Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
Kontakt zu James Monk her. Vorher nicht. Mein Ruf ist alles.«
Ich setzte eine störrische Miene auf. »Was, wenn ich dein Spiel nicht mitspielen will?«
Er warf Glorious einen Blick zu, und sie ging, mich neugierig beäugend, außer Hörweite.
»Ich schmeiß dich raus und lass dich auffliegen. Du bist keine Amorato, Jales Belliere. Jemand will dich umbringen«, wisperte er.
»Und was, wenn ich dich zuerst umbringe?«, wisperte ich zurück, und das war nur halb im Scherz gemeint.
Er lächelte nicht. »Nun, das wäre ziemlich dumm. Solange du im Luxoria bist, bist du so gut wie unantastbar. Du hast, was wir ›körperliche Immunität‹ nennen. Solange ich die Gesundheits- und Hygienebestimmungen einhalte, kann ich beschäftigen, wen ich will, und ihn tun lassen, was ich möchte. Niemand mischt sich ein. Setz einen Fuß auf die Straße, und du wirst feststellen, dass die nächste Milizpatrouille dich festnimmt – als Ausländerin ohne Aufenthaltserlaubnis. Ich bin sicher, wenn sie erst einmal anfangen zu graben, finden sie noch andere Dinge über dich heraus, die sie sehr interessieren werden.«
Oh ja.
»Wenn du hinter James Monk her bist, dann entweder nach meinen Regeln, oder…« Er verstummte.
Ich ließ mich nicht gern erpressen, aber er kaufte mir die Zeit, die ich brauchte, um in Mervs Nähe zu kommen. Ich setzte ein verärgertes Gesicht auf.
Ein kleiner Kerl, der nichts weiter als eine Einmalwindel trug, stürmte in die Bar. Sein tiefes Heulen schnitt durch die Geräuschkulisse aus Tribal Beat.
»Delly, Brigitte hat einen Spinner.«
Lavish nickte Muscle Massive und den Koreanern zu, und sie verschwanden allesamt im Korridor. Glorious und die anderen Mädchen folgten ihm.
Ich blieb allein mit Merv zurück. Ich überwand mich und lächelte ihm erneut zu. Er krümmte sich so nervös zusammen, dass ich mir sagte, diese Erfahrung müsse neu für ihn sein.
»Was ist los?«, fragte ich ihn.
»’n S-spinner ist ein s-schlechter Kunde.« Er wich zurück und ließ ein Glas fallen, das auf der Theke zersprang. »I-ich muss zurück zu meinen I-Wanzen. Sollte den blöden Job hier s-sowieso nicht t-tun…«
»Kann ich mitkommen?« Ich lächelte noch freundlicher. Mit den Wimpern klimperte ich aber nicht.
Er blickte sich an der leeren Bar um.
»I-ich d-denke schon«, sagte er unschlüssig. »Schließlich w-wirst du h-hier ja auch arbeiten.«
Ich schwang mich über die Theke und folgte Merv durch eine schmale Tür in den Spiegelzylinder.
Hinter der Tür befand sich ein kleiner, dunkler, kreisförmiger Raum, von dem aus das Universum hätte gesteuert werden können. Die Wände und die Decke bestanden entweder aus einem riesigen Bildschirm oder aus Hunderten von kleinen. Sie wechselten zwischen Bildern aus jedem Winkel der ’Doirs und zeigten das Gebäude von außen in Panoramen, die vom Boden bis zur Penthouseetage und in die Stadt schwenkten.
Zwei wie Särge geformte Ganzkörpersensorien nahmen den halben Fußboden ein.
Ansonsten befand sich in dem Zimmer eine Schlafecke mit einem dick gepolsterten Bettsessel, dessen Armlehnen so breit waren, dass man darauf einen Laden errichten konnte. Auf einer von ihnen blinkte und summte eine Vielzahl von Steuergeräten: eine alte Tastatur, Mikrofone, Kameras, Touchpads. Was auf der anderen stand, wäre auch im Hinterzimmer eines Apothekers nicht fehl am Platze gewesen: Tabletten, Injektionspflaster, ein tragbarer Tropf – alles, was man brauchte, wenn man superhigh werden wollte.
Aus einem Schlitz unter der rechten Armstütze zog Merv ein Tablett mit braunen Klumpen, die aussahen und rochen wie Fleischklößchen mit Sauce. Einen davon klatschte er sich an den Hals. Schleim tropfte ihm in den Kragen.
Meatware. Igitt. Vor diesen Dingern schauderte mir genauso sehr wie vor Net-Sex. Meatware funktionierte nach dem gleichen Prinzip, nur war Net-Sex sauberer, offener. Wie ich es sah, war es eine Sache, wenn man unsichtbare Implantate trug. Sich von irgendwelchem Zeug durch die Haut an der Neurologik herumfuhrwerken zu lassen, war ganz etwas anderes.
Davon ging auch jetzt schon genug in mir vor.
Sah man von dem Tek-Ansturm ab, bedeckten Glücksbringer jeden einzelnen freien Quadratmillimeter. Hasenfüße, Glücksgöttinnen, Hufeisen, vierblättriger Klee, Samadhi und Mojo-Taschen in allen Formen, Größen und Inkarnationen, einige obskurer als andere. Halskettchen, Broschen, Krawattennadeln, liturgisches Gerät, Armreife, Mobiles.
Ich tastete nach dem Kettchen
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