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Partnerin wider Willen

Partnerin wider Willen

Titel: Partnerin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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der Traum vom Eigenheim ausgeträumt war. Kessler hatte vor gut einem Jahr das zu drei Vierteln fertige Haus zum reinen Materialpreis ersteigert. Laut Ehepaar Mahler hatte Kessler die anderen Bieter mittels eines Tricks ausgeschaltet. Es war ihm gelungen, einen der Bauarbeiter zu bestechen, vor dem Besichtigungstermin den Keller des Hauses voll Wasser laufen zu lassen, so dass alle Interessenten annehmen mussten, dass es hier Grundwasserprobleme gab. Der Bauarbeiter, ein Osteuropäer, war anschließend wie vom Erdboden verschwunden, und Kessler konnte man nichts nachweisen. Das Ehepaar wohnte jetzt in einer kleinen Zweizimmerwohnung zur Miete – ohne jeden Luxus, dafür mit einem horrenden Restkredit. Die Episode Hausbau würde die beiden für den Rest ihres Lebens begleiten. Auf die Nachricht von Kesslers Tod reagierte Herr Mahler mit der Bemerkung: »Wer auf die Art Geschäfte macht, muss mit so was rechnen.« Für die Tatzeit gaben die Eheleute an, bei ihrer Tochter und ihrem Enkel in Köln zu Besuch gewesen zu sein. Sie seien Donnerstag losgefahren und die ganzen Osterfeiertage dort geblieben. Ellen notierte die Telefonnummer der Tochter, um später das Alibi zu überprüfen. Aber sie zweifelte nicht an der Aussage der beiden.
    Der zweite Name auf Gerstäckers Liste, Lutz, gehörte einem Bankangestellten, der drei Jahre nach dem Hausbau seinen Job verloren hatte, womit die Finanzierung ins Wanken geraten und vor einem Dreivierteljahr schließlich zusammengebrochen war. Frau Lutz hatte ihren Mann vor vier Monaten verlassen. Kurz danach hatte er einen neuen Job bei einem Security-Unternehmen gefunden und wohnte jetzt allein in einer kleinen, aber geschmackvoll eingerichteten Mietwohnung. Lutz zahlte nicht nur den Kredit, sondern auch Unterhalt für seine Frau. Donnerstagabend musste er arbeiten; für Freitag hatte er kein Alibi, sagte, er habe zu Hause den ganzen Tag durchgeschlafen. Die ständig wechselnden Arbeitszeiten machten ihm zu schaffen.
    Als drittes fuhren sie zu einer Adresse, an der ein Ehepaar Brack wohnte. Die Bracks waren aber nicht zu Hause. Die Nachbarin gab Auskunft, die Eheleute seien im Urlaub auf Mallorca – seit einer Woche, und sie würden erst am Freitag zurück sein. Sie habe den Schlüssel zur Wohnung, um die Blumen zu gießen, und den Hund in Logis und Kost. Da die Bracks es sich noch leisten konnten, in Urlaub zu fliegen, schloss Ellen sie als Verdächtige aus.
    Sie wollte schnurstracks weiterfahren, zu Gruber, dem Vierten auf der Liste. Doch Dana protestierte. »Stopp!«, sagte sie. »Machen Sie denn nie eine Pause? Ich habe Hunger.«
    Schon vor zehn Minuten, als sie vor dem Mietshaus der Bracks angekommen waren, hatte Dana mit dem Schnellimbiss auf der gegenüberliegenden Straßenseite geliebäugelt. Nun deutete sie auf das kleine Lokal. »Lassen Sie uns dort was essen.«
    Ellen nickte wortlos. Ihre Anspannung hatte sich etwas gelöst: Zu ihrem Erstaunen war ihre Befürchtung, Dana könnte durch ständiges Unterbrechen die Befragungen behindern, bisher nicht in Erfüllung gegangen. Die Journalistin hielt sich erstaunlich zurück. Das stimmte Ellen ein wenig milder. Zudem war es Mittag, und sie hatte seit dem Morgen nichts mehr gegessen. Ihr Magen hatte bereits vorhin im Auto rumort. Da hatte sie ihn noch mit einem Bonbon beruhigen können, doch noch einmal würde er sich so nicht abspeisen lassen.
    Wenig später standen die beiden Frauen an einem Bistrotisch. Ellen kaute schweigend ihre Bulette mit Brot, Dana spießte ein Stück Currywurst nach dem anderen vom Pappteller auf und schob sich dazwischen Pommes in den Mund. Dabei beäugte sie Ellen. Was dieser nicht entging. »Hab ich lila Punkte im Gesicht?«, fragte sie.
    Dana lächelte. »Nein.«
    »Dann ist ja gut.«
    Dana tunkte zwei Pommes auf einmal in Ketchup und steckte sie in den Mund. »Wir sind ein ganz gutes Team. Was meinen Sie?«, fragte sie.
    »Hmm«, machte Ellen unbestimmt.
    »Finden Sie nicht?«
    Ellen fühlte sich zu ihrem eigenen Erstaunen von Danas Konversationsversuch nicht sonderlich genervt. »Was wollen Sie denn hören?«
    »Etwas Nettes natürlich.«
    Ellen zog die Augenbrauen hoch. »Dazu besteht wahrlich keine Veranlassung.« Übertreiben wollte sie es nun auch nicht gleich! »Was mich angeht, sind Sie wie Kaugummi unterm Schuh. Klebrig und lästig. Wenn überhaupt ein Team, dann sind wir ein aus der Not geborenes.«
    »Manchmal erweist sich etwas aus der Not Geborenes später als glückliche Fügung«,

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