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Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen

Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen

Titel: Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langen Müller
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vonstatten. Und dann hatte er ein besonderes Glück. An einem dieser Abende im Kulturinstitut, an denen immer wer singen, spielen oder vorlesen muss, damit die Menschen einen Grund haben, sich zu versammeln, hörte er plötzlich eine angenehme Stimme: »Ist Ihnen auch so langweilig?«
    Eine Frau. Gemessen an seinem Alter eher ein Mädchen. Eine Deutsche. Nachdem er ihre Frage bejaht hatte, kam es zum Austausch der grundlegenden Informationen. Sie war Architektin, die bei einem italienischen Star der Branche praktizierte. Sie ähnelte seiner verstorbenen Frau. Jedenfalls in der Physiognomie. Körperlich weniger. Seine Frau war der Typ der Brustschwimmerin gewesen, die hier war Turmspringerin. Ja, die sah nach einem dreifachen Salto mit doppelter Schraube aus. Wie komme ich auf diesen Vergleich?, fragte er sich. Logisch, er hatte am Vortag im Fernsehen die Europameisterschaften der Schwimmer gesehen und sich bei manchen Frauenkörpern gedacht, mir fehlt was. Er schlug vor abzuhauen.
    Sie saßen in einem kleinen Ristorante, er bestellte Wein und Wasser, dann lasen sie die Karte.
    Er sagte: »Ich würde ja gerne Spaghetti aglio olio essen, aber das möchte ich Ihnen nicht antun.«
    Sie sah ihn strahlend an: »Wenn ich sie auch esse, kann das kein Problem sein.«
    Sie erzählten einander viel und so frei, wie das häufig der Fall ist, wenn man einander im Ausland begegnet. Das Exterritoriale nimmt Hemmungen. Er erzählte von seiner wunderbaren Ehe und deren tragischem Ende und eben ganz besonders viel vom Haus, mit dem er sich nicht mehr identifizieren mochte. Das amüsierte die Architektin ungemein. Immer wieder fragte sie, konnte aber mit seinen Antworten nicht viel anfangen.
    »Ich hoffe, du kannst Literatur besser interpretieren«, sagte sie. Er nickte. Um zu einem Urteil zu kommen, müsste sie das Haus einmal sehen, wenn sie einmal Rom wieder verließe, meinte er. Das schloss sie nicht aus. Und sie erzählte von ihrer Affäre mit ihrem römischen Meister, ganz ungeniert von seinem gockelhaften Verhalten im Bett und von seinem völligen Unverständnis, als sie nicht mehr wollte.
    »Erst hat er getan, als müsste ich ihm dankbar sein, jetzt winselt er mich an.« Sie wäre also völlig ungebunden, sagte sie. »Ich bin eine Frau mit wenig Gepäck.«
    Als er daraufhin den Mut hatte, sie indirekt zu fragen, ob nicht – unterbrach sie mit einem klaren »Aber ja!«
    So schliefen sie schon am Ende des ersten Abends miteinander.
    Es folgte eine wunderbare Zeit. Erstens ist eine neue Liebe in Rom besonders gut platziert, zweitens kann eine Architektin einem kunstsinnigen Literaturprofessor diese Stadt so vorführen, dass er aus dem Staunen über sie – sowohl über die Stadt als auch über die referierende Frau – gar nicht mehr herauskommt.
    Oft ließ seine Aufmerksamkeit aber nach. Immer dann, wenn er zwanghaft Vergleiche mit seiner verstorbenen Frau anstellte. Die war immer in weiten, weichen, farblich kühnen Garderoben herumgelaufen, die hier streng klassisch wie aus dem Journal der allerersten Liga. Kompatibel sind die zwei nicht, dachte er sich.
    Das fiel ihm jetzt im Auto wieder ein, als er nach rechts schaute. Nachdem seine Romzeit zu Ende war, hatte auch sie die ihre beendet. Die Besichtigung des Hauses war einer der ersten Programmpunkte der Wiederankunft.
    Als sie schon in die Querstraße zum Haus einbogen und die Pracht der Vorgärten die gesellschaftliche Stellung der Eigentümer verriet, sagte er Sätze wie »Du wirst dich vielleicht wundern …«, »Da wird man natürlich einiges umstellen m–«, »Glaub ja nicht, dass ich beleidigt bin, wenn …«.
    Sie antwortete nur einmal: »Jetzt lass es mich doch erst einmal in Ruhe ansehen.«
    Sie betraten das Haus. Ihm erschien die gesamte Optik, die Ästhetik noch etwas fragwürdiger, erklärungsbedürftiger als zuletzt. Ihr leichtes Lächeln konnte er nicht bewerten. Galt es seiner Nervosität oder dem Gesamtbild?
    Sie würdigte ihn keines Blickes mehr, ging ruhig durch die Räume, blieb vor dem einen Bild oder dem anderen Vorhang stehen, schaute, befühlte. Er sah ein, dass er sich jetzt aus der Sache herauszuhalten hatte. Er setzte sich im Lebenszimmer – seine Frau hatte es so genannt – in ein Fauteuil und wartete. Aus dem ersten Stock hörte er einmal ein kurzes Lachen. Das ließ ihn nervös aufstehen und mit einem Finger über eine Granitfläche streichen. Er war beruhigt. Die beauftragte Reinigungsfirma hatte allmonatlich sorgsame Arbeit geleistet. Und

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