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Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Titel: Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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unmöglich sagen. Irgendwo in meinem Hinterkopf nahm ich ein vages Unbehagen wahr – ein Stich, der mir sagte, dass mir nicht gut sei.
    Ich absorbierte Mervs Gedankensprache. Dein Echtzeitkörper hat Kreislaufprobleme. Ich muss deine Gliedmaßen bewegen. Das könnte bei dir ein wenig Desorientierung verursachen.
    Ich denk-sandte mein Einverständnis.
    Dann überkam mich der Schwindel.
    Der Eindruck wirbelnder Körnchen im Datenlager löste sich auf, und ich schoss nach oben in eine wirbelnde virale Schwärze. Genau wie in meinen Albträumen von Liftkabinen, die am höchsten Punkt des Aufzugschachtes explodierten.
    Dir wird schlecht. Wieder Mervs Denk-Stimme, diesmal von einem Hauch Ärger gefärbt. Ich hab keine Absauger; also bepflastere ich dich mit einem Krampflöser, bevor du dran erstickst.
    Seine Geist-Stimme verschwand, und eine Unpässlichkeit kroch in mir hoch, eine weitere körperliche Empfindung, die ich normalerweise gar nicht hätte empfinden dürfen.
    Panik.
    Was passiert mit mir, Merv?
    Bevor er antwortete, eine Pause. Der Knoten defragmentiert sich. Wir müssen weiter, oder wir werden verworfen. Deine Geist-Körper-Verbindung ist völlig hinüber. Du wirst einiges spüren… das nicht real ist, aber das wird dein Körper nicht glauben. Ich habe dir ein zweites Pflaster verpasst, um dem zu begegnen. Es sollte innerhalb von zwei Echtzeitminuten zu wirken beginnen, und du musst bis dahin nur dem Gefühl der Defragmentierung widerstehen…Viel Glück.
    Seine letzten beiden Worte waren die ruhigsten, die ich je gehört hatte.
    Er zog uns aus dem Zwischenlager, und die Qual begann.
    Die System-Defragmentierung riss mich in Stücke. Ich spürte, wie meine Muskelfasern von Pinzetten erfasst und zerfetzt wurden, während sie noch mit mir verbunden waren. Das Haar wurde mir büschelweise ausgerupft. Die weiche Haut in meinem Mund zerschnitt man mit einem Messer und zog sie zurück, dass sie mir in Streifen auf die Zunge fiel. Meine Zunge wurde in Sektionen zerteilt, die man auseinander zog und mir in den Rachen stopfte.
    Schmerzen ohne jede Endorphinausschüttung, um sie zu bekämpfen.
    Eine vollständige Zerlegung so schmerzhaft, dass ich vom Schock hätte sterben müssen. Doch ich starb nicht.
    Ich verlor nur alles.
    Mein Geist implodierte. Nur die Schmerzen blieben.
    Und blieben.
    Ein urtümlicher Instinkt griff ein.
    Ich floh vor ihm in eine gletscherkalte Dunkelheit. Meine Erinnerung schleppte ich mit mir.
    Ich bin Parrish. Ich bin mit einem Bio-Hacker im Vreal. Der Schmerz ist nur Einbildung. Ich bin Jales. Ich bin Roo. Ich bin… keine …
    In der kalten Ferne sah ich eine Gestalt, eine Leere am Ende von allem. Ich kämpfte mich dorthin, die erbärmlichste Pilgerin von allen, und erreichte sie allein dank meiner Entschlossenheit.
    An diesen Ort war ich gekommen, um zu sterben.
    Frieden.
    Endlich. Ich verdiente ihn. Mein.
    Doch selbst dort blieb mir die Einsamkeit versagt. Etwas hatte meinen Ort besetzt, mir die Zuflucht des Todes gestohlen.
    »Wer bist du?«
    Die Gestalt begegnete meinem leidenschaftlichen Nachdruck mit einem beschatteten Engelsgesicht. Fortwaren die blutigen Flügel und der stattliche Körper, verschwunden die Macht des Blutes und der Lust.
    Es kauerte sich in meinem letzten Geistesraum zusammen, genauso bedrängt und waffenlos wie ich.
    »Wieso kommst du in meinem Tod vor?«, schrie ich.
    »Du weißt es noch immer nicht?«, entgegnete es. Müde öffnete es mir sein äonenlanges Gedächtnis.
    Mit kindlicher Verwunderung begann ich zu sehen…
    Ein säender Komet – er ritt auf den Gezeiten einer Galaxie. Parasiten, als Sendboten der Evolution gezüchtet, breiteten sich aus. Katalysatoren des Wandels.
    Die Erde wurde entdeckt und infiziert. Welche Befriedigung, welche Erleichterung. Der Wirt ist höchst brauchbar, das WIR ist sich einig. Stark genug, um standzuhalten und nicht vernichtet zu werden. Stark genug, um die nächste Stufe hinaufgetrieben zu werden.
    Doch der Homo erectus hatte seinen ureigenen Überlebensmechanismus.
    Das WIR wurde gefangen.
    »Du sagst, ohne euch hätten wir uns nicht entwickelt«, sagte ich.
    Ja. Das ist unser einziger Zweck. Wir haben die höhere Evolution vieler bewerkstelligt – jener, die unsere Bedürfnisse ertragen können. Einige vermögen es natürlich nicht. Unsere Gier ist es, unsere Lust, die Natur des WIR, was dich dahin gebracht hat, wo du jetzt bist. Sieh…
    Gedankenbilder schossen nun an mir vorbei.
    Massenselbstmorde von Spezies, die

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