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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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wären sie
eigens eingedrungen, um ein paar Welpen zu misshandeln und ein Kind zu
verschleppen. Viele Leute verlangen, dass wir sofort in den Krieg ziehen.«
    »Warum verlangen sie das?«, fragte Kira. »Die Aktion war doch offensichtlich
darauf angelegt, die Einwohner wütend zu machen. Es scheint fast so, als
wollten sie uns aufs Äußerste reizen. Damit gewinnen sie ganz sicher keine
neuen Unterstützer. Vielleicht legen sie es wirklich auf einen Krieg an.«
    »Möglicherweise wollen sie auch Lösegeld erpressen«, erwiderte
Marcus. »Saladin ist eine wertvolle Beute. Sie haben auch eine Botschaft
hinterlassen.«
    »Eine Botschaft?«
    »Nun ja, genau genommen haben sie sechs Meter Graffiti an die
Zwinger geschrieben. Die Nachricht war klar und entsprach allen anderen: Widerruft das Zukunftsgesetz! «
    Kira schob sich durch den Plastiktunnel. »Guten Morgen!« Sie
sagte es, ohne nachzudenken, und fragte sich selbst warum. Seit wann
betrachtete sie den Partial als Person?
    Er sagte natürlich nichts. Er reagierte überhaupt nicht, und Kira
fragte sich schon, ob er schlief. Sie schlich näher und bewegte sich so leise
wie möglich, doch dann stöhnte und hustete er, wandte den Kopf zur Seite und
spuckte aus.
    »Was hast du …?« Sie erstarrte.
    Der Speichel war rot vor Blut.
    Kira ließ die Akten fallen und stürzte auf ihn zu, um ihm behutsam
den Kopf zu heben. Das Gesicht war schwarz vor Blutergüssen und verkrustetem
Blut.
    »Verdammter Mist, was haben sie dir angetan?«
    Er stöhnte abermals und schlug zögernd die Augen auf. »Blut.«
    »Das sehe ich.« Kira lief zu den Schränken und suchte Handtücher.
»Ich sehe, dass du blutest, aber warum? Was ist passiert?«
    Er schwieg, drehte den Kopf herum, wobei die Halswirbel knackten,
und hob den rechten Arm. Er bewegte sich etwa zehn Zentimeter, ehe die Riemen
die Bewegung blockierten. Auf dem Arm hatte er schmale Schnittwunden, die
hellrot verfärbt waren. »Sie haben mich geschnitten.«
    Kira riss entsetzt den Mund auf. »Wer?« Das Entsetzen wich fast augenblicklich
dem Zorn. »Wer war es? Die Wächter? Ärzte?«
    Er nickte leicht und forschte im Mund mit der Zunge, ob noch alle
Zähne vorhanden waren.
    »Das ist doch lächerlich.« Kira kochte förmlich vor Wut. Sie
trampelte zum Mikroskop, knurrte erbost und stampfte zurück. Was sie sich
überlegt und verworfen hatte, weil es in ihren Augen unmenschlich war, hatte
ein Eindringling getan. Sie schoss einen langen, kalten Blick auf eine Kamera
in der Ecke, auf das starre Auge, das emotionslos den Raum beobachtete. Sie
wollte das Objektiv zerschmettern, doch dann beherrschte sie sich und atmete
tief durch. Wenn sie sich aufregte, erreichte sie überhaupt nichts. Sie dachte,
sie sei hier die Gute, aber … war sie wirklich gut, wenn sie den Partial
verhätschelte? Oder diente sie der Menschheit besser, wenn sie seine Grenzen
testete? Sie trat zum Schreibtisch, setzte sich und starrte ins Leere. Sie
wusste nicht einmal, was sie tun sollte.
    Sie ließ den Kopf hängen, und während sie nach unten blickte,
entdeckte sie den zerknüllten Gummihandschuh im Abfalleimer. Der Atemtest – sie
musste einen Weg finden, den Atem des Partials zu isolieren, um das RM -Virus in der Luft zu suchen. Die Spore. Bisher hatte
sie keine Ahnung, wie sie das bewerkstelligen sollte. Mit den Gummihandschuhen
würde es sicherlich funktionieren, aber nur wenn das Versuchsobjekt
mitarbeitete. Sie blickte den Partial an, der grimmig und stumm auf dem Tisch
lag.
    Dann stand sie auf, zupfte einen frischen Gummihandschuh aus der
Schachtel und trat zum Tisch.
    »Hast du einen Namen?«
    Er beäugte sie wachsam. Unter dem verhaltenen, forschenden Blick
fühlte sie sich, als stellte er unzählige Berechnungen über sie an.
    »Warum willst du das wissen?«
    »Weil ich keine Lust habe, dich immer nur Partial zu nennen.«
    Er betrachtete sie noch einen Moment lang, dann lächelte er zögernd
und ängstlich. »Samm.«
    »Samm«, wiederholte Kira. »Ich muss zugeben, ich hätte etwas
Ungewöhnlicheres erwartet.«
    »Aber mit zwei M.«
    »Warum zwei M?«
    »Weil es auf meinem Rucksack stand«, erwiderte Samm. »Sam M. Ich
wusste nicht, dass M der abgekürzte Nachname war. Ich war erst zwei Tage alt
und noch nie jemandem mit einem Nachnamen begegnet. Also war es für mich
einfach nur Samm. Ich benutzte den Namen in einem Bericht, und damit war es
mein Name.«
    Kira nickte und hockte sich neben ihn. »Samm«, sagte sie, »ich weiß,
du hast keinen Grund,

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