Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
mich aus der Abschirmblase.
Der Intimat schaltete mit einem Blinzeln die Live-Videoübertragung ab. Anscheinend war ich gefilmt worden, während ich kommunizierte.
Eingeklemmt zwischen den Türstehern des Hi-Tels und Monks Dienstboten juckte mir unter dem Bombardement der Blicke die Haut.
Wie zum Teufel hatte ich es geschafft, einen Gesprächstermin mit James Monk zu ergattern? Was sollte ich jetzt tun? Meine Rolle als Amorato konnte einer eingehenden Prüfung niemals standhalten.
Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, dass jedermann mich anzustarren schien.
Delly.
Das Personal am Empfang.
Die Türsteher.
Sogar die in Sicherheitsleute gekleidete Rothaarige runzelte die Stirn, als versuche sie, mich einzuordnen. Sie winkte zweien ihrer Muskelträger, die sich aus ihrem Gefolge lösten und mir näherten.
»Wir sollten jetzt gehen«, sagte Derek.
Ich überlegte, welche Wahl ich hatte. Jetzt mit Derek gehen – und riskieren, meine Chance bei Delly zu vertun. Oder bleiben und Wrestlemania mit den Muskelprotzen der Rothaarigen spielen, die nicht aussahen, als wollten sie nur ein Schwätzchen halten – und wieder riskieren, Delly zu verlieren.
Wann hätte ich wenigstens einmal eine eindeutige Wahl gehabt?
»Sicher«, antwortete ich. Ich rief meine Gepäckdrohne. »Wohin?«
»Unser Transportmittel steht auf dem Heliport.«
In unwürdigem Tempo hetzte ich zum Expresslift und schleppte Derek hinter mir her.
In der kurzen Zeit, die es dauerte, um zum hundertdreißigsten Stock zu kommen, erinnerte ich mich daran, wie wenig ich das Fliegen mochte und wie gern ich festen Boden unter den Füßen hatte – das war nämlich das absolut Beste für sie. Das letzte Mal war ich bei einer hirnrissigen Flucht von M’Grey Island in der Luft gewesen. Irgendjemand hatte dem Helikopter, in dem ich flog, die Drehflügel abgefetzt und mich in einem Gazerock in den Graben geworfen.
So eine Rücksichtslosigkeit.
Das Dach des Hi-Tels war durch die rechteckigen Umrisse des Kontrollstands, des Liftverschlags und einige tragbare Absperrungen mit Blinklichtern in große Heliports unterteilt.
Auf einem davon stand Monks Transporter. Ich wusste es sofort, weil auf dem Heck seine Initialen strahlten wie Pailletten auf einem billigen Bustier.
Bis auf zwei Leute vom Bodenpersonal war niemand zu sehen.
Derek öffnete die Tür. »Bitte steigen Sie ein.«
Ich schüttelte den Kopf. »Sag Mr Monk, ich wisse sein Angebot zu schätzen. Ich rufe ihn später an.«
Seine Hand packte mich am Ellbogen und quetschte mir das Gelenk. »Ich würde nur ungern Gewalt anwenden, Ms Belliere, aber ich habe Anweisung, notfalls darauf zurückzugreifen. Bitte steigen Sie ein.«
Ich riss den Arm weg, doch ich konnte Derek nicht abschütteln. Mein Ellbogen wurde taub.
Er zog mich herum und öffnete die andere Hand, sodass ich darin ein Injektionspflaster sah, das groß genug war, um damit einen ganzen Nachtclub voller Speed-Freaks umzuhauen.
»Bitte steigen Sie ein, oder ich sehe mich gezwungen, Sie zu betäuben.«
Über die Änderung seiner Taktik restlos verblüfft, ließ ich zu, dass er mich in einen Sitz stieß.
Er stieg neben mir ein und begann augenblicklich das Startprotokoll, als rechne er mit Schwierigkeiten.
Die Unentschlossenheit hielt mich in den Klauen. Was tun?
Verzweifelt blickte ich mich in der Kabine um und entdeckte Signalraketen für den Notfall, die gleich neben meinem Sitz gestapelt waren. Ich traf Derek mit meinem besten Rückhandschlag in der Hoffnung, den einen oder anderen Sensor zu stören. Auf einer Gesichtshälfte riss seine Hautbeschichtung, aber er beachtete mich nicht, und der ’Kopter hob ab.
Am Ende des Landefelds öffnete sich der Expresslift. Delly kam heraus und ging hinter dem Kontrollstand her zum Heliport auf der anderen Seite.
Zwei Gefühle überlagerten sich in mir: Erleichterung – dass es nicht ein Muskelprotz der Rothaarigen war – und Panik – meine Chance, Delly zu ködern, rutschte mir aus den Fingern.
Das Adrenalin übernahm die Kontrolle. Ich packte zwei Signalraketen, trat die Tür auf, sprang die paar Meter, die wir über dem Landefeld schwebten, hinunter und rollte mich ungefähr so elegant ab wie eine überreife Melone, die man aus dem Penthouse eines Hi-Tels wirft.
Als mir jeder Knochen im Leib schnarrte, ließ ich die Raketen fallen. Ich versuchte, mich aufzurichten und ihnen hinterherzukriechen. Zumindest befahl mein Verstand meinem Körper, sich gefälligst zu bewegen, doch der weigerte
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