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Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Titel: Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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an der Tür.
    Ich sah sie mir genauer an. Sie hatte kräftige Unterkiefer wie ein Hund und hätte vielleicht mütterlich wirken können; aber dazu musste man einiges ignorieren: den Schockstab in ihrem Gürtel, das Schulterhalfter über den schweren Brüsten und den baumstammähnlichen Umfang ihres Bizeps.
    Ich stellte einige weit hergeholte Überlegungen zur Identität meines Entführers an.
    Doch die Wahrheit, die ich erfuhr, war schlimmer als jede Fantasie.
    »Hallo, Parrish.«
    Ein kleines Mädchen trat leise, fast zaghaft ein. Blass, klein geraten, kurzes Haar, teure Maßkleidung, die maskulin wirkte. Kultivierte Stimme.
    Auffälliger waren ihre riesigen braunen Augen, die nur ganz wenig Weiß zeigten. Und das teure kabellose Implantat an ihrem Ohr, das wie Schmuck aussehen sollte.
    Noch jemand, der mich kannte – aber wer war sie?
    »Tut mir Leid wegen der Fesseln, aber Mal – dein Pilot – meint, du solltest uns erst anhören, bevor wir zustimmen, sie zu entfernen.«
    Wir zustimmen?
    Ich begnügte mich mit einem Mittelding zwischen Grunzen und Schnauben sowie einem dreckigen Blick auf Mal.
    Ihre Kinnhaare zitterten nicht einmal.
    Das kleine Mädchen umkreiste mich und schlug die Arme vor den Leib, als wüsste sie nicht, wo sie beginnen sollte. An der Art, wie sie sie hielt, war etwas Merkwürdiges. Unbeholfen. Als gehörten sie jemand anderem.
    Ein Verdacht suchte sich schlängelnd seinen Weg in meinen Verstand – eine Erinnerung an einen Putzer, der von den Resten lebte, die die Muenos wegwarfen. Ein Kind, das von einem Medien-’Terro gestohlen und am Ende als Publicitymaßnahme von einem Banker-Royal adoptiert worden war. Ich suchte nach weiteren Ähnlichkeiten, fand aber nichts.
    Das kann nicht sein.
    Dieses Mädchen war gebildet und wirkte viel älter. Dennoch, der Name purzelte mir aus dem Mund.
    »Bras?«
    Sie blieb stehen, ohne zu lächeln. »Ja. Bras.« Sie tätschelte die versilberte drahtlose Verbindung. »Depot für beschleunigtes Lernen und ein Resozialisierungsimplantat. Aber sonst: richtig, Bras.«
    Mein Herz schlug ein wenig schneller, sandte eine wirre Art von Wärme in meine Gliedmaßen. »Ich habe mich immer gefragt, was aus d-dir geworden ist.«
    Sie runzelte die Stirn und wies meine Anteilnahme ab. »Von dir wusste ich alles.«
    »Was hast du gewusst?«, versetzte ich. »Und woher wusstest du, wo ich war?« Und was glaubt James Monk wohl, was aus mir geworden ist?
    »Wir haben dich überwacht«, sagte sie nur, als sei das Information genug.
    Wollte denn die ganze verdammte Welt wissen, was ich gerade plante?
    »Verrat mir eines: Warum das andere…?« Sie zögerte, als suche sie nach dem richtigen Wort. Vielleicht hatte sie die gleiche schlechte Sprachinfusion bekommen wie ich. »Aussehen.«
    Ich kräuselte die aufgeplatzte Stelle zwischen meinen Brauen. Das Blut war getrocknet, und die Wunde verheilte schon. Trotz Bras’ ernstem Gehabe grinste ich. »Das musste sein. Mein normales Gesicht war einfach zu beliebt geworden.«
    Eine Weile sann sie darüber nach und nickte schließlich zustimmend.
    Ich hätte eigentlich rasen müssen vor Wut: Die Kleine hatte mich gefesselt. Stattdessen war ich erleichtert. Aus irgendeinem Grund erschien es mir wichtig, ihre Prüfung bestanden zu haben.
    »Setz dich«, befahl sie.
    Mal brachte einen Stuhl und drückte mich mit einem dicken Finger hinein. Das war einmal eine Frau, bei der ich keinen Wert auf einen Wettbewerb im Anndrücken legte. Ich vermutete, dass Mal sich durchaus mit Mama messen konnte.
    Ich sackte auf dem Stuhl zusammen. Mich überfiel eine Erschöpfung, als hätte jemand eine Decke über mich gebreitet und das Licht ausgeschaltet. Durch halb geschlossene Lider sah ich, wie Bras leise Befehle in ihr Mikro sprach. Schon bald begann der Bildschirm eine Reihe von Montagen wiederzugeben.
    Bei ihrem Anblick fuhr ich hellwach hoch; ich saß plötzlich aufrecht, als hätte mich etwas gestochen.
    Wieder der Tert. Nicht nur der Tert… Mo-Vay… Blasen aus Wildtek und Eiter, plasmabedeckte Leichen.
    Die Bilder durchfuhren mich, als wären sie der Dolch der Cabal Coomera. Ich glaube, ich habe sogar gestöhnt. Mo-Vays Anblick vertrieb meine lange eingeübte Kaltblütigkeit vollständig. Mein schuppiger Schönheitsfleck schmerzte.
    Dort hatte ich Roo verloren. Fast hätte ich mich selbst verloren. Mo-Vay war meine Woche in der Hölle gewesen. Eine Vorschau auf das Leben, das ich führen würde, wenn ich nicht einiges in Ordnung brachte. Als

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