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Partitur des Todes

Partitur des Todes

Titel: Partitur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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Q, sondern mitK.Aber ich denke, wir sollten das gelten lassen. Was meint die Jury?»
    Die anderen stimmten zu. Und Marthaler merkte, dass auch er sich inzwischen so weit auf die Sache eingelassen hatte, dass er beifällig nickte.
    «Dann ein Wort zu unseren Neulingen», sagte Charlotte von Wangenheim und lächelte den beiden jungen Männern aufmunternd zu. «Die beiden kommen aus Wolfhagen am Habichtswald und sollen für einige Zeit ein wenig Metropolenluft schnuppern. Und da der Herr Hauptkommissar ja ebenfalls seine Wurzeln im schönen Nordenunseres Landes hat, dachte ich mir, ihr alle hier könntet die zwei ein wenig unter eure Fittiche nehmen.»
    Marthaler hasste es, wenn man sich in dieAngelegenheiten seinerAbteilung einmischte. Dennoch protestierte er nicht. Tatsächlich hatte er in letzter Zeit oft Sehnsucht nach seiner alten Heimat. Und obwohler wusste, wie schwierig es war, in einem Team wie dem ihren die persönlichen Zu- und Abneigungen auszubalancieren, überwog sofort seine Neugier auf die beiden jungen Kollegen.
    «Fein», sagte Charlotte von Wangenheim, «dann sollen sich unsere Novizen doch gleich mal vorstellen: Kollege Delius!»
    «Ich heiße Kurt Delius, bin achtundzwanzig Jahre alt, Kriminalkommissar. Vielleicht sage ich noch mein Hobby?»
    «Bitte!»
    «Ich spiele gerne Tennis.»
    «Kollege Delius untertreibt. Wie man mir erzählt hat, ist er ein hervorragender Tennisspieler. Man darf ihn mit Fug und Recht einen Crack nennen. Sagen Sie uns, welchen Spitznamen man Ihnen gegeben hat.»
    «Man nennt mich Center-Kurt.»
    «Center-Kurt. Danke schön. Kollegin Elvira, Sie buchstabieren.»
    Kaum hatte Delius erfahren, dass er den Buchstaben K zu bedienen hatte, kam auch schon sein Satz: «Kollege Kurt kann nicht nurTennis spielen, Kollege Kurt kann auch Karate.»
    Von allen Seiten hörte man Gelächter.
    «Bitte!» Wieder klatschte Charlotte von Wangenheim in die Hände. «Ruhe bitte! Wir wollen doch bald fertig werden.Also dann: Kollege Becker…»
    «Mein Name ist Horst Becker. Wie der Kurt bin ich auch achtundzwanzig Jahre und ebenfalls Kriminalkommissar.Aber wir sind keine Zwillinge. Ich bin verheiratet. In meiner Freizeit baue ich Modellflugzeuge. Deshalb nennt man mich auch Flieger-Horst.»
    Kaum hatte Delius angefangen zu buchstabieren, schon sagte sein Freund stopp.
    «Ich bin nur bis B gekommen. Du musst einen Satz mit drei Bs sagen.»
    «Gut, also… Bäcker backen Brötchen.Also ich meine jetzt Bäcker mit ä.»
    «Ja, das haben Sie schön gesagt. Jetzt also ich. Damit wir irgendwann mal nach Hause kommen! Mein Name ist Charlotte von Wangenheim.Auf das ‹von› pfeife ich. Ihr könnt mich Charlotte nennen oder einfach Lotte. Ich bin Kriminalrätin, Jahrgang 73, unverheiratet. Und das Buchstabieren übernimmt jetzt unser Rosenkavalier.»
    Wieder wurde rundum gekichert. Nur weil alle ihn anschauten, merkte Marthaler, dass er gemeint war. Er kam bis zum Buchstaben F.
    «Einen Moment», sagte Charlotte. «Also gut: F.Dann möchte ich sagen: Nun forsch, frischauf zum fröhlichen Verbrecherfangen! Verbrecher natürlich mit Vogel-F!» Marthaler setzte sich auf den Beifahrersitz und schloss die Wagentür. Sven Liebmann, der vor kurzem nach Neu-Isenburg gezogen war, wo er sich eine kleine Eigentumswohnung gekauft hatte, hatte angeboten, ihn mit nach Hause zu nehmen.
    «Was war jetzt das?», fragte Liebmann, kaum, dass er den Schlüssel im Zündschloss gedreht hatte.
    «Was meinst du?», erwiderte Marthaler.
    «Die Vorstellung, die man uns da gerade geboten hat. Seltsame Nummer, oder?»
    Marthaler hatte Charlotte von Wangenheim vor diesemAbend erst zweimal getroffen. Einmal während einer Sitzung im Landeskriminalamt, das andere Mal vor wenigen Wochen, als der Polizeipräsident ihn in sein Büro gerufen und sie als die künftige Chefin der Mordkommission vorgestellt hatte. Er wusste, dass sie als Überfliegerin galt. Es hieß, sie habe dieAusbildung als Beste ihres Jahrgangs abgeschlossen. Obwohl sie noch jung war, hatte sie rasch Karriere gemacht. Mit wem man auch sprach, überall wurde sie gelobt.Allein das hatte Marthalers Vorbehalte geweckt. Wer keine Gegner hat, hat seine Freunde nicht verdient, hatte er gedacht. Jetzt war er froh, dass er sein Misstrauen für sich behalten hatte.
    «Jedenfalls ist sie anders, als ich sie mir vorgestellt habe», sagte er.
    Sven Liebmann stimmte ihm zu. «Ja, nicht wahr. Das geht mir genauso. Sie ist weniger sachlich, als ich dachte. Weniger bürokratisch als die

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