Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
gebrochenen Armen nutzlos, doch Delly stürzte herbei, als er merkte, dass seinem Leibwächter ein Sturz in den Tod bevorstand.
»Ich hab es außer Gefecht gesetzt«, hörte ich Merv hinter dem Türpaneel.
Delly und ich zerrten Massive von der Kante zurück. Der riesige Mann war aschfahl im Gesicht und zitterte vor Schmerzen und vor Schock.
Ich holte ihn wieder zu uns, indem ich ihn mit dem Schmerzmittel bepflasterte, das ich für mich beiseite geschafft hatte. Es linderte seine Schmerzen kaum, doch an seiner Miene sah ich, dass er jetzt wenigstens wieder denken konnte.
»Hoch und raus«, sagte ich. »Sofort.«
Er nickte.
Ich stieg auf die Stufe über ihm und zerrte. Hinter mir schob Merv, und Delly fluchte pausenlos.
Schließlich kamen wir hinter der Konditorei wieder heraus.
Ich lenkte Massive um das Geschäft herum und durch die Lücke zum Original-Surfer-Laden zum zweiten Lift, ohne auf die Blicke der verängstigten Passanten zu achten. Delly, Lam und Merv folgten uns. Uns allen lief der Schweiß herunter, nur Massive nicht.
Bei ihm war es Blut.
Während der Rückfahrt zum Luxoria herrschte auf dem Ted eine Stimmung, die man bestenfalls mürrisch nennen konnte. Lavish hatte sich im Rücksitz zusammengekauert, das Gesicht spitz vor Ärger.
Mir ging es nicht viel besser. Der Rückzug und dann Massive halb tragen zu müssen, hatte mich meine ganze Energie gekostet. Ich konnte ihm gerade noch die Schulter mit Streifen verbinden, die ich aus meinem Cheongsam gerissen hatte; dann fiel ich erschöpft in den Sitz.
Neben mir drückte Merv sich Snout ans Gesicht und versuchte, Massives Stöhnen zu überhören.
Lavish beugte sich zu mir. »Was immer du hier vorhast«, sagte er, »deine Zeit ist um.«
Mir blieb der Rest der Fahrt, um zu überlegen, was er damit wohl meinen konnte.
Glorious kam zu mir, als ich in meinem Zimmer war. »Lam sagt, du hättest Freddy das Leben gerettet.«
»Nein«, entgegnete ich, zu müde, um anders als kurz angebunden zu sein. »Er mir.«
»Oh.«
»Morgen ist der Besuch bei Monk. Halt dich bis dahin von mir fern.«
Sie zuckte zusammen. »Wenn der Entzug für dich so schlimm war, tut es mir Leid. Du bist anders als alle, die ich bisher ausgebildet habe. Und falls es dir hilft, geschehen ist es wahrscheinlich nur, weil ich selbst zu viel Spaß daran hatte.«
»Und ich dachte, du hättest immer Spaß dabei«, erwiderte ich.
»Nicht so«, entgegnete sie und ging.
Ich trat die Tür hinter ihr ins Schloss und rief mir in Erinnerung, dass sie eine Amorato war. Amoratos interessierte nichts als die nächste Empfindung, die sie genießen konnten.
Ich nahm eine Dusche und legte mich danach voll angezogen aufs Bett. Den Wecker wies ich an, mich vor Sonnenaufgang, wenn der Club schloss, aus dem Schlaf zu reißen.
Nachdem er mich geweckt hatte, ging ich in den Club hinunter und stellte mich vor die dunklen Spiegel. Als ich den vergossenen Alkohol in der Tropfschale roch, musste ich mir die Lippen befeuchten und heftig schlucken; schaler Whiskygeruch am Morgen gehörte zu meinen Erinnerungen an Jamon.
»Merv?«, rief ich.
Er öffnete die Spiegeltür, bleich, wie es sich für 4.30 Uhr früh gehörte.
Ich ging hinein und wartete darauf, dass er redete.
Er stieg müde aufs Deck und drehte nacheinander seine Talismane.
»Ich hab n-nur eins ganz sicher herausgefunden. Brilliance hat ein S-schnüffelprogramm, das Informationen über Slipstream jagt. Snout musste tot spielen, damit sie nicht gefunden wurde.«
»Was heißt das?«, fragte ich ungeduldig.
Er senkte die Stimme so sehr, dass ich mich dabei ertappte, wie ich seine Lippen las. »Das heißt, Slipstream muss f-für die Banken arbeiten.«
Ich begriff den feinen Unterschied nicht. Mir wollten die richtigen Gedankensprünge nicht gelingen. »Erklär mir das.«
Merv rieb einen Hasenfuß zum Trost, während er seine Gedanken sammelte. »Brilliance bearbeitet sämtliches Rohmaterial der Medien, also s-sieht sie alles, was gefilmt wird. Wenn sie nach Informationen über Slipstream schnüffeln muss, dann kann es nicht anders sein, als dass Slipstream außerhalb der n-n-normalen Kanäle arbeitet, die von Brilliance überwacht werden.«
»Du meinst, Slipstream sammelt Informationen für Common Net und OffWorld?«
Merv schüttelte den Kopf. »Nein… Common Net und OffWorld sind n-nur Brilliance; es sind ihre Fassaden. Sie tarnt sich g-gern als unabhängige Quelle. Du kannst auf nichts vertrauen, w-was von ihnen kommt.«
»Du
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