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Partitur des Todes

Partitur des Todes

Titel: Partitur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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lange hatte es gedauert, bis sie sich in seiner Wohnung nicht mehr wie ein Gast bewegte. Und auch er selbst hatte anfangs Mühe gehabt, sich daran zu gewöhnen, nicht mehr derAlleinherrscher über seinApartment zu sein. Inzwischen war ihm allerdings Terezas Gegenwart so vertraut, dass er sofort unruhig wurde, wenn sie einmal nicht zur üblichen Zeit nach Hause kam.
    Er legte sich ins Bett, merkte aber, dass er nicht schlafen konnte. Er stand noch einmal auf, ging in den Flur und überprüfte den Anrufbeantworter. Es waren keine neuen Nachrichten gespeichert. Er wählte Terezas Nummer, aber es meldete sich niemand.
    Schließlich nahm er zwei Schlaftabletten und legte sich wieder hin.
     

Fünf
    Als es an der Tür klingelte, war Marthaler sofort wach. Im Zimmer war es noch dunkel. Er streckte die rechte Hand aus und atmete durch. Tereza lag neben ihm. Irgendwann in der Nacht war sie nach Hause gekommen,ohne dass er es bemerkthatte. Unter der Decke spürte er ihre warme Schulter. Sie hatte ihm den Rücken zugedreht und schlief. Er hörte sie leise atmen.
    Er ging ans Wohnzimmerfensterund schob die Gardine zur Seite.Auf dem Bürgersteig stand Sven Liebmann in der Dämmerung und winkte ihm zu. Mehr warnicht nötig. Marthaler wusste, dass etwas passiert war und dass er sich beeilen musste. Er hob seine rechte Hand und spreizte die Finger zum Zeichen, dass er fünf Minuten brauche.
    Dann ging er zurück ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Tereza drehte sich verschlafen zu ihm um. Dann öffnete sie dieAugen. «Robert, lass uns reden, ja.»
    «Schlaf weiter», sagte er leise, «es ist noch früh. Ich habe einen Einsatz.»
    Er griffin die Schublade, um seine Dienstwaffe herauszunehmen. Er stutzte. Dann begann er zu fluchen.
    «Verdammt nochmal, diese kleine Mistkröte.»
    Tereza setzte sich auf.
    «Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken.»
    «Was ist passiert?», fragte sie.
    «Dieser kleine Mistkerl war hier,Benni, der Junge aus dem ersten Stock. Er wollte,dass ich ihm Spaghetti koche. Er hat meineMünze geklaut, das alte Zehn-Mark-Stück, das mir mein Vater geschenkt hat. Wie ich solche kleinen Blagen hasse…»
    Marthaler ging ins Badezimmer. Er drückte sich einen Strang Zahncreme auf den Zeigefinger, lutschte ihn ab und spülte sich den Mund aus.Als er schon an der Wohnungstür war, stand Tereza hinter ihm.
    «Wann kommst du wieder?», fragte sie, ohne ihn anzusehen.
    «Ich weiß nicht», sagte er und strich ihr übers Haar.
    Jetzt merkte er, dass sie weinte.
    «Was ist mit dir…?»
    Tereza schaute stumm zu Boden und schüttelte den Kopf.
    «Entschuldige, aber ich muss los. Wir reden, wenn ich zurück bin, ja? Geh wieder schlafen!»
    «Was ist passiert?», fragte Marthaler, als er sich in Liebmanns Wagen setzte.
    «Ich weiß nicht. Es wurde ein Leichenfund gemeldet. Ich habe Rufbereitschaft. Es ist von mehreren Toten die Rede. Ich dachte, es ist besser, wenn du gleich mitkommst.»
    «Wo?»
    «Am Main. Wir sind in fünf Minuten da. In der Zentrale haben sie etwas von einem Boot gesagt. Ein Boot an der Untermainbrücke.»
    Die Stadt war noch leer. Sie umrundeten den Kreisel am Schweizer Platz und fuhren weiter Richtung Fluss.
    «Sind die Weißen schon benachrichtigt?»
    «Nein. Ich dachte, das überlasse ich dir.»
    «Gut», sagte Marthaler. «Das machen wir, wenn wir wissen, was los ist.»
    Liebmann wusste, dass Marthaler gerne als Erster am Tatort war, dass er sich gerne ein Bild machte, bevor der Schauplatz für Stunden von der Spurensicherung blockiert wurde.
    Dann sahen sie die flackernden Lichter der Rettungswagen. Die Kollegen der Schutzpolizei hatten bereits die Straße gesperrt.
    Sie hielten einfach am Rand der Fahrbahn und stiegen aus.Als einer der Uniformierten protestierend auf sie zukam, zeigte Liebmann seinenAusweis und übergab ihm seine Autoschlüssel.
    «Wo müssen wir hin?»
    «Da runter.» Der Schutzpolizist zeigte auf die Steintreppe, die hinunter zum Mainufer führte.
    «Verdammt», fluchte Marthaler, «hier geht es ja zu wie auf dem Jahrmarkt.»
    Drei Notarztwagen standen dicht beieinander auf dem asphaltierten Weg. Überall liefen Rettungssanitäter herum.Auf der Brücke staute sich der Verkehr, und am Geländer hatten sich bereits zahlreiche Schaulustige eingefunden.
    «Bitte,Sven», sagte Marthaler, «sorg dafür, dass die Brücke geräumt wird. Ich will, dass die Leute dort oben verschwinden. Und halt uns die Presse vom Leib. Keine Fotoapparate, keine Filmkameras. In spätestens einer

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