Partials 1 – Aufbruch
Krankenhäuser und Kliniken zu entdecken. Alles, wo man richtiges
Plastikmaterial für die Fenster und Türen finden könnte. Im Moment ist es aber
sicher.«
Sie sperren mich zusammen mit einem Partial ein , dachte Kira. Sie hatte einen Stapel Reagenzgläser, Notizblöcke und andere
Geräte mitgebracht und bemühte sich, nichts fallen zu lassen, während sie
Skousens ausgreifenden Schritten folgte.
Er senkte die Stimme und flüsterte verstohlen, als sie die letzte
Ecke umrundeten. »Wir haben die Nacht damit verbracht, ihn auf Waffen zu
untersuchen, ihn zu säubern und zu wiegen. Also ist alles erledigt, was
erforderlich war, um ihn von den Fesseln zu befreien. Inzwischen ist er wieder
fixiert und gehört Ihnen.«
Sie erreichten die Tür, eine zwei Meter breite Stahlbarriere, die
von zwei voll gerüsteten und behelmten Soldaten bewacht wurde. Einer war
Shaylon Brown, den sie auf dem Weg nach Asharoken kennengelernt hatte. Er
lächelte ihr zu, bevor er sich umwandte und die Tür aufschloss. Kira blickte
Skousen an und hielt die Laborausrüstung fest.
»Muss ich sonst noch etwas wissen?«
»Finden Sie alles nur Erdenkliche heraus«, erwiderte er ernst. »Ich
war dagegen, dass Sie das tun, und ich halte es immer noch für Wahnsinn. Aber
da wir nun einmal einen Partial in der Gewalt haben … es ist eine einmalige
Gelegenheit. Allerdings weiß ich nicht, wie lange die anderen Senatoren
abwarten werden, ob sie nun fünf Tage versprochen haben oder nicht. Schicken
Sie Ihre Berichte direkt an mich, vor allem dann, wenn Sie etwas Gefährliches
entdecken. Eine Panik können wir am allerwenigsten brauchen.«
»Alles klar«, sagte Kira. »Na dann.« Sie wandte sich zur Tür um,
holte tief Luft und schritt an den Soldaten vorbei. »Danke, dass ihr auf mich
aufpasst, Jungs.« Falls ihr mich sucht, ichbin dort
drinnen mit dem Monster eingesperrt, fuhr sie in Gedanken fort.
Der Zugang war eine kurze Röhre aus durchsichtigem, biegsamem
Plastikmaterial. Ein Gitter im Boden summte elektrisch. Vermutlich sollte es
fremde Partikel von ihren Schuhen entfernen. Eigentlich, dachte sie, sollte es
hier auch ein Gebläse … Als sie sich nach Luftdüsen umsah, fegte ihr bereits
ein künstlicher Wirbelsturm ins Gesicht, blies sie sauber und zog Staub, Haare
und andere Fremdkörper in das Gitter im Boden. Sie schaffte es, die Ampullen
und Papiere nicht zu verlieren, und als der Luftzug aufhörte, konnte sie
endlich das Labor selbst betreten.
Der Partial lag mitten im Raum auf einem Operationstisch. Er war mit
breiten Lederriemen gefesselt, und der Tisch war im Boden verschraubt. Er war
bei Bewusstsein, die Augen waren klar und beobachteten sie, als sie den umfunktionierten
Operationssaal betrat. An den Wänden standen Anrichten, Medicomps und andere
Gerätschaften, alles sauber und gut beleuchtet. Isoldes Halbautomatik trug sie
an der Hüfte.
Sie hatte noch nie im Leben so große Angst gehabt.
Einen Moment lang blieb sie schweigend stehen, dann trat sie zu
einer Wand und legte ihre Sachen auf einer Theke ab. Die Reagenzgläser rollten
sofort weg. Sie sammelte alle wieder ein und brachte sie in einem durchlöcherten
Plastikgestell unter. Sie schluckte, starrte den Ständer an und überwand sich
endlich, sich umzudrehen und den Partial zu betrachten. Er war nichts
Besonderes, einfach nur ein Mann – oder fast noch ein Jugendlicher –, der
allein und gefesselt in einem Raum lag. Auf ihn und seinesgleichen war sie nur
wenige Tage zuvor unter weitaus schlimmeren Bedingungen gestoßen. Dennoch
fühlte sich diese Begegnung anders an, sie kam ihr irgendwie unwirklich vor.
Ein Partial in der Wildnis war ein Feind, und sie wusste, wie man mit Feinden
umging. Ein Partial hier in East Meadow im selben Raum wie sie …
Aus den Augenwinkeln bemerkte sie ein Funkeln. Sie wandte sich um
und entdeckte die Linse einer kleinen Kamera, die in der Ecke montiert war. Sie
war offensichtlich neu und wirkte fehl am Platz. Dicke Schrauben hielten sie an
dem Holz eines Schranks fest. Dann entdeckte sie noch fünf weitere: eine in
jeder Ecke sowie zwei, die höher angebracht waren, um den Tisch des Partials
und ihren Arbeitsplatz zu erfassen. Vermutlich war Mkele dafür verantwortlich.
Ihre Nervosität legte sich ein wenig, als ihr bewusst wurde, dass er und seine
Soldaten sie genau beobachteten. Sollte der Partial einen Übergriff versuchen,
würden sie es bemerken und sofort reagieren.
Kira atmete erleichtert aus. Ihr war gar nicht bewusst gewesen,
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