Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
ich schmollend.
Lavish blickte mich über die Schulter hinweg an. Ich erkannte ihn kaum wieder. Eine der Messeregeln lautete – hatte Freddy Ukraine mir erklärt – das Abschalten aller Modifikationen.
Ohne den tückischen Reiz der Dizzys wirkte der schlanke Lavish nicht athletisch gebaut, sondern schmächtig, sein schmales Gesicht entstellt. Von seinem bloßen Anblick wurde mir übel.
»Nicht früh genug.« Er zog seinen P-Assistenten zu Rate, ein Armbandmodell. »Morgen.«
Ich blickte Merv besorgt an, doch er ignorierte mich und tätschelte Snout in seiner Armbeuge.
Wir waren eine Stunde unterwegs; dann landete Muscle Massive uns auf einem Parkplatz vor einem nur für Mitglieder zugänglichen Niederbau aus Ladenfassaden mit sauberen Schaufenstern voller Qualitätsprodukte.
Während ich ausstieg, blinzelte ich unablässig, als erwache ich aus einer Ohnmacht, aber ich spürte, dass der Entzug allmählich zu Ende ging.
»Das soll ein Einkaufscenter sein?«, fragte ich gereizt.
Lavish lächelte Lam an und brachte uns zu einer Tür am Ende des Gebäudes, gleich vor einem Laden für Reizwäsche. Dann führte er uns auf ein Förderband, das uns surrend mindestens einen Kilometer weit zur anderen Seite des Komplexes trug.
Ich versuchte, die Geschäfte zu zählen, die auf dem Display auftauchten, aber ihre rasende Abfolge machte meine Kopfschmerzen nur noch schlimmer.
Wir hielten an, nachdem wir etwa drei Viertel des Weges zur anderen Seite zurückgelegt hatten, und stiegen ab, nur um gleich in einen weiteren Lift zu steigen. Ein Blick aufs Display verriet mir, dass er zwischen einer Konditorei und einem Original-Surfer-Laden lag. Ich prägte mir die Stelle ein.
Der nächste Lift fuhr abwärts – sechzehn Etagen. Ich spürte das Gewicht der Erde über mir so deutlich, als wäre ich unter Gwynns Wasserrohren an der Grenze zwischen Vivacity und dem Tert.
Diesmal öffneten sich die Lifttüren direkt in eine Halle.
Ein Club, dachte ich, nur größer.
Viel größer.
Der Boden erstreckte sich weiter, als ich auf einen Blick erkennen konnte.
Außergewöhnlicher Lärm. Exklusive Kundschaft. Intimaten servierten Gratissekt und maßgeschneiderte Rauchwaren – Dope, Grünblatt und dünne Zigarren, sehr schön gerollt; mit Filter oder Nasenrohr.
Lavish stürzte ganz ohne Beiwerk ein Glas herunter und ließ Merv und mich mit Lam zurück. Er verschwand in einem Gang zwischen Ständen und Sitzecken unter einem niedlichen Schild, auf dem stand: Unmoralische Abteilung.
Ich lehnte den Sekt ab, schaltete die Geruchsverstärker weg und schlenderte in einen anderen Bereich, der mit Beißer gekennzeichnet war. Selbst da wurde mir schwindlig von der Flut aus Pheromongerüchen und unterschwelligen Reizen. Die Werbung war ungezügelt, aggressiv, persönlich – und so ziemlich das Letzte, was ich brauchen konnte.
Gedankenlos taumelte ich geradewegs in ein schwebendes Netz aus Pornobildern und lief eine ganze Gratisminute lang über Erektionen in Echtfarben. Das Vreal war so gut, dass ich veränderlichen Druck zwischen den Schenkeln spürte, während die Kalibrierung versuchte, die richtige Größe zu finden.
Ich riss mir das Ephemeral vom Gesicht und warf es zu Boden. Ein Fresser huschte herbei und verschluckte das Netz; die Fläche auf seinem Rücken bot mir eine Gratisprobe eines neuen, wirkungsverstärkten Tao-Dizzys an. Ich trat ihn beiseite, damit ich weiterkam, und bekam noch einen spürbaren Stoß seiner Probesonden ab.
Wieder eine Gratisminute erfüllt von nervöser Lust und Marsalageruch.
Durch die Hyperstimulation und eine neue Sorte Angst rann mir der Schweiß aus allen Poren. Für mich war diese ganze Sexsache wie eine blutende Wunde, die ich dringend veröden musste. Ich taumelte von der einen Konsumentenfalle zur nächsten, bevor ich Lams höhnisches Grinsen begriff.
Er blieb auf Abstand zu mir, aber anscheinend mehr aus Respekt als aus Verärgerung.
Wer wurde schon schlau aus anderen Menschen? Wenn er mir die Arme gebrochen hätte, würde ich ihn dafür vergiften wollen.
»Was soll das denn?«, knurrte ich, als aus einer Wand ein Paar Hände wuchsen, um meinen Oberkörper griffen und meine Brüste zu massieren begannen. Ich schlug mit der Handkante auf die Handgelenke. Sie brachen ab, doch die Hände blieben an meinem Cheongsam hängen.
Lams Grinsen wurde zu einem prustenden Gelächter.
»Du bist eine Neue«, erklärte Merv. »Die Produkte haben ein Gedächtnis. Sie visieren dich nicht mehr als einmal
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