Partials 1 – Aufbruch
Bienenstöcken rütteln, werden die Leute in East Meadow früher oder
später sauer. Damit sind sie schwieriger zu kontrollieren, und das erschwert
dem Senat die Arbeit. Das wäre wiederum eine schöne Gelegenheit für die Stimme , einzufallen und einen Staatsstreich zu
inszenieren.«
»Autsch!«, sagte Marcus.
»Immer mit der Ruhe«, meinte Kira. »Sagtest du gerade, es fällt dem
Senat dann schwerer, uns zu kontrollieren ?«
Isolde schnitt eine Grimasse. »Das meinte ich nicht so – mir fiel im
ersten Augenblick kein anderes Wort ein …«
»Aber es beschreibt die Stimmung, oder?«
Die junge Frau schloss die Augen und dachte nach. Kira hatte ein
schlechtes Gewissen, weil sie Isolde so bedrängt hatte. Das hatte sie nicht
verdient, und trotzdem war Kira wütend. Sie musste es erfahren. »Nun?«
»Ach, nun komm schon, Kira! Du weißt doch, was der Senat tut.«
Isolde senkte erschöpft den Kopf. »Der Senat ist die Regierung, und das ist mit
einem gewissen Maß an Kontrolle verbunden. Er steuert ja nicht unsere Gedanken
oder so, er … er hütet einfach den Frieden und sorgt dafür, dass die Leute ihre
Jobs erledigen. Solche Sachen eben.«
Kira hörte Hufschläge und wandte sich um. Zwei berittene Soldaten
kamen die Straße entlang. Das Haus befand sich am Rand des bewohnten Gebiets,
und deshalb kamen öfter Streifen vorbei, doch dies war eine seltsame Tageszeit.
Kira wurde nervös und fühlte sich zugleich irgendwie beruhigt.
Dann aber hielten die Reiter auf das Haus zu.
»Marcus«, sagte Kira leise. Er hörte, wie besorgt sie war, und
richtete sich auf.
»Was ist?« Neugierig musterte er die Soldaten. »Was wollen die
hier?«
»Keine Ahnung. Kennst du sie?«
»Die Uniformen sind ungewöhnlich«, sagte Isolde. »Zur üblichen
Abwehr gehören sie nicht.«
Marcus betrachtete sie genauer und runzelte beunruhigt die Stirn.
»Wer sonst trägt Uniformen? Die sehen Mkeles Leuten ähnlich.« Er schüttelte den
Kopf und starrte die beiden Soldaten an. Einer war ungefähr in ihrem Alter, der
andere musste um die vierzig sein. »Nein, die kenne ich nicht, und soweit ich
weiß, sind sie auch nicht in East Meadow stationiert.«
»Können wir etwas für Sie tun?«, rief Kira, doch die beiden ritten
an ihr vorbei auf Nandita zu. Die alte Frau unterbrach die Gartenarbeit und
wandte sich zu den beiden um, nachdem sie im Hof angehalten hatten.
»Nandita Merchant?«, fragte der jüngere Soldat.
»Ja«, antwortete sie ruhig. »Keine Beziehung.«
»Was?«
»Miss Merchant«, erklärte der ältere Soldat. Er schüttelte den Kopf
und hielt sein Pferd nach einigen weiteren Schritten in ihre Richtung an. »Wir
haben erfahren, dass Sie häufig außerhalb der Grenzen von East Meadow unterwegs
sind. Trifft das zu?«
»Ist das ein Problem?«, fragte sie.
»Ich behaupte nicht, dass es ein Problem ist«, erwiderte der Soldat.
»Trifft es zu?«
»Sie sammelt Kräuter«, warf Kira ein. Sie stand auf und ging
hinüber. »Sehen Sie den erstaunlichen Garten? Die Pflanzen sammelt sie auf der
ganzen Insel.«
»Ich kann selbst antworten, Kira«, wies Nandita sie zurecht. Kira
presste die Lippen zusammen. Sie war schrecklich nervös.
Der ältere Soldat hielt die Zügel locker und kontrollierte das Pferd
mit den Knien. Auch das Tier war unruhig. Der Mann heftete den Blick auf Nandita.
»Sie sammeln also Kräuter?«
»Ich sammle sie da draußen und züchte sie im Garten und im
Gewächshaus«, erklärte Nandita. »Ich verkaufe sie auf dem Markt. Ich habe die
besten Kräuter weit und breit.«
Der Soldat nickte. »Wohin reisen Sie gewöhnlich auf Ihren
Ausflügen?«
»Das geht Sie nichts an!«, rief Kira. Isoldes Bemerkung hatte
sowieso schon ihren Zorn erregt, und inzwischen war sie in der richtigen Stimmung,
um jemanden anzuschreien. »Sie können doch nicht einfach in den Hof getrampelt
kommen und alle möglichen Fragen stellen. Was passiert, wenn sie in einer
Gegend war, die Ihnen nicht gefällt? Verhaften Sie sie dann?«
»Von einer Verhaftung ist überhaupt nicht die Rede«, erwiderte der
Soldat. »Wir stellen nur Fragen. Beruhige dich!«
»Nur Fragen stellen, ja? Und wenn sie nicht antworten will?«,
fauchte Kira.
»Kira …«, mahnte Nandita.
»Falls du es nicht bemerkt hast«, sagte der Soldat und lenkte sein
Pferd auf Kira zu, »wir haben gerade große Schwierigkeiten. Wir kämpfen auf
Leben und Tod gegen einen verborgenen Feind, der unsere Stadt vernichten will,
und die einzigen Waffen, die wir gegen ihn einzusetzen
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