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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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sich
vorgestellt hatte. Gleich darauf gab das Standbein nach, und sie stürzte. Vor
Schmerzen schrie sie auf, ballte die Hände zu Fäusten und wand sich hilflos am
Boden. In diesem Moment ertönte der Alarm über Shaylons Bett. Er bäumte sich
auf und zuckte, die gebrochenen Knochen knirschten. Sofort waren draußen im
Flur schwere Schritte zu hören. Die Schwestern stürzten herein und schalteten
das Licht an. Kira nahm sich zusammen und richtete sich mühsam auf, bis sie
saß.
    »Herzinfarkt«, sagte eine Schwester.
    »Reanimation«, ordnete ein Arzt an. Sie versuchten verzweifelt,
Shaylons Leben zu retten, während sein Körper versagte und sich aufbäumte, und
achteten nicht auf Kira. Sie gaben ihm Medikamente, setzten den Defibrillator
an, banden ihn, schlugen ihn und taten alles, was ihnen einfiel, während Kira
vom Boden aus blutend und haltlos schluchzend zusah.

26
    »Sie sollten doch das Bett nicht verlassen!«
    Kira zuckte zusammen und stützte sich schwer auf den
Infusionsständer. »Mir geht es gut.« Das stimmte zwar nicht, aber sie hatte
keine Zeit, in der Klinik herumzuliegen. Die Zeit lief: Man würde Samm töten,
das Heilmittel wäre verloren, Arwen würde sterben, die ganze Insel würde in einer
Staubwolke untergehen. Kira hatte einen Plan und wollte sich durch eine kleine
Brandwunde am Bein nicht davon abbringen lassen.
    Die Schwester schüttelte den Kopf. »Sie haben eine Verbrennung
dritten Grades in der Größe eines Tennisballs. Kommen Sie, ich helfe Ihnen ins
Bett.«
    Kira hob eine Hand und schonte das verbrannte Bein, so gut sie
konnte. »Wirklich, mir geht es gut. Die Regenerationsbox hat den größten Teil
der Haut geflickt, und Muskelschäden hatte ich nicht. Lassen Sie mich einfach
laufen!«
    »Sind Sie sicher?«, fragte die Schwester. »Sie sehen so aus, als
hätten Sie starke Schmerzen.«
    »Ich bin sicher.« Kira tat einen weiteren Schritt, wobei sie den
Ständer als Krücke benutzte, und schleppte das verletzte Bein vorsichtig hinter
sich her. Die Schwester beobachtete sie, und sie gab sich Mühe, zu lächeln und
gleichmütig auszusehen. In Wirklichkeit fühlte sie sich schrecklich. Trotz des
Risikos einer Überdosis hatte sie sich selbst eine zweite Behandlung mit der
Regenerationsbox verschafft, und die verbrannten Zellen wuchsen gerade erst
wieder nach. Doch sie musste auf die Beine kommen und den Senat erreichen.
    Sie wusste, dass die Senatoren in der Nähe waren.
Höchstwahrscheinlich tagten sie weiterhin im Rathaus, wie Mkele es
vorgeschlagen hatte, doch die geheimen Sitzungen ihres machthungrigen
Ausschusses fanden im Krankenhaus statt, wo niemand sie sah und Wachen sie
beschützten.
    Sie musste nur herausfinden, in welchem Teil des Krankenhauses sie
sich aufhielten.
    Der Infusionsständer hatte Rollen, die leise quietschten, als sie
den langen weißen Flur entlanghumpelte. Jeder Schritt wurde zur Qual. Keuchend
vor Erschöpfung blieb sie an einem Stationszimmer stehen.
    »Alles klar, Kira?«, fragte Sandy, die Schwester von der
Entbindungsstation.
    »Alles klar. Weißt du, wo Doktor Skousen ist?«
    Sandy schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Er hat darum gebeten,
nicht gestört zu werden.«
    »Sandy, ich weiß, dass er mit den anderen Senatoren eine Sitzung
abhält«, flüsterte Kira. Ihr entging nicht, dass Sandy offenbar genau wusste,
wovon sie redete, und verkniff sich ein Lächeln. »Es hat mit dem Geheimprojekt
zu tun, auf das man mich angesetzt hat. Ich muss daran teilnehmen.«
    Sandy beugte sich vor. »Hör mal, das hast du aber nicht von mir. Sie
sind in dem kleinen Besprechungszimmer im dritten Stock. Tu, was du nicht
lassen kannst.«
    »Danke, Sandy.« Kira humpelte so schnell wie möglich zur Treppe. Der
dritte Stock – zehn Stufen hoch, um eine Ecke, noch einmal zehn Stufen. Das
Ganze zweimal wiederholen. Kira keuchte. Das schaffe ich nie, dachte sie. Sie
erinnerte sich an Shaylons Todeskampf und an Samm. Sie musste die Senatoren
finden, ihr blieb nichts anderes übrig. Entschlossen packte sie das Geländer,
setzte den Infusionsständer auf die erste Stufe und zog sich langsam hinauf.
Der Ständer wackelte auf der Stufe hin und her, doch sie hielt ihn fest. Bei
jedem Schritt tat ihr das Bein weh, und bald darauf waren auch die Arme
erschöpft, die einen großen Teil des Körpergewichts abfangen mussten. Auf dem
ersten Absatz sank sie gegen die Wand und lehnte den Kopf an den Putz, während
sie heftig nach Luft rang. Das Bein schmerzte stärker, als sie es je

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