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Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen

Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen

Titel: Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langen Müller
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man laufen lassen.«
    Er ließ sich durch ihr Geheule bei der Beobachtung des Naturschauspiels nicht beirren. Der Hund hatte große Freude an den Fluchtversuchen seines Spielgefährten. Immer wieder fing er ihn ein und ließ ihn wieder los. Doch die Reaktionen des Igels wurden ärmer und kleiner, bis er sich – zum offensichtlichen Ärger des Terriers – nicht mehr regte.
    Er war tot. Nicht mausetot. Igeltot. Der prospektive Schrebergartenerbe kam unten an, besah den toten Igel, holte Spaten und Schaufel, grub an der Buschgrenze ein kleines Loch, beerdigte das Hundeopfer, trat den ausgestochenen Rasenziegel sorgsam in die Erde, die Spuren der Tragödie verwischend.
    Währenddessen hatte sich die Heulerei seiner Liebsten beruhigt. Nur ein paar tiefe Atemstöße kündeten von der durchlittenen Angst.
    Er wollte sie in die Arme nehmen.
    »Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen?«
    Die Antwort hatte mehr als einen Hauch von Aggression.
    »Ja, du musst doch den Hund vor dem Igel schützen!«
    Im ersten Moment begriff er nicht so recht. Dann dämmerte es ihm. Sie meint tatsächlich, ich hätte zu verhüten gehabt, dass sich der Hund, der süüüße Terrier Bimbo an den Stacheln seines Opfers verletzt.
    Er fragte sie nicht, ob es so war. Er wusste es.
    Während sie den unversehrten Terrier herzte und streichelte, ging er ins Holzhäuschen, legte sich übers Bett und dachte über seine Zukunft nach.
    Dann erschien er wieder im Garten, wo sie mit dem Hund spielte.
    Er sagte: »Der Hund kommt mir nicht mehr daher.«
    Sie sagte: »Dann komm ich auch nicht.«
    Er sagte: »Bitte.«

Die Stilfrage
    DER PROFESSOR WAR NERVÖS WIE SELTEN. Er wollte der Frau, die da neben ihm im Auto saß, sein Haus zeigen. Das Haus, in dem die beiden – wie sagt man? – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit – miteinander würden wohnen, also leben wollen. Wie würde sie das Haus finden?, fragte er sich immer wieder und meinte damit nicht die Fassade, nicht die Gründerzeitarchitektur, sondern die Inneneinrichtung. Denn die war – schwer, das richtige Wort zu finden. Der Professor hatte im Laufe der Jahre viele Urteile gehört. Von »hinreißend« bis »gewöhnungsbedürftig«, von »toll« bis »schauerlich«. Er hatte mit der Einrichtung nichts zu tun gehabt, er hatte sie aus Liebe grundsätzlich schön gefunden. Sie war das große geschmackliche Solo seiner verstorbenen Frau.
    »Die Gegend ist schon einmal sehr hübsch«, hörte er die wohlklingende Stimme neben sich. Sie waren gerade in den Stadtteil eingebogen, in dem das Cottage genannte Villenviertel begann.
    Diese Gegend. Es war dem Professor nicht möglich, nicht an damals zu denken.
    Seine Frau war seine Studentenliebe gewesen, falsch: er ihre, denn er war mittellos, studierte mit Hilfe eines Begabtenstipendiums Vergleichende Literaturwissenschaft, während sie in ihrer Eigenschaft als höhere Tochter ein zielloses Kunstgeschichte- und Archäologiestudium betrieb. Als die beiden einander nahe- und immer nähergekommen waren, hatte er begriffen: Es würde sinnreich sein, alles, was er an kleinbürgerlichem Mief in seinem Elternhaus erfahren hatte, abzustreifen, sich von diesem Mädchen das, was man Lebensart nennen könnte, von Grund auf beibringen zu lassen. Damit kein schiefes Bild entsteht, er war kein Barbar, er konnte mit Messer und Gabel essen, aber die stilistischen Verfeinerungen des menschlichen Umgangs waren ihm neu und des Begreifens wert. So also wurde er von seiner späteren Frau in die Gesellschaft der großen Universitätsstadt, vor allem aber in ihr Elternhaus eingeführt. Die Eltern hatten ihr großes, alteingesessenes Innenstadtgeschäft mit feinsten Vorhängen und Polsterbezügen erst kürzlich an eine große Handelskette verkauft und lebten ein bestsituiertes Bürgerleben als Privatiers.
    Ihre Villa war prall gefüllt mit – wohl über Generationen – ererbten und durch Zukauf ergänzten Stilmöbeln. Der dem Kleinbürgertum entstammende Student fühlte sich in diesem Mobiliar zwar deplatziert, hatte aber den größten Respekt davor. Er musste nämlich immer daran denken, dass das die Art von Mobiliar war, von der seine Mutter immer geträumt hatte. Da lagen die Teppiche übereinander, da schienen die kostbaren Kristallvasen einander den Platz streitig zu machen.
    Der Professor, der er damals noch nicht war, wurde von den Eltern seiner Frau, die sie damals noch nicht war, durchaus sympathisierend geduldet, zumal es sich um einen angehenden

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