Partnerin wider Willen
das eben nicht gehört.«
Dana lehnte sich zwischen Wagentür und Türöffnung. So verhinderte sie, dass Ellen die Tür zuzog. Sie beugte sich zu Ellen hinab. »Okay. Ich kann ja später vor der Dienststelle auf Sie warten, vielleicht haben Sie dann Lust auf ein Feierabendbier. Alkoholfrei, wenn Ihnen das lieber ist.«
»Wie kommen Sie auf die Idee, ich würde auch noch meine Freizeit mit Ihnen verbringen wollen?« Ellen runzelte die Stirn und zog nachdrücklich an der Wagentür. »Schönen Tag noch.«
Dana trat zurück. Sie sah dem abfahrenden Wagen hinterher. »Dann eben nicht«, murmelte sie.
Ellen kam ins Büro, als Marco gerade den Hörer auflegte. »Das war der Chef. Der hat von seinem Chef die unmissverständliche Ansage bekommen, dass der Fall Kessler oberste Priorität hat. Kessler war wohl der Busenfreund einiger Stadtmagnaten.«
Ellen verzog den Mund. »Wer einen solchen Freund hat, braucht keine Feinde«, sagte sie. »Wahrscheinlich wollen die Brüder nur wissen, ob er wirklich tot ist.«
Marco lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Scheint, als hättest du einen aufschlussreichen Tag gehabt. Lässt du mich daran teilhaben?«
»Die lange oder die kurze Version?«
»Was du für richtig hältst.«
Ellen gab Marco eine Zusammenfassung der Befragungen, die sie mit Grubers Worten beendete: »Kessler war ein Schwein.«
»Puh«, machte Marco. »Was für ein unangenehmer Zeitgenosse.«
»Und wie war es bei dir?«
»Kesslers Frau lässt nichts auf ihren Mann kommen. Er war ein guter Ehemann, ein fürsorglicher Vater.«
»Ein guter Versorger.«
»Genau. Die Kinder sind sehr reserviert. Ben, der Sohn, hat es nicht eilig mit der Firmenübernahme. Er sagt, er wird sein Studium erst beenden. Solange soll Gerstäcker den Laden führen. Die Tochter geht auf Abstand bei allem, was die Firma des Vaters betrifft. Und ich glaube, auch sonst.«
»Meinst du, sie wissen von den Geschäftsmethoden ihres Vaters?«
»Wahrscheinlich. Ihre Alibis habe ich überprüft, die sind in Ordnung. Frau Kessler hat natürlich keines. Aber wer lügt jetzt, was die Ehe der Kesslers angeht? Die Frau oder Gerstäcker?«
»Bei Kesslers Charakter – glaubst du da, dass er privat einfach alles ablegt und der perfekte Ehemann ist?«, fragte Ellen. Ihre eigene Antwort auf die Frage stand ihr ins Gesicht geschrieben.
»Nein«, stimmte Marco zu. »Frau Kessler macht uns was vor. Aber warum? Hat sie was zu verbergen, oder will sie einfach den Schein wahren?«
»Vielleicht beides?«
»Ich fühle ihr morgen noch mal auf den Zahn. Wenn ich sie mit dem konfrontiere, was du mir gerade erzählt hast, wird sie vielleicht etwas gesprächiger.«
»Gut. Wie weit bist du bei den Angestellten gekommen?«
»Von denen hat keiner ein sichtbares Motiv. Aber nach dem, was du erzählt hast, wird mir jetzt die eine oder andere Andeutung klar, die da durchkam.«
»Haben wir mittlerweile den vollständigen Bericht vom Doc?«
»Liegt in deinem Eingangskorb.«
Ellen schaute nach, fischte die Mappe unter ein paar anderen Blättern hervor und blätterte darin. »Die Hämatome sind älter, etwa zwei Tage vor Kesslers Tod entstanden?« Sie sah auf. »Hatte Kessler zwei Tage zuvor eine Auseinandersetzung mit seinem späteren Mörder?«
»Bei der Anzahl der Leute, die er vergrault hat, kann es sich durchaus um zwei verschiedene Personen handeln.«
»Auch wahr.«
»Was ist mit den Leuten vom Mietshaus?«, erkundigte sich Marco.
»Da fahre ich auf dem Heimweg vorbei.« Ohne dass mir Dana dabei an den Fersen klebt. Ha! »Vermutlich wird sowieso nichts Konkretes dabei rumkommen.«
»Na, zumindest eine Liste mit Alibis, die wir überprüfen müssen.«
Als Ellen wenig später die Dienststelle verließ, kam ihr eine Schrecksekunde lang der Gedanke: Was, wenn Dana wirklich draußen stand und auf sie wartete? Blödsinn, Ellen, schalt sie sich sofort. Du hast ihr mehr als deutlich zu verstehen gegeben, wo sie sich hinscheren kann.
Dennoch sah Ellen sich verstohlen um. Und wie sie erstaunt feststellte, beschlich sie dabei eine gewisse Erwartung. Wonach eigentlich? Dass Dana hinter dem Laternenpfahl auftauchte und sie angrinste? Ellen schüttelte den Kopf über sich selbst.
4.
» W ie hast du das geschafft?«, begrüßte Marco sie am nächsten Morgen und erntete dafür einen fragenden Blick von Ellen. »Nur vier kurze Zeilen unter der Überschrift Nichts Neues im Fall Kessler . Normalerweise lässt sie einen nicht so einfach vom Haken.«
»So? Na, dann
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