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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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anderen. Einsdreiundneunzig,
vielleicht zwei Meter.« Sie sprach leise und verlor sich in den Erinnerungen.
Ihre Augen wurden feucht und blickten wie blind ins Leere. Sie griff sich in
das pechschwarze Haar. »Sie hatte das gleiche schwarze Haar wie ich und trug
Schmuck. Ich glaube, vor allem Silber. An der Hand hatte sie einen dicken Ring,
der aussah wie eine Blume. Damit habe ich oft gespielt. Wir haben damals in Philadelphia
gelebt. Ich dachte immer, das sei der Name des Staates, aber es war eine Stadt.
Philadelphia. Irgendwann möchte ich hingehen und den Ring suchen.« Sie
verdrehte die Augen. »Was rede ich da? Eines Tages.«
    »Meine Mom hat Flugzeuge verkauft«, erklärte Isolde. »Ich weiß
nicht, wie oder an wen, aber ich weiß noch, dass sie mir das erzählt hat. Ich
fand das erstaunlich, und jetzt blicke ich zurück und denke, wir haben heute
nicht mal mehr Flugzeuge. Wir haben keinen Treibstoff und wissen nicht, ob es
überhaupt noch jemanden gibt, der mit den Maschinen fliegen könnte. Aber meine
Mom hat sie verkauft, als wären sie ganz normale Fischbrötchen auf dem Markt.«
    »Ich glaube, ich hatte gar keine Mutter«, sagte Kira. »Ich meine, offensichtlich
hatte ich irgendwann mal eine, aber ich erinnere mich nicht an sie, sondern nur
an meinen Dad. Ich weiß nicht einmal, ob er überhaupt über sie gesprochen hat,
aber eigentlich müsste er es getan haben. Ich glaube, sie haben sich scheiden
lassen, oder sie ist gestorben. Wahrscheinlich geschieden. Wir hatten keine
Bilder von ihr.«
    »Also stell dir etwas Großartiges vor«, meinte Xochi. »Wenn du dich
nicht an deine Mom erinnerst, kann sie alles gewesen sein, was du dir ausmalst – Schauspielerin, Model, Präsidentin einer riesigen Firma … was immer du
willst.«
    »Wenn du die Wahrheit nicht kennst, kannst du die gewaltigste Lüge
leben, die sich ausdenken lässt«, pflichtete Isolde ihr bei.
    »Also gut«, begann Kira. »Sie war Ärztin wie ich – eine glänzende Wissenschaftlerin,
die wegen ihrer Arbeit mit Kindern berühmt war. Sie hat die DNA -Sequenzierung und die Nanochirurgie erfunden.« Kira
lächelte. »Die normale Chirurgie, das Penizillin und das Heilmittel für Krebs
natürlich auch.«
    »Das ist wirklich ein großartiger Traum«, sagte Xochi.
    »Ja«, antwortete Kira. »Ich fürchte, uns sind nur noch großartige
Träume geblieben.«

24
    »Sei heute besonders wachsam!«, warnte Shaylon sie.
    Misstrauisch musterte Kira den jungen Soldaten. Von den Tränen und
der Müdigkeit waren ihre Augen noch immer gerötet. »Mehr als sonst? Was ist
los?«
    »Mister Mkele rechnet mit einem Angriff.« Unwillkürlich packte er
das Gewehr fester. »Die Stimmen verstecken sich in
der Stadt und suchen immer noch nach dem, was sie im Rathaus nicht gefunden
haben. Die letzte Ergänzung des Zukunftsgesetzes hat die Lage offenbar
verschlimmert. Man setzt verstärkt Streifen ein und hat uns aufgetragen, hier
besonders vorsichtig zu sein. Nur für alle Fälle.«
    Kira nickte. »Ich halte die Augen offen.« Sie trat durch die Tür in
den Dekontaminationstunnel und rieb sich mit den Händen über das Gesicht,
während die Druckluft sie umspülte. Ich sollte Shaylon stärker mit einbeziehen,
dachte sie. Finde ich eine Möglichkeit, allein mit ihm zu reden – vielleicht
nach der Schicht –, erfahre ich womöglich etwas über die Pläne der Abwehr.
    Kira atmete tief durch. Als ob ich dafür Zeit hätte, seufzte sie im
Stillen.
    Sie legte die Notizbücher ab und ging vor Samms Liege in die Hocke,
um sein Gesicht und die Arme zu untersuchen – ein Ritual, das ihr inzwischen
fast zur Gewohnheit geworden war.
    »Sie haben dich wieder geschlagen.«
    Samm antwortete natürlich nicht.
    Kira beobachtete ihn einen Moment lang, dann spähte sie nervös in
die Ecken. »Warum tut man dir das an? Es ist unmenschlich.«
    »Ich bin nicht sicher, ob dieser Begriff irgendetwas mit mir zu tun
hat.«
    »Es spielt keine Rolle, ob du ein Mensch bist oder nicht«,
antwortete Kira, während sie durch die Hose hindurch die Schienbeine des
Partials abtastete, um nach weiteren Verletzungen zu suchen. »Sie sind Menschen,
also sollten sie sich auch so verhalten.« Sie krempelte das Hosenbein hoch. »Du
hast hier ein paar neue Schnittwunden, die aber nicht bluten. Das dürfte kein
Problem sein.« Sie zog den Stoff wieder nach unten. »Keine einzige Wunde hat
sich entzündet.« Sie fragte sich, ob sein Körper natürliche Antiseptika oder
Antibiotika produzierte, und nahm sich

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