Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
willst also sagen, dass alles, was wir uns anschauen, alles, was wir in den Medien sehen und hören, von Brilliance kontrolliert wird.«
»F-fast. Aber weitgehend genug, dass man d-davon Albträume kriegt.«
»Und wo kommen die Banken ins Spiel?«
Merv runzelte die Stirn und faltete die Hände, damit sie nicht mehr zitterten. Ich spürte, dass er beinahe zu viel Angst hatte, um zu sagen, was er dachte. »Snout glaubt… ich… ich glaube, dass Slipstream für die Banken arbeitet.«
Mir tat der Kopf weh. Viva-Politik ging über mein Verständnis und bestimmte trotzdem mein Leben.
»Klar wie Klärschlamm, Merv«, sagte ich müde. »Warum sollte eine Organisation, die illegale Genunternehmen jagt, für die Banken arbeiten?«
Er zuckte mit den Schultern. »W-warum, weiß ich nicht. Vielleicht s-suchen sie nach etwas, das ihnen einen Vorteil gegenüber den M-medien verschafft.«
»Warum sollten sie einen Vorteil brauchen?«
»A-als es noch Regierungen und Parteien gab, hatten die B-banken sehr viel Macht. J-jetzt haben sie nichts mehr, nur ihre P-privilegien.«
Ich dachte nach über das, was er sagte. In jedem Krieg war Information alles. Vielleicht hatte Merv Recht, und hier in Viva braute sich etwas zusammen.
»Und was hast du über Code Noir herausgefunden?«
Er rieb sich die Augen. »Snouts Recherchen h-haben eine Reihe von S-spürern ausgelöst. Sie musste aussteigen. Ich kann dir nicht m-mehr sagen, als dass die S-spürer definitiv von einem der Jinberra-P-portale stammten.«
Ich nickte. Das war keine Überraschung. Nur ein Grund mehr, mit dem weiterzumachen, von dem ich wusste, dass ich es tun musste. »Ich muss da hinein, Merv.«
Er schauderte. »K-kannst du nicht. Nicht s-selber jedenfalls.«
Ich zog mir den mystischen Stern über den Kopf und legte ihn in seine klamme Hand. »Ich habe keine Zeit mehr, Merv. Ich muss es jetzt tun. Ich brauche deine Hilfe. Bitte.«
Bebend küsste er den Talisman, als wäre es die Haut seiner Geliebten. Ehrfürchtig legte er ihn an seine Stelle und seufzte. »D-Du kannst mit mir reiten.«
Seine Augen wurden auf eine Weise wässrig, die mich an Stolowski erinnerte. Nur kam es nicht vom Vertrauen her. Merv hatte Angst.
»Ich mag Jales lieber als Parrish«, fügte er hinzu.
Ich erstarrte kurz und entspannte mich.
Lavish konnte meine wahre Identität nur mit Mervs Hilfe herausgefunden haben. Und Merv kannte sie wahrscheinlich seit meinem ersten Tag im Luxoria.
»Manchmal, Merv«, sagte ich weich, »geht es mir genauso.«
12
Merv verriegelte jeden Zugang zu seinem Raum und klappte an der Seite seines Schlafsessels einen Notsitz aus. Die Sprungfedern ächzten, weil sie so wenig benutzt wurden, doch das schien er nicht zu bemerken. Seine Augen und sein Geist rasten in den Vreal-Raum wie ein Hund, der straßenabwärts jungfräuliches Territorium wittert.
Er reichte mir einen Armreif aus Opalinglas.
»Was ist das?«
»Zieh ihn an«, befahl er mir automatisch.
Ich schob ihn mir über die Hand und betrachtete die spitzen Höcker an der Innenseite. »Was soll das jetzt? Ist das der Transceiver?«
Er antwortete nicht darauf.
»MERV!«
»Ja.« Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. Er wirkte ein wenig verlegen. »Es verbindet dich mit mir.«
Ich starrte auf den Berg aus Kabeln und die Netze der Wetware, von denen es im Raum nur so wimmelte. »Du meinst, das ist alles nur Show?«
»Nein, nicht ganz. Alles funktioniert. Mein Backup, wenn du so willst. Aber es ist immer am besten, wenn Delly nicht so genau weiß, wie ich was mache.«
Ich deutete auf die Wetware-Flecken an seinem Kragen. »Und was ist damit?«
Mervs Verlegenheit wirkte nun geradezu belämmert. Er zog ein kleines Röhrchen mit Farbstofflösung aus der Tasche.
Ich lachte. Selbst mir war Merv vorgekommen, als könnte er kein Wässerchen trüben.
»Mach das Armband an deinem Handgelenk fest. Die Konnektoren pieken ein b-bisschen, aber das vergeht. Deine Sinne interpretieren das Vreal zuerst. Du musst nicht mal die Augen schließen. Du wirst aber als K-kadaver gehen müssen. Es würde zu lange dauern, einen g-genügend raffinierten Avatar zu konfigurieren«, sagte er entschuldigend.
Kadaver wurden im Vreal-Raum weder durch ein Icon noch durch eine Signatur repräsentiert. Sie waren noch schlimmer als die Heimatlosen Geister.
Ohne Icon oder Signatur hatten sie auch keine Rechte. Voyeure im Land des Vreals.
»D-du bist schon mal geritten?«
Ich nickte.
»Dieses Vreal nennt sich
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