer Standorte von Hi-Tels der gleichen Kette und bat mich, ihm den Namen der Person zu nennen, die ich unter der angegebenen Adresse sprechen wolle.
»James Monk.«
Die Verbindung summte einige Sekunden lang, dann bat mich das Comm um weitere Einzelheiten.
Ich verlangte ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht, obwohl ich wusste, dass es nie dazu kommen würde, und wartete, dass meine Anfrage bearbeitet wurde. Lange dauerte es nicht, bis ich die Antwort erhielt.
»Mr Monk ist nicht zu erreichen. Bitte führen Sie Ihre ID ein, wenn Sie eine Nachricht hinterlassen wollen.«
Ich schob den gefälschten ID-Stift in den Schlitz und bemühte mich dann sehr, eine hauchige Weichheit in meine Stimme zu legen.
»Jales Belliere, Mr Monk. Ich bin im Globe, und ich rufe wieder an.«
Ich überlegte, was ich noch sagen konnte, aber meine Ident erzählte die ganze Geschichte – und außerdem würde mein Anruf niemals die erste Schicht seiner Sicherheitsabschirmung passieren. Ich hatte es nicht auf James Monk abgesehen.
Ich zog den Stift wieder heraus und wunderte mich, wieso mir so flau war.
Weil du für keine zwei Cent schauspielern kannst, Parrish, und hier sitzt du und gibst dich als eine Professionelle in der Kunst des Verlangens aus.
Es war so albern, dass es ein schluckaufartiges Gelächter heraufbeschwor.
Parrish Plessis, Kriegsherrin und Lusthäschen.
Es wurde einfach immer besser… oder?
An der Bar bestellte ich mir
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