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Partitur des Todes

Partitur des Todes

Titel: Partitur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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ich dachte nur, dass ich sie heute schon mal gesehen habe, aber es war ein Irrtum. Sagen Sie, was Sie zu sagen haben.»
    «Ja, mir fällt etwas dazu ein. Es gibt einen Mann, mit demsich Morlang getroffen hat. Es ging um diese Noten. Wenn ich es richtig verstanden habe, arbeitet der Typ für einen Musikverlag. Und Achim sollte den Strohmann spielen.»
    «Das verstehe ich nicht», sagte Marthaler. «Den Strohmann für wen?»
    «KeineAhnung, das hab ich auch nich kapiert. SelbstAchim hat’s mir nicht erklären können.Aber er war sich seiner Sache so sicher wie schon lang nich mehr. Er hat gemeint, wir hätten ausgesorgt, wenn der Deal klappt.»
    «Und das alles haben Sie gewusst, als wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben! Und haben es mir nicht gesagt.»
    Sie zuckte mit den Schultern und schwieg. In ihren Augen blitzte leiser Spott.
    «Ja, schon gut», sagte Marthaler. «Unser erstes Gespräch ist nicht gerade optimal verlaufen.Aber Sie wissen, wie dieser Mann heißt und wo ich ihn finde.»
    Barbara Pavelic zögerte. Ihre Lider flatterten. «Er nennt sich Werner. Ob das sein richtiger Name is, weiß ich nich.»
    «Das heißt, Sie kennen ihn persönlich? Sie sind ihm bereits begegnet?»
    «Achim hat sich diese Woche ein paar Mal mit ihm getroffen. Ich hatte den Eindruck, dass die beiden sich von früher kennen. Das erste Mal hab ich ihn am Mittwoch gesehen, hier imHaferk asten. Dann war der Typ bei uns in Petterweil. Zweimal. Einmal spät amAbend und am nächsten Vormittag gleich wieder. Das war der Tag, als die Sache auf dem Boot passiert ist.»
    «Also am Donnerstag.»
    Barbara Pavelic schaute Marthaler an. «Stimmt, das war erst am Donnerstag. Mir kommt’s vor wie ’ne Ewigkeit.Achim war schon nach dem ersten Treffen vollkommen aufgekratzt.Als ich nach Hause kam, war er immer noch wach. Wir lagen im Bett, und er quatschte dauernd auf mich ein.Als ob er was genommen hätte. Er meinte, jetzt fängt das süße Leben an.»
    «Wo wohnt der Mann? Wie kann ich diesen Werner erreichen?», fragte Marthaler.
    «Wenn Sie Glück haben, kommt er in spätestens zehn Minuten hier hereinspaziert. Er weiß, dass ich dann meinen nächsten Auftritt habe.»
    Marthaler schaute sie fragend an.
    «Der Typ stellt mir nach. Schon als er bei uns war, hat er mir ständig Augen gemacht und versucht, mich zu betatschen. ‹Ah, Sie sind Tänzerin, Striptease, wie interessant, ein faszinierendes Milieu›, so einen Scheiß hat er gequatscht. Er muss den ganzen Tag in Schlips und Kragen rumlaufen, hat er gesagt, und dass er abends was Verruchtes braucht. Hat mir Komplimente gemacht über meine Beine, mein beeindruckendes Dekolleté… Ein unglaublicher Schwätzer.Außerdem hat er nach Pfefferminz gerochen.»
    «Aber wieso hat Morlang nicht eingegriffen, wenn er doch dabei war, als der Mann versucht hat, Sie anzubaggern?», fragte Marthaler.
    Barbara Pavelic schaute ihn ungläubig an. Dann begann sie schallend zu lachen. «Na, Sie sind ja süß. Weiler meinen Job kannte. Weil er’s gewohnt war, dass die Männer um mich herumscharwenzelten. Er hat gewusst, dass er nicht zimperlich sein darf.»
    «Und warum glauben Sie, dass dieser Werner gleich in den Haferk asten kommen wird?»
    «Weil er auch die letzten Abende hier war. Schon an demAbend, als sichAchim mit der Französin getroffen hat, kam er rein, hat sich direkt vor die Bühne gepflanzt und mich angeglotzt.Als ich meinen Tanga ausgezogen hab, hat er mir eine Baccara-Rose mit seiner Visitenkarte auf den Bühnenrand gelegt. Und ich wette, dass er das auch heute wieder macht. Ich hab die Sachen gleich entsorgt.»
    «Sollte er wirklich wieder kommen, tun Sie das heute Abend bitte nicht!»
    Die Bühne war jetzt leer. Barbara Pavelic war aufgestanden. «Ich muss los. Oder… sonst noch was?»
    «Nein», sagte Marthaler. «Oderdoch, eins noch:Als ich bei Ihnen war, haben Sie mir von all dem nichts erzählt. Warum jetzt?»
    «Weil der Typ mir auf die Nerven geht. Weil’s nicht schlecht wär, wenn Sie ihm was anhängen können. Und weil ich Pfefferminz nicht ausstehen kann.» Barbara Pavelic war gerade wieder aufdie Bühne gekommen, als ein kleiner Mann den Raum betrat. Er war außerAtem. Er wirkte, als habe er sich beeilt. Er trug einen grauen, längst aus der Mode gekommenen Anzug. In der Hand hatte ereine abgewetzteAktentasche und eine langstielige, rote Rose. Zielstrebig ging er auf den Platz zu, von dem aus er den besten Blick auf die Bühne hatte.Als die Kellnerin an seinen Tisch

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