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Partitur des Todes

Partitur des Todes

Titel: Partitur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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war derselbe graue Lieferwagen plötzlich aus einer Seitenstraße gebogen und hatte ihr die Vorfahrt genommen. Sie hatte geschimpft und demAuto nachgesehen, das weitergefahren war bis zur Bundesstraße.
    Sie tratein paar Schritte näher an das Wrack heran, um in das Innere des Laderaums schauen zu können. IhreAugen brauchten eineWeile, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Wände, Decke und Boden waren vollkommen schwarz.Auf dem vorderen Teil der Ladefläche lag ein langes, verkohltes Bündel.An einem Ende des Bündels sah sie einen hellen Fleck.
    Dann erkannte sie, dass es Zähne waren. Sie sah das gebleckte Gebiss eines Menschen. Das Bündel war die halbverbrannte Leiche eines Menschen.
    Augenblicklich begann Jadwiga zu schreien. Sie lief fünfzig, sechzig Meter weit ins Feld und schrie, so lautsie konnte. Mehrmals drehte sie sich um die eigeneAchse und schaute sich hilfesuchend um. Niemand war in der Nähe. Niemand konnte sie hören.
    Als siesich ein wenig beruhigt hatte, öffnete sie mit zitternden Händen ihren Rucksack, um ihr Handy hervorzuholen.Als sie es nicht sofort fand, schüttete sie den Inhalt aus und kniete sich auf den Boden. Das Telefon war nicht da.Ausgerechnet heute hattesie es zu Hause vergessen. Wahllos stopfte sie ihre Schulsachen zurück inden Rucksack.
    Sie rannte wieder hinunter zum Bach, nahm ihr Rad, schob es, so schnell sie konnte, den Pfad hinauf und fuhr weiter in Richtung Ober-Mörlen.
    Als sie im Erdgeschoss eines Hauses eine alte Frau am offenen Fenster stehen sah, hielt sie an. «Dahinten», rief sie, «ein Feuer, ein Toter. Rufen Sie die Polizei!»
    Erschrocken trat die alte Frau einen Schritt zurück, schloss das Fenster und schaute durch die Scheibe auf die Straße, wo Jadwiga resigniert die Arme sinken ließ.
     

Drei
    «Was willst du?», fragte Sabato mit mürrischer Stimme, als Marthaler ihn am Montagmorgen um kurz nach acht anrief.
    «Ich muss mit dir reden. Wo bist du?»
    «Ich schlafe noch. Blöderweise habe ich vergessen, mein Handy auszuschalten…»
    «Was soll das heißen, du schläfst noch? Bist du nicht imWeißen Haus?»
    «Hör zu: Ich habe letzte Nacht bis kurz nach zwei im Labor gehockt und den Müll sortiert, den mir Schillings Leute gebracht haben. Ich komme heute Morgen einfach mal zwei Stunden später. Ich stehe noch nicht zur Verfügung. Gute Nacht!»
    «Carlos, bitte.»
    Marthaler hörte, wie Sabato leise ins Telefon fluchte. «Also, was gibt’s?»
    «Nein. Nicht so. Wir müssen uns treffen.»
    «Dann musst du herkommen», brummte der Kriminaltechniker. «Und wenn du willst, dass ich dir die Tür öffne, dann fährst du gefälligst bei Harry vorbei und bringst eine Tüte Brötchen mit. Und, Robert: Es ist von einer großen Tüte die Rede.» Eine Dreiviertelstunde später stieg Marthaler in Berkersheim von seinem Rad und schob es durch den Vorgarten von Sabatos Haus.
    Als sich auf sein Klingeln niemand rührte, ging er um das Gebäude herum. Carlos Sabato stand auf der Terrasse und deckte den Tisch für zwei Personen.
    «Ist Elena nicht da?», fragte Marthaler und hob die Tüte mit den Brötchen in die Höhe.
    «Dein Glück», erwiderte der Kriminaltechniker. «Ich glaube, sie hätte dir den Kopf gewaschen wegen Tereza. Hast du inzwischen mit ihr gesprochen?»
    Marthaler winkte ab: «Habe ich. Sie ist aus Prag zurück. Ja, wir bekommen ein Baby. Ja, ich habe ein wenig Angst vor dem, was kommt. Ja, ich bin auch glücklich. Ja, es kommt alles in Ordnung, irgendwie.»
    Sabatoöffnete beideArme und grinste Marthaler an: «Dann komm und lass dich herzen, irgendwie. Ich weiß nicht genau, ob man zu einer Schwangerschaft schon gratulieren darf…Auf jeden Fall freu ich mich für euch.»
    Marthaler wusste, dass Sabato und seine Frau selbst gerne Kinder gehabt hätten.«Leider geht es nicht», hatte Carlos vor langer Zeit einmal zu ihm gesagt. Vor ein paar Jahren hatten sie dann Manon bei sich aufgenommen, eine junge Frau, die nach einem schlimmen Verbrechen schwer traumatisiert war. Wenige Monate später war Manon aber bereits wieder verschwunden gewesen und hatte sich seitdem nur noch bei den Sabatos gemeldet, wenn sie Geldbrauchte oder in anderen Schwierigkeiten steckte. Carlos hatte schon mehrmals gezeigt, dass er nur ungern auf dieses Thema angesprochen wurde.
    Als sich Marthaler aus Sabatos Umarmung befreit hatte, setzte er sich auf einen der Holzstühle an den Tisch. Carlos hatte bereits Kaffee gekocht und eine Pfanne mit Rührei und Schinken

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