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Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Titel: Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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Bras.
    Mal ging um mich herum und blieb an der Tür stehen.
    Wie auf ein Stichwort fuhr ein automatischer Lebenserhaltungsstuhl herein. Der Mann darauf war kahl und übergewichtig. Seine Kopfhaut schälte sich ab und fiel auf ein Handtuch, das seine Schultern bedeckte. Seine Augen waren gelb vom Alter, aber scharf. Hinter ihm kam eine Identikit-Version Mals herein, nur ein bisschen älter und größer.
    »Parrish, ich darf dir Gerwent Ban vorstellen, König von Viva und Umgebung. Erbliches Oberhaupt der Electronic Transaction Polity.«
    Die ETP. Zahnlose Tiger, so hatte mein Stiefvater Kevin sie beschrieben. Die Überreste der alten Bruderschaft der Bankiers. So geheimniskrämerisch wie früher die Freimaurer. Haben Geld ohne Ende, aber keinerlei Macht. Das ist Gerwent Ban?
    Ich fühlte mich betrogen. An ihm war nichts exotisch oder besonders – sah man vom teueren Lebenserhaltungssystem ab, ohne das er nicht mehr gelebt hätte.
    Ich überlegte, ob ich mich aus Respekt unterwürfig zeigen sollte.
    Ach was.
    Gerwent blickte zu Bras auf der Matte. »Ist dir unwohl, Kind?«
    »Nein, Vater.« Sie rollte sich von uns fort, die Augen zur Wand.
    Vater?
    Ungläubig starrte ich den altersschwachen Ban an. Erst vor kurzer Zeit war Bras gewaltsam aus dem Tert entführt und von der Königlichen Familie adoptiert worden, was ich für einen Publicity-Gag gehalten hatte. Was war wirklich geschehen, fragte ich mich nun, dass sie zu diesem halb toten alten Kerl Papi sagte?
    »Ms Plessis. Sie besitzen ein Talent dazu, Aufmerksamkeit zu erregen.« Seine Stimme klang erstaunlich kräftig. Sie wurde wahrscheinlich vom Stuhl moduliert und verstärkt, sagte ich mir. Er sah nicht so aus, als hätte er genug Atem übrig, um zu spucken.
    Ich krümmte einen Finger – das Einzige an mir, das nicht gefesselt war – und sagte das Erste, was mir in den Sinn kam. »Ist es für den König normal, gesetzestreue Bürgerinnen entführen zu lassen?«
    Er lachte – eine Kreuzung zwischen einem Schnaufen und einem Hauch aus dem Ventilator. Der Autosessel brachte ihn näher zu mir, während Mal und ihr Zwilling einen Schritt hinter ihm standen.
    »Normal ist für einen König gar nichts. Und dass Sie eine gesetzestreue Bürgerin waren, ist reichlich lange her, Parrish Plessis.«
    Da konnte ich ihm kaum widersprechen.
    Ich nickte zu den Kameras an der Decke und den beiden schwergewichtigen Leibwächterinnen. »Binden Sie mich los. Wovor haben Sie solche Angst?«
    »Vor genau dem, womit Sie die Menschen so anziehen, würde ich vermuten. Sie sind höchst unberechenbar.«
    Bei dieser sanften Egomassage lachte ich laut auf. Vielleicht war er doch nicht so tot, wie er aussah.
    Auf einen unausgesprochenen Befehl hin trat Mal näher und befreite mich.
    Ich rieb mir Arme und Beine, bis die Zirkulation wieder in Gang kam, machte aber keinerlei Anstalten, mich zu erheben. Ich war fasziniert. König Gerwent Ban wollte etwas von mir, und ich wollte hören, um was es ging. Bei diesem Spiel war mein Würfel auf einer Skala jenseits von allem gehüpft, was ich messen konnte. Wenn ich nicht erfuhr…
    Ich atmete langsam durch. »Bras sagt, Sie arbeiten an einer Revolution. Wie wollen Sie das anstellen?« Ich sah keinen Sinn darin, mit irgendetwas hinter dem Berg zu halten. Offenheit schien hier für jeden die Taktik der Wahl zu sein.
    »Sie sind sich im Klaren darüber, dass unsere Medienkommunikation von Brilliance gesteuert wird, einer künstlichen Schnittintelligenz von angeblich unbegrenzter Kapazität zur Organisation, Auswahl und Bearbeitung von Information.«
    »Ja, davon habe ich gehört.«
    »Ich sagte angeblich. Wir glauben, dass es sich um keine KI im eigentlichen Sinne handelt, sondern dass sie eine biologische Komponente besitzt. Auf eine nicht näher bekannte Weise ist mit dem Bearbeitungsprozessor ein echtes Bewusstsein verflochten.«
    Ich dachte an Mervs Verhalten, als er über Brilliance gesprochen hatte. Er wusste etwas. »Sie meinen, sie hat ein Gehirn?«
    »Das ist unsere Ansicht.«
    Ich klopfte mit den Fingern an das Stuhlbein. »Warum schießen sie ihm dann nicht einfach in den Kopf?«
    Bei diesem Vorschlag machte Ban einen merkwürdigen, erstickten Laut. »Vielleicht würden wir eine derart direkte Vorgehensweise in Erwägung ziehen, wenn wir nur wüssten, wo es ist, dieses Gehirn.«
    »Sie haben keine Ahnung?«
    Er verzog das Gesicht. »Nicht die geringste.«
    »Was planen Sie also?«
    »Wir vermuten, dass das verflochtene System instabil

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