Partials 1 – Aufbruch
dann rief Delarosa sie zusammen, und
sie beugten sich vor und tuschelten miteinander. Kira lauschte angestrengt,
konnte aber nichts verstehen. Ab und zu warf einer dem Partial einen verstohlenen
Blick zu.
»Das war gut«, flüsterte Isolde. »Hoffentlich funktioniert es. Sie
starren dich aber dauernd an, und das macht mich nervös.«
»Moment!«, stieß Kira hervor. »Mich? Ich dachte, sie beäugen den
Partial.«
»Hin und wieder«, räumte Isolde ein, »aber vor allem dich. Ich weiß
nicht, was das zu bedeuten hat.«
Die Senatoren berieten sich noch eine Weile, und nun erkannte Kira
auch, wie oft sie an dem Partial vorbei in ihre Richtung blickten. Sie
schluckte trocken und fragte sich, welche Strafe sie zu erwarten hatte. Nach
einer halben Ewigkeit lehnten sich die Beratenden zurück, und Senator Hobb
erhob sich.
»Der Senat ist zu einer Entscheidung gelangt. Wir sind überzeugt,
dass es notwendig ist, das Objekt zu untersuchen. Die Partials sind immun gegen RM , und wenn wir das Geheimnis dieser Immunität
lüften, stoßen wir vielleicht auf ein Heilmittel. Der Körper dieses Partials
könnte der Schlüssel für unser Überleben sein. Wenn er gefesselt und sediert
ist, scheint außerdem keine große Gefahr von ihm auszugehen.« Er blickte zu
Skousen hinüber, richtete sich auf und sprach laut und deutlich weiter. »Wir
bringen den Partial heimlich und unter Bewachung in eine gesicherte Abteilung
des Krankenhauses, wo er genauestens analysiert und untersucht werden kann.
Nach fünf Tagen werden wir ihn zerlegen und beseitigen. Miss Walker, Sie werden
die Untersuchungen durchführen.« Er blickte Kira an, die viel zu benommen war,
um seine Miene zu deuten. »Sie haben fünf Tage. Nutzen Sie sie gut!«
Kira stotterte, weil sie den Sinn der Worte immer noch nicht richtig
begriffen hatte. »Heißt das, ich bin nicht verhaftet oder … wollen Sie mir den
Leichnam geben? Darf ich die Tests durchführen?«
»Nicht den Leichnam«, sagte Skousen. »Er lässt sich gründlicher
testen, wenn er noch lebt.«
18
»Das ist doch Unsinn«, sagte Xochi. »Meine Mutter hasst
die Partials. Sie hätte das Ding mit bloßen Händen erwürgt, wenn sie auch nur
in die Nähe gelangt wäre. Warum lassen sie es am Leben?«
»Ruhig!«, wies Kira sie zurecht. Sie spähte durch eine kleine Lücke
zwischen den Läden und blickte wieder aus dem Fenster. »Wenn uns jemand hört
oder wenn auch nur jemand erfährt, dass wir dir von der Sache erzählt haben,
müssen wir teuer dafür bezahlen.«
»Wahrscheinlich will Mkele ihn verhören«, vermutete Jayden. Er und
Haru sollten am nächsten Morgen mit der Zwangsarbeit beginnen, doch der Senat
hatte ihnen noch eine Nacht Zeit gegeben, damit sie ihre persönlichen Sachen
holen konnten. Haru war bei Madison daheim, Jayden war zu Nanditas Haus
gekommen. Die alte Frau war gerade unterwegs und sammelte Kräuter. Kira
schauderte, wenn sie daran dachte, was sie ihrer Ziehmutter nach deren Rückkehr
alles erklären musste. Von Leuten, die sie verabscheute, konnte sie Beleidigungen
hinnehmen, aber die Enttäuschung eines geliebten Menschen setzte ihr zu. Es zerriss
sie schon, wenn sie nur darüber nachdachte. Sie verdrängte den Gedanken.
»Möglicherweise vergisst du dabei einen entscheidenden Faktor«,
erklärte Isolde. »Anscheinend sehen die Partials ausgesprochen knackig aus.
Hättet ihr mir das vor dem Ausflug nach Manhattan erzählt, dann wäre ich mitgekommen.«
»Hör auf, Isolde, das ist widerlich!«
»Du hast ihn doch genauso deutlich gesehen wie ich«, beharrte
Isolde. »Das Ding ist ein Adonis. Tu mir einen Gefallen – wenn du die nächsten
fünf Tage mit dieser genetischen Vollkommenheit verbringst, dann nimm dir doch
etwas Zeit für eine genaue körperliche Untersuchung. Nur für mich.«
»Er ist nicht einmal menschlich«, wandte Jayden ein.
»In welcher Hinsicht?«, stichelte Isolde. »Er hat alle nötigen
Körperteile an den richtigen Stellen. Wenn ParaGen dies im Sinn hatte, als man
künstliche Menschen herstellte, dann bin ich umso trauriger, dass die Dinger
durchgedreht sind und uns vernichten wollten.«
»Die Fragen während der Anhörung waren nicht der Rede wert«, sagte
Jayden, der sich entschlossen hatte, nicht auf Isoldes Bemerkungen einzugehen.
»Das war ein zartes Geplänkel. Heute Abend schleppen sie ihn in einen Keller,
foltern ihn und quetschen alles aus ihm heraus, was er herzugeben hat. Eine
Nacht mit Soldaten der Abwehr in einem schalldichten Raum bringt ihn
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