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Partitur des Todes

Partitur des Todes

Titel: Partitur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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stählerne Feder durchstieß ihren Handrücken. Sie spürte, wie die Haut platzte und eine Sehne durchtrennt wurde. Dann verlor sie das Bewusstsein.
     

Fünf
    «Hast du Sabato schon gesehen?», fragte Marthaler seine Sekretärin, die ihm auf dem Flur des Weißen Hauses begegnete.
    «Er ist gerade gekommen», sagte sie. «Er war kurz hier, hat guten Morgen gesagt,dann ist er wieder verschwunden. Ich nehme an, er hockt bereits in seinemVerlies. Jedenfalls will er, dass du dich gleich bei ihm meldest, wenn es etwas Neues gibt.»
    «Gut, danke!», sagte Marthaler und wandte sich bereits wieder zum Gehen.
    «Und wie ich gehört habe, gibt es etwas Neues.»
    Er drehte sich noch einmal um und sah in Elviras grinsendes Gesicht.
    «Was meinst du? Ach so, du hast…»
    «Dass ich allerdings die Letzte bin, die es erfährt, Robert… ich weiß nicht, ob ich dir das verzeihe.Aber es ist wahr, oder?»
    «Ja», sagte Marthaler, «wir kriegen ein Kind.Aber eigentlich hatte ich befürchtet, dass ich der Letzte bin, dem man es sagt. Bei Gelegenheit stoßen wir drauf an, aber jetzt muss ich runter, entschuldige, Elvira…»
    Er ließ seine Sekretärin stehen, ging zurück ins Treppenhaus und stieg hinab in Sabatos Reich. Ohne anzuklopfen, öffnete er die Tür zum Labor. Der Kriminaltechniker war gerade dabei, eine größereAnzahl mit Beweismitteltütchen in verschiedenfarbige Plastikbehälter zu sortieren.Als er Marthalerhereinkommen sah, hielt er mitten in der Bewegung inne und schaute ihn erwartungsvoll an: «Und?»
    Marthaler ließ ihn einen Moment schmoren. Dann öffnete er sein Jackett, zog das Hemd aus der Hose und knöpfte es auf.
    «Robert, was machst du? Nicht hier, bitte! Und nicht im Dienst!»
    Grinsend zog Marthaler den dicken braunen Umschlag hervor und hielt ihn Sabato hin.
    Der Naturwissenschaftler schlug die Hände vors Gesicht. «Das ist nicht dein Ernst», sagte er. «Du fasst nicht hochbrisantes Spurenmaterial mit bloßen Händen an und transportierst es dann auch noch direkt auf deiner nackten Haut. Ich frage mich wirklich, wo du deinen Beruf erlernt hast.»
    «Mach halblang, Carlos. Und gib mir jetzt keine Nachhilfe in Kriminaltechnik und Spurenkunde.Anders ging es diesmal nicht. Duwirst damit zurechtkommen müssen.»
    Sabato schob mit einer einzigen Handbewegung alle Tütchen mit Beweismitteln von seinem Labortisch und machte Platz für den Umschlag. Er zog ein Paar dünne Latexhandschuhe über und wartete, dass Marthaler das Fundstück vor ihn auf den Tisch legte.
    «Wir machen gleich ein Protokoll», sagte Sabato. «Da drüben liegt ein Formularblock. Ich inspiziere, du schreibst.Also… bist du so weit?»
    Marthaler hatte sich ein Schreibbrett und einen Stift genommen und rollte mit seinem Stuhl direkt neben den Labortisch. Dann begann er zu notieren, was Sabato ihm diktierte.
    «Briefumschlag, dunkelbraun gefärbtes, grobfaseriges, sehr dickes Papier, deutlich größer als DIN-C4, nämlich…» Der Kriminaltechniker hielt ein langes Lineal an den Umschlag und gab nun die Maße durch: «289Millimeter breit und… Moment… 376Millimeter hoch. Offensichtlich ein handgefertigtes Unikat, möglicherweise ausAbfallpapier hergestellt. Chemische Analyse folgt.Aufschrift auf der Vorderseite, handschriftlich mit Tinte: ‹Georg Hofmann›.Aufschrift auf der Rückseite, dieselbe Handschrift, dieselbe Tinte: ‹Arthur Hofmann,Auschwitz›.Analyse der Tinte folgt.»
    Sabatodrehte den Umschlag so, dass die Öffnung zu ihm zeigte.
    «Der Umschlag wurde an einer der Breitseiten mit einem scharfen Messer geöffnet. Die Faserstruktur an den Schnittkanten lässt vermuten, dass diese Öffnung erst kürzlich stattgefunden hat.»
    Sabato drehte sich kurz zu Marthaler um und sah ihn erwartungsvoll an.
    «Na los, Carlos, jetzt mach schon. Wir wollen wissen, was drin ist.»
    Um den Umschlag nicht weiter zu beschädigen, hielt Sabato die Schnittkanten mit Zeigefinger und Daumen seiner linken Hand auseinander. Mit der Rechten griff er vorsichtig ins Innere und zog ein rechteckiges Päckchen hervor. Dann begann er wieder zu diktieren.
    «Inhalt: Ein in Wachspapier eingeschlagenes Bündel. Maße und Analyse des Wachspapiers folgen später.Bei dem Bündel handelt es sich um einen Stapel hellen, aber nicht weißen Papiers, deutlich über DIN-A4groß, nämlich 224 mal 305Millimeter. AufderVorderseite von Blatt 1 handschriftlich die Worte: Das Geheimnis einer Sommernacht und darunter: ‹Eine Operette von Jakob Offenbach›. Die

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