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Partitur des Todes

Partitur des Todes

Titel: Partitur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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Teig befreit und ihrem Mann Bescheid gesagt hatte. Dann wurden sie in eines der Zimmer gebeten.
    Hotschi saß auf einem Stuhl amFenster und schaukelte ein schlafendes Baby aufdem Schoß. Er war ein schlanker, kleiner Mann mit einem freundlichen Gesicht und schmalen Händen. Er begrüßte die beiden Gäste in fast akzentfreiem Deutsch und lud sie im selbenAtemzug ein, gemeinsam mit der Familie zu essen.
    Marthaler merkte, dass er Zinglers Hilfe nicht brauchte.Als dieser ansetzte, etwaszu sagen, brachte er ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen: «Sie können gehen, Herr Zingler, ich komme hier alleine zurecht. Sollte ich Sie nochmal brauchen, weiß ich ja, wo Sie zu finden sind.»
    Marthaler wartete, bis der Taxifahrer die Wohnung verlassen hatte. Dann wandte er sich an den Vietnamesen, der ihn erwartungsvoll anschaute. «Ich bin Kriminalpolizist, aber Sie brauchen keineAngst zu haben. IhreAufenthaltsgenehmigung interessiert mich nicht. Ich brauche nur ein paar Informationen von Ihnen.»
    Hotschis Gesicht wurde ernst. Mit dem Handrücken fuhrer dem Baby über die Wange.
    «Ich weiß, dass Sie einen Unfallhatten.Aber die Sache ist bereits erledigt. Es geht um die Frau, die Sie an diesemAbend gefahren haben. Ich wüsste gerne, ob Sie mit ihr gesprochen haben. Was können Sie mir über sie sagen? Wo ist sie eingestiegen?»
    Hotschi überlegte eine Weile. «Ist die Frau ermordet worden?», fragte er schließlich.
    «Das wissen wir nicht», sagte Marthaler. «Jedenfalls ist sie verschwunden. Und wir müssen sie dringend finden. Das heißt, wenn es sich bei Ihrem Fahrgast überhaupt um die Person handelt, die wir suchen.»
    «Sie ist Französin», sagte Hotschi. «Ich habe mit ihr französisch gesprochen.»
    Marthaler atmete durch. Das war es, was er gehofft hatte. Endlich ließ seine Anspannung ein wenig nach.
    «Gut», sagte er. «Dann ist sie es.»
    «Sie kam direkt aus Paris. Sie istam Bahnhof bei mir in den Wagen gestiegen.»
    «Was haben Sie mit ihr geredet?»
    «Nichtviel, die Fahrt war nicht lang. Sie hat mir erzählt, dass sie nach Frankfurt gekommen ist, um irgendetwas zu verkaufen.Sie sprach von Noten. Ich habees nicht richtig begriffen. Siesagte immer wieder das Wort Offenbach. Ich dachte, ich soll sie dort hinbringen. Dass wir dort noch hinfahren.Aber sie wollte nur zum Schaumainkai.»
    «Und Sie sind direkt vom Hauptbahnhof nach Sachsenhausen gefahren?»
    «Nein.Zuerst haben wir an ihrem Hotel Halt gemacht. Sie hatte ein Zimmer imNizza, in der Elbestraße. Ein schönes, freundliches Hotel in einem hässlichen, schmutzigen Viertel.»
    Marthaler nickte. «Ich kenne das Nizza. Erzählen Sie weiter!»
    Hotschi schaute Marthaler an. «Sonst gibt es nichts. Sie hat ihre Tasche ins Hotel gebracht. Dann sind wir weitergefahren nach Sachsenhausen. Sie ist ausgestiegen, hat die Straße überquert und ist die Treppe zum Main hinuntergestiegen. Ich habe ihr nachgeschaut. Sie ist eine schöne Frau. Dann habe ich das Rücklicht kaputt gefahren.»
    «Denken Sie bitte nochmal nach! Jede Einzelheit ist wichtig für uns. Hat die Frau sonst noch irgendetwas gesagt? Hat sie vielleicht erwähnt, mit wem sie sich in Frankfurt treffen wollte?»
    «Nein.»
    «Oder wie lange sie bleiben wollte?»
    «Nein.»
    «Hat sie gesagt, was sie von Beruf ist?»
    «Nein.»
    Marthaler sah ein, dass er nichtweiterkam mit seinen Fragen. Wahrscheinlich wusste der Vietnamese wirklich nicht mehr.
    «Jetzt müssen Sie mir Ihre Karte geben», sagte Hotschi.
    Marthaler schaute ihn fragend an.
    «Wie in den Filmen», sagte der Vietnamese. «Damit ich Sie anrufen kann, falls ich etwas vergessen haben sollte.»
    Marthaler lachte. Dann kramte er eine der Visitenkarten aus der Innentasche seines Jacketts. «Hier», sagte er. «Und tun Sie es bitte wirklich, sagen Sie Bescheid, wenn Ihnen noch etwas einfällt. Und wenn Sie mir jetzt noch ein Taxi rufen würden…»
    «Ich kann Sie mit in die Stadt nehmen», sagte Hotschi. «Aber nur, wenn Sie vorher mit uns essen. Es gibt gebratenes Hähnchenfilet mit Gemüse und Knoblauch in Kokoscreme. Wir nennen es ‹Der badende Buddha›.»
    Marthaler überlegte. Dann nahm er die Einladung an. «Wenn es nicht allzu spät wird… Warum eigentlich nicht? Ja, ich esse gernemit Ihnen. Vielen Dank.»
    Hotschi hielt ihm das schlafende Baby hin. «Wenn Sie den Kleinen halten, kann ich schon anfangen, den Tisch zu decken.»
    Bevor er etwas erwidern konnte, hatte Hotschi ihm den Jungen in den Arm gelegt.Ein wenig unsicher wiegte

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