Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
Schönheit – ich hatte von jeher behauptet, dass Schönheit einem den Kopf verdreht, bis man nicht mehr denken kann. Vielleicht kam es auch daher, dass sie weich, feminin und höflich war und ich damit nicht umzugehen wusste.
Sie schüttelte den Kopf. »Danke, aber ich muss auf andere Gedanken kommen.« Sie lächelte schüchtern.
Ich versuchte angestrengt zu erkennen, ob dieses Lächeln eingeübt oder echt war, und gelangte zu keinem Ergebnis.
»Also, wenn du dann fertig bist…«
Versuch es niemals.
Sie ließ mich allein, und ich schritt aufgeregt das Zimmer auf und ab.
Ich wollte mich unbedingt duschen, aber nicht mit Publikum. Ich war allergisch dagegen, dass Fremde mich nackt beobachteten.
»Merv«, rief ich.
»Ja, Jales?«, antwortete mir eine dünne, körperlose Stimme.
»Ich will mich jetzt waschen. Wenn du mir dabei zusiehst, spüle ich Snout im San runter. Kapiert?«
Ich nahm sein Schweigen als ›Klar wie Vivawasser‹.
Das musste mir reichen.
Bevor ich wieder zu viel nachdachte, zog ich mich aus, warf meine Klamotten in den Reiniger und sprang ins San. Als ich fertig war, packte ich meine Sachen wieder ein und stellte sie neben die Tür. Ich wollte hier so schnell wie möglich wieder hinaus. Ganz gewiss wollte ich meine Sachen nicht säuberlich in die Schubladen legen.
Teufel, ich legte nie etwas in Schubladen.
Ich schritt wieder auf und ab, bis die Unentschiedenheit, was ich tun sollte, meine Gliedmaßen vor Erschöpfung bleischwer machte. Die Unterhaltungseinheit meldete mir, es sei später Nachmittag – an einem Tag, der mir schon sehr lang vorkam.
Nun, da ich hier war, musste ich warten, bis Merv die Informationen fand, die ich brauchte. Die Frustration schmirgelte mir unter der Haut wie Sandpapier. Ich hasste es, irgendetwas langsam anzugehen. Ungeduld war meine Tugend – und mein Fluch. Ich wollte zerreißen, was Viva im Innersten zusammenhielt, und jemanden für Mo-Vay zur Verantwortung ziehen.
Und für Roo.
Und Wombebe.
Aber mit den Fäusten ließ sich das nicht bewerkstelligen. Eine Weile musste ich mich klug verhalten. Ich musste lernen.
Von dem Gedanken ein wenig beruhigt, legte ich mich hin.
Ohne es zu wollen, schlief ich ein. Träume drängten sich um mich, schlimmere als je zuvor, halb wache Träume voller Blut und dem tiefgehenden Schmerz eines unerfüllten Orgasmus.
Ein wenig später wurde das Bett mir zu weich, und als ich aufwachte, lag ich auf dem Fußboden, in einer Zimmerecke ins Laken gehüllt. Durch den Fensterpolarisator wirkte der Himmel, als sei es Morgen. Die Unterhaltungseinheit sagte, als ich sie fragte, es sei fünf Uhr früh. Ich reckte mich und entwirrte meine Glieder.
»Wann gibt es Frühstück, Merv?«
»Morgen, Jales. Hast du gut geschlafen da auf dem Fußboden? Ich wollte dich nur ungern wecken.« Er klang müde, als wäre er die ganze Nacht lang aufgewesen.
»Sehr gut«, log ich.
»Lam bringt dich zum Frühstück ins Breeza’s, wenn du fertig bist.«
»Danke.«
»Gegen sieben geht ihnen normalerweise der Speck aus«, fügte er beiläufig hinzu. »Ich bin gern vorher da.«
Ich begriff den Hinweis und nickte zu nichts und niemandem im Besonderen. Ein Gespräch über die I-Wanzen mit ihm zu führen, war eigenartig. Es gab nicht einmal eine Kameralinse, in die man blicken konnte.
»Wo kann ich trainieren?«
»Delly erlaubt den Amoratos nicht, das Gebäude zu verlassen. Aber drei Türen hinter Glorious’ Zimmer findest du einen Aerobic-Kokon.«
Aerobic-Kokon. Igitt. Der Gedanke an Gigis Vreal-Gerät war noch ganz frisch, und Aerobic-Kokon hörte sich ganz nach etwas an, worin man sich begraben lassen konnte.
»Ich glaube, ich nehme lieber den Speck«, sagte ich.
Lam wartete in genau der Position, in der ich ihn zurückgelassen hatte: Mit übergeschlagenen Beinen kaute er auf etwas, das aussah wie Biltong aus dem vorigen Jahrhundert.
»Bekommen Sie keinen Krampf?«, fragte ich ihn.
Er schenkte mir wieder sein vollkommen ausdrucksleeres Lächeln und sprang auf, augenblicklich geschmeidig und agil.
Anscheinend nicht.
»Bringen Sie mich zum Speck«, sagte ich.
Er machte auf dem Absatz kehrt und ging zum Lift.
Ich versuchte ein paarmal, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, während wir zwei Stockwerke höher flitzten und mehrere auf Hochglanz polierte Sicherheitstüren sowie eine ID-Überprüfung hinter uns brachten.
Der Koreaner biss nicht an.
Wir traten auf einen Abgrund hinaus. Der durchsichtige Gehweg verursachte mir
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