Partials 1 – Aufbruch
Finger auf die Lippen legte. »Die beste Möglichkeit, eine Überdosis zu vermeiden,
besteht bekanntlich im Wechsel des Wirkstoffs. Die blonde Schwester im
Südflügel kann auch sehr gut Blut abnehmen. Ich könnte zwei von dir und zwei
von ihr nehmen.«
Kira zischte erbost und packte ihn am Kragen. »Das wirst du schön
bleiben lassen.«
»Aus medizinischer Sicht wäre das die ideale Lösung«, fuhr Marcus
fort. »Ich könnte sogar zwei von dir und gleichzeitig zwei von ihr nehmen. Dabei
wird mir vielleicht etwas schwindlig, aber … au!«
»Ich habe hier immer noch den Pikser.« Sie drückte ihm die Nadel
gerade fest genug in die Seite, dass er sie spürte. »Du hast hier einen
Exklusivvertrag, Marcus Valencio. Ist das klar?«
»Ich hab’s kapiert«, keuchte er. »Da wir gerade dabei sind – die
Wirkung meiner Medikamente scheint schon wieder nachzulassen.«
»Heute gibt’s nichts mehr.« Sie stieß ihn auf den Stuhl zurück und
nahm die Reagenzgläser mit den Blutproben an sich. »Es muss endlich einmal
herausgefunden werden, was für ein Mann du eigentlich bist.« Sie brachte das
Blut zu einem Medicomp in der Ecke, schaltete ihn ein und bereitete die
Blutprobe vor, als er hochlief. Marcus folgte ihr und reichte ihr die
Glasplättchen, die Pipetten und die anderen Geräte, sobald sie sie brauchte.
Sie arbeitete gern mit ihm zusammen. So mühelos und wortlos fanden sie auch immer
ihren Arbeitsrhythmus, wenn sie bei einem Bergungseinsatz Medikamente
sortierten.
Sie schob die vorbereitete Probe in die Führung des
Diagnosecomputers und fuhr mit den Fingern auf dem Bildschirm hin und her. Der
Computer untersuchte das Blut und lieferte zunächst die grundlegenden Informationen.
»Typ Null positiv«, sagte Marcus, der ihr über die Schulter blickte.
»Cholesterin und Blutzucker sind in Ordnung. Hm – nur die Hitzestrahlung ist
sehr hoch. Interessant.«
»Ja«, murmelte Kira, die unablässig Eingaben machte. »Aber schau dir
bloß die Arroganzpartikel an!« Marcus wollte protestieren, worauf sie ihn
auslachte und dem Gerät die Anweisung gab, eine gründlichere Untersuchung
durchzuführen. Sie tippte auf Komplette Blutanalyse .
So viele Informationen hatte sie noch nie abgerufen. Offensichtlich war es aber
recht einfach, alle verfügbaren Optionen zugleich auszuwählen. Sie fragte sich,
wie das Leben in der alten Welt gewesen war, als Computer in jedem Lebensbereich
und nicht nur im Krankenhaus benutzt worden waren, wo es genug Energie für
ihren Betrieb gab.
Ein paar Sekunden später zeigte der Computer eine Liste mit
verschiedenen Elektrolyten, Glukosemolekülen und anderen Bestandteilen des
Bluts an. Der Rest der kompletten Analyse, wie etwa die Bestimmung der
Leberwerte anhand des Glukosespiegels, würde länger dauern. Der Computer zeigte
sofort jedes Ergebnis an, sobald er es berechnet hatte. Inzwischen machte Kira
dreidimensionale Aufnahmen der Blutprobe und überprüfte verschiedene Bestandteile
auf Anomalien. Der Computer unterbrach sie mit einem leisen Alarmsignal. In
einer Ecke des Bildschirms war eine glühende blaue Raute aufgetaucht. Sie
runzelte die Stirn und warf Marcus einen fragenden Blick zu, doch der hob nur
die Schultern und schüttelte den Kopf. Sie betrachtete den Bildschirm und
drückte auf das Symbol.
Ein neues Fenster öffnete sich und zeigte einige Grafiken. Das
Programm hatte siebenundzwanzig RM -Viren gefunden.
»Was?«, flüsterte Kira. Die Zahl blinkte, jetzt waren es achtundzwanzig.
Sie tippte auf ein Bild und zog es in eine Ecke des Bildschirms, um eine
dreidimensionale Darstellung des Virus zu öffnen. Es war annähernd kugelförmig
und gelb gefärbt, damit es sich von der Umgebung abhob. Es sah gemein und böse
aus.
Die Zahl stieg weiter an: dreiunddreißig Funde, achtunddreißig,
siebenundvierzig, sechzig.
»Das Virus ist viel zu stark verbreitet.« Kira ging die Bilder fast
so schnell durch, wie sie auftauchten. Natürlich hatte sie in ihrer
medizinischen Ausbildung bereits Abbildungen des Virus gesehen, aber noch nie
so wie hier. Mit so vielen Funden bei einem lebenden Menschen hatte sie nicht
gerechnet. »Das kann doch nicht stimmen.«
»Offensichtlich bin ich aber nicht krank«, erwiderte Marcus.
Kira runzelte die Stirn und betrachtete eins der Bilder genauer. Das
Virus hing drohend wie ein riesiges, unersättliches Raubtier über den anderen
Daten. »Das Programm sagt mir nicht, es sei anormal«, erklärte Kira. »Es sagt
mir nur, das Virus sei vorhanden. Jemand
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