Partials 1 – Aufbruch
er.
»Verrückt oder nicht, wir müssen es tun, und Sie müssen uns
hinbringen.«
»Dann sind Sie verrückt und dumm«, entgegnete Tovar. »In drei Tagen,
wenn alle meine Kräfte versammelt sind, werden wir den bisher größten Angriff
vortragen. Es ist so, wie Ihr Freund sagte – wenn die ganze Menschheit auf dem
Spiel steht, sind wir bereit, extreme Maßnahmen zu ergreifen. Wir werden die
Regierung stürzen, und wenn wir das tun, wollen Sie bestimmt nicht in der Nähe
sein.«
»Drei Tage?« Kiras Gedanken rasten. »Mehr brauchen wir vielleicht
gar nicht. Wenn Sie uns unbemerkt in die Stadt bringen, ist der Krieg vielleicht
nicht einmal nötig.«
Tovar runzelte die Stirn. »Ich bin kein Meuchelmörder, falls Sie das
gedacht haben.«
»Natürlich nicht.«
»Ich bin aber auch kein Märtyrer. Es wäre höchst gefährlich, Sie
oder sonst jemanden nach East Meadow zu bringen. Wenn ich sterben soll, muss es
dafür einen verdammt guten Grund geben.«
»Einen guten Grund können wir Ihnen bieten.« Kira zückte die
Spritze. »Wir haben eine Therapie für RM .«
Tovar starrte sie mit offenem Mund an, dann lachte er. »Und das soll
ich Ihnen glauben?«
»Sie haben die verrückten schlimmen Nachrichten geglaubt«, gab Xochi
zu bedenken. »Warum nicht auch die verrückten guten Nachrichten?«
»Weil verrückte schlimme Nachrichten den allgemeinen Erwartungen
entsprechen«, erwiderte Tovar. »Die Heilung von RM gehört ins Reich der Zauberfeen und der sprechenden Hunde, die Whisky pinkeln.
Das ist unmöglich.«
»Es ist wahr«, erwiderte Kira. »Wir setzen unser Leben dafür aufs
Spiel.«
»Mal angenommen, es stimmt«, lenkte Tovar ein. »Wie gehen wir weiter
vor? Marschieren wir in die Stadt, halten das Mittel hoch und hoffen, dass die
Zauberfeen alles in Ordnung bringen?«
»Vom Senat habe ich eins gelernt«, erwiderte Kira. »Die Macht kommt
vom Volk, und der einzige Grund, warum sie die Kontrolle ausüben, ist die Tatsache,
dass das Volk sie ihnen überlässt.«
»Und weil sie die Waffen haben«, fügte Marcus hinzu.
»Sie haben keine Waffen«, widersprach Xochi. »Ihnen steht der
Gehorsam von Leuten mit Waffen zur Verfügung.«
»Genau«, stimmte Kira zu. »Wenn wir diese Loyalität verändern,
befreien wir alle Menschen in der Stadt, sogar alle auf der Insel. Wenn wir
ihnen ein lebendes Baby zeigen, dann ist das der klarste Beweis dafür, dass
unsere Methode funktioniert, das Zukunftsgesetz aber nicht. Dann werden sich
die Menschen schneller erheben, als wir den Kopf wenden können. Wir stellen die
Freiheit wieder her und vereinen die Insel, ohne auch nur einen einzigen Schuss
abzufeuern.«
»Mal angenommen, Ihre Therapie wirkt und wir können den Leuten
tatsächlich, wie Sie sagen, ein lebendes Baby vorführen …« Tovars Stimme brach
beinahe, weil ihn starke Gefühle überwältigten. »Sie haben sich schon einmal
mit den Partials eingelassen, Sie haben die Meerenge überquert und sind ihnen
persönlich begegnet. Werden die Menschen nicht annehmen, es sei nur der Trick
eines Partials? Ein Partial-Baby, ein künstlich hergestellter Doppelgänger oder
so etwas?«
»Die Mutter muss aus East Meadow stammen«, erklärte Marcus. »Eine
Frau, die jeder sofort wiedererkennt.« Er blickte Jayden an. »Seine Schwester
steht kurz vor der Niederkunft. Vielleicht ist das Kind sogar schon geboren.«
Kira nickte. »Es reicht nicht aus, irgendeinen Säugling vorzuzeigen.
Wir müssen hinein, Madison schnappen und sie herausholen. Unter der Nase der
Abwehr.«
Tovar musterte Kira. »Ich bekomme langsam den Eindruck, wenn Sie in
der Nähe sind, läuft es niemals ohne Komplikationen ab.«
»Willkommen in meinem Leben!«, erwiderte Kira. »Wie viele Soldaten
haben Sie überhaupt?«
»Zehn.«
Kira zog die Augenbrauen hoch. »Allein im Hinterhof habe ich mehr
als zehn gezählt.«
Tovars Stimme war hart, als er antwortete. »Reden Sie über Soldaten
oder über bewaffnete Zivilisten, die mehr Mut als Ausbildung haben?«
»Hab’s kapiert«, erwiderte Kira.
Tovar beäugte seine Besucher misstrauisch und ließ den Blick von
einem zum anderen wandern, während er nachdachte. »Wir kennen vielleicht – vielleicht – einen Weg, Sie in die Stadt einzuschleusen. Sind Sie sicher, dass Sie das
schaffen?«
Kira lächelte. »Haben Sie’s noch nicht begriffen? Ich bin die meistgesuchte
Verbrecherin auf der Insel. Es wird allmählich Zeit, dass ich meinem Ruf
gerecht werde.«
»Teufel, ja«, stimmte Xochi zu.
Tovar
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