Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
ihnen nicht standhalten konnten. Geschöpfe so fremd, dass sie nur einen Eindruck erzeugen. Es gibt keinerlei Bezugsrahmen, um ihr Aussehen wirklich zu begreifen.
»Aber das Gleichgewicht ist gestört worden. Ihr seid nun im Überschuss. Ihr übernehmt uns.«
Das WIR kann dem, was geschehen ist, nicht widerstehen.
»Was, wenn wir versuchen, euch zu vernichten? Dann sterben wir beide, oder? Wir werden alle sterben…«
Doch der Engel hielt inne und begann in den Wänden meines Innersten zu versickern.
Was? Mervs Geist-Stimme war wieder da. Jales, ich meine… Parrish. Bist du… kannst du noch… denken…?
Nicht besser als sonst, brachte ich nach einer Weile hervor. Den Humor empfand ich nicht.
Seine Erleichterung umschloss mich. Und sein Erstaunen. »Du hast überlebt.«
Muss wohl so sein. Ich fühlte mich nicht, als hätte ich überlebt. Ich kam mir eher vor wie ein Rückstand von dem, was ich gewesen war.
Ich habe die Stelle gefunden, an der die Daten gespeichert sind. Doch davor ist noch eine letzte Hürde, denk-sagte er.
Gab es nicht immer noch eine letzte Hürde?
Meine Gedanken schweiften ab. Sie waren noch benebelt wegen des Wesens, das ich eben gesehen hatte, und vom Preis, den die Schmerzen von mir verlangt hatten. Langsam rekonstruierte sich das Vreal ringsum, und meine körperlichen Reaktionen wurden distanzierter.
Merv hatte uns auf einer Klippe über einem Datenmeer mit gekräuselter Oberfläche abgesetzt. Jenseits der Flut pulsierte unerschütterlich das winzige Licht eines Infrarot-Transceivers.
Du willst von Code Noir erfahren, denk-sagte Merv. Du musst dich schon selbst hinüberbemühen.
13
Soll ich weitermachen?, fragte sich der Rest meines Selbst.
Anscheinend gibt es keine andere Wahl, antwortete ich mir.
Also…
Wie gehe ich es an, Merv?
Ich habe beobachtet. Das Impartial wird periodisch synchronisiert, aber ich kann nicht auf der Lichtwelle reisen. Mein Avatar lässt sich im Infrarotbereich nicht decodieren, und das Impartial besitzt einige alte, sehr hässliche Abwehrvorrichtungen. Du aber könntest vielleicht darauf fliegen. Deinesgleichen hätte niemals so tief in den Jinberra- Nexus vordringen dürfen. Dein Code ist so simpel, kaum mehr als ein grundlegender Informationsimpuls. Vielleicht gibt es hier keinen Parameter mehr, der ihn als Eindringling erkennt.
Und wenn doch?
Ich stellte mir sein Schulterzucken vor. Du entscheidest.
Impuls. Das ist alles, dachte mein Rückstand. Woran klammere ich mich fest?
An einem Photon. Ich helfe dir, dich dranzuhängen. Am anderen Ende musst du dich selber wieder ablösen.
Und wie komme ich zurück?
Von Merv nur Schweigen.
Aha. Verstehe.
Mein Rückstand erkannte Ironie. Mein ganzes Leben – ein winziges Pünktchen aus Informationen. Das kam mir nur fair vor.
Warum also herumtrödeln?
Ich bemerkte ein Schimmern der Aktivität, als eine Wand aus Daten sich zusammenfügte und bereitmachte, sich konvertieren und über die Verbindung übertragen zu lassen.
Dann häng mich mal dran, denk-sagte ich.
Wiedersehen…, hörte ich wieder das Wispern.
Auf der Lichtwelle zu reiten, war wie eine Fahrt mit der Achterbahn. Stoß und Anstieg. Stoß und Anstieg. Geschwindigkeit unwichtig und trotzdem alles. Transparent und undurchsichtig zugleich.
Dann.
Kein gar nichts.
Ich decodierte nach kurzer Verzögerung in einem temporären Reservoir, das eine verwässerte Version des 5-Gen-Vreal-Raums nachahmte, in der ich gerade gereist war.
Ich versuchte, mich wieder zu sammeln, eine gewisse Kohärenz herzustellen, doch einzelne Teilchen fehlten anscheinend. Ich wusste, was ich tat, konnte mich aber nicht erinnern, wer ich war.
Nur vom Impuls einer halb vergessenen Absicht getrieben, siebte ich Datentreibsand, bis ich die Gestalt eines Namens fand.
Ich prägte die Information dem infinitesimalen Speicher meines Schattenkadavers auf und bewegte mich auf der Suche nach einer anderen Gestalt weiter.
Ich fand ihn zwischen anderen wiedererkennbaren Umrissen, die ich aber ignorierte.
Als ich aufprägte, begann ein sechseckiger Umriss an den Datenströmen auf und ab zu wirbeln und nach Datenverfälschungen zu suchen.
Ich beendete die Aufprägung und fand einen Brunnen, in dem ich mich versteckte.
Dennoch näherte das Sechseck sich mir vibrierend. Löschen. Löschen. Löschen.
Während mein Schattenkadaver von dem alten Sicherheitssystem nicht entdeckt wurde, nahm es mir die aufgeprägte Information ab und brachte sie
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