Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
Gegenstand von seiner Konsole und streichelte ihn. Ich nahm an, es handelte sich um einen weiteren Talisman.
»Siehst du das? Das ist ein QI-Maulwurf. Sie heißt Snout. Sorgt dafür, dass Brilliance nicht erfährt, wo ich bin. Wonach ich suche.«
Ich wusste, ich machte schon wieder ein dummes Gesicht, aber anscheinend fand ich nichts, womit ich es ersetzen konnte.
Eine merkwürdige Welt. Merkwürdige Leute. Merkwürdige Regeln.
»Was ist ein QI-Maulwurf, und wer zum Teufel ist BRILLIANCE?« Das letzte Wort hatte ich gebrüllt. Ich verlor die Geduld, aber weniger mit Merv als viel mehr mit mir.
Er zuckte zusammen und drückte sich den Hund schützend an den Leib.
Ich atmete tief durch. »Tut mir Leid, Merv. Ich verstehe hier so vieles nicht, und was gerade passiert ist… na ja, das hat mich erschreckt.«
Er nickte und lockerte den Griff.
Ich empfand ein winziges Schuldgefühl wegen der Lüge. Sicher, was ich gesehen hatte, gefiel mir nicht im Geringsten. Aber hatte es mich erschreckt? Nein, leider nicht.
»Du kommst hier in Teufels Küche, wenn du nicht Bescheid weißt«, sagte er.
Ich wand mich ein wenig. Das stimmte. Trotzdem brauchte ich mir das nicht ausgerechnet von einem abergläubischen Nerd sagen lassen, der in einem Fleischladen arbeitete.
Dennoch, allmählich begriff ich es immer besser: Ich war in den Vorstädten geboren und hatte gedacht, in der City hätte ich deshalb die Oberhand. Nur war es hier genauso gefährlich wie im Tert, nur dass die Risiken mit Lufterfrischer und teuren Schuhen kaschiert wurden. Wenn ich hier so lange überleben wollte, dass ich etwas erreichen konnte, dann musste ich sehen, dass ich möglichst rasch eine steile Lernkurve hinaufreiste. Eine Woche, hatte Lavish gesagt, dann wollte er Monk erneut kontaktieren. Sah ganz so aus, als bliebe mir genau eine Woche Zeit, um genug zu lernen, dass es zum Überleben reichte.
Zeit, meinen Trumpf auszuspielen. »Honey lässt schön grüßen.«
Merv erstarrte eine Sekunde; dann murmelte er einen Befehl in ein Interface-Mikrofon. Ringsum verdunkelten sich die Bildschirme, als wäre alles schlafen gegangen.
»D-delly möchte Aufzeichnungen von allem sehen«, sagte er. »Wir haben etwa eine Minute, bevor ich mir eine Erklärung ausdenken muss.«
Ich nickte.
»Du… du hast sie g-gesehen?« Sein Eifer war mitleiderregend.
»Ich soll dir ausrichten, dass es ihr gut geht. Dass sie jemanden gefunden hat, der sich um sie kümmert. Genau, wie sie es geplant hat.«
Den letzten Teil hatte ich mir ausgedacht, doch Merv schien es mir abzukaufen. Wahrscheinlich, weil es der wirklichen Story genügend ähnelte. Dass der Jemand einmal mir gehört hatte, verschwieg ich.
Tränen verschleierten Merv die Augen. »Delly darf nicht erfahren, wo sie ist. E-er schickt ihr sonst jemand auf den Hals.«
In einer Ehrengeste berührte ich meine Brust mit der Faust. »Vertrau mir.«
Er nickte. Am ganzen Leib schlotternd biss er sich wieder auf die Lippe. Die Röte, die ihm in die Wangen stieg, verriet mir, dass die Neuigkeit ihm größere Wonnen verschafft hatte als ein ganzer Tag im Sensorium.
Also setzte ich nach. »Sie sagt, du könntest mir helfen.«
Mervs Gesicht verschloss sich, kaum dass ich zu Ende gesprochen hatte. »W-woher soll ich wissen, dass du nicht lügst? W-woher weiß ich, dass du ihr wirklich b-begegnet bist?«
Ich schüttelte den mystischen Stern hervor, zog mir das Kettchen über den Kopf und ließ ihn vor seiner Nase baumeln. An der gleichen Kette hing Ikes Wetware wie ein grotesker Zwillingsbruder.
Sein Gesicht zeigte nun eine Mischung aus Erleichterung und Wonne. Er griff nach dem Stern, doch ich hielt ihn außerhalb seiner Reichweite.
Einen furchtbaren Augenblick lang fürchtete ich, er könnte zu weinen beginnen. Ich bekam Ausschlag, wenn Leute in meiner Gegenwart weinten.
»W-was willst du d-dafür?«, fragte er.
»Informationen«, antwortete ich. »Ich will wissen, wer hinter einem Projekt namens Code Noir steckt. Querverknüpfung zu einem Namen, Ike del Morte.«
Merv streichelte über eine leere Stelle zwischen einem heiligen Christopherus und einer Blutpuppe. Ich nahm an, der Stern gehörte dorthin. »Und d-dann gibst du mir meinen Stern wieder?«
»Sobald ich die Info habe.«
Am ganzen Leib zuckte er zustimmend. »Die Amoratos essen in einem C-Cafe namens Breeza’s. Es gehört Delly. Wir können da beim Frühstück reden. Jetzt gehst du besser.«
Ich nahm das Stichwort an und schlang mir das Kettchen wieder
Weitere Kostenlose Bücher